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Keine Doppelbürger in der Nati? Der SFV erntet einen Shitstorm

Keine Doppelbürger in der Nati? Der SFV erntet einen Shitstorm

Auf die Doppeladler-Diskussion folgt die Doppelbürger-Debatte: Doch der Vorschlag des Fussballverbands (SFV) könnte zu einem Eigentor werden. Im Netz hat Generalsekretär Alex Miescher einen Shitstorm ausgelöst.
06.07.2018, 14:1806.07.2018, 14:54
Jürg Krebs / Nordwestschweiz
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bild: Keystone/Montage_AZ

Der Schweizerische Fussballverband (SFV) will diskutieren, ob Doppelbürger nicht mehr vom Verband ausgebildet und in die Nationalmannschaft berufen werden sollen. Der SFV befeuert damit die Doppeladler-Affäre erneut, die er eigentlich für beendet erklärt hatte. Aus der Doppeladler-Diskussion wir nun eine Doppelbürger-Debatte.

Das Gesicht dieser Polemik ist SFV-Generalsekretär Alex Miescher: Man wage einen Vorstoss und überprüfe, wie die Resonanz ist, sagte er gegenüber Medien: «Wenn es dann heisst, es sei eine Schnapsidee, dann ist das okay.»

Der Generalsekretär des Schweizer Fussballverbands zeigt Fotografen an der WM in Russland seine Akkreditierung.
Der Generalsekretär des Schweizer Fussballverbands zeigt Fotografen an der WM in Russland seine Akkreditierung.bild: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Wenn er sich da mal nicht täuscht. Die Reaktionen in den Sozialen Medien können ihm nicht gefallen. Droht dem SFV ein herber Image-Schaden?

Kaum jemand, der den Vorschlag begrüsst. Es lassen sich grob fünf Gruppen von Reaktionen und Argumenten ausmachen:

Der Qualitätsverlust

Eine häufige Argumentation der Twitterer ist: Würde man die Doppelbürger aus der Schweizer Nationalmannschaft ausschliessen, dann würde der Substanzverlust die Schweiz auf ein tieferes Niveau sinken lassen. Das kleine San Marino ist ein genanntes Beispiel. 

Das sieht auch die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr so:

Die Logik-Lücke

Ist das Problem gelöst, wenn ein Spieler einen von zwei Pässen abgibt? Nein, meint Nationalrätin Irène Kälin. Ob man zu einem Land hält, hängt mit dessen Gefühlen zum Herkunftsland zusammen, ist also administrativ nicht zu lösen:

Überhaupt verstehen viele nicht, warum der Fussballverband die Diskussion mit der Doppelbürger-Debatte neu anheizt, nachdem er sich bei der Doppeladler-Affäre um Ruhe bemüht hatte und immer wiederholte, dass die Pose nichts mit Politik zu tun habe, sondern Ausdruck der Freude sei.

Der Querverweis

Welche Auswirkungen hat die Debatte auf andere Sportarten? Was ist zum Beispiel mit Tennis? Roger Federer besitzt auch die Südafrikanische Staatsbürgerschaft. Soll er diese abgeben müssen? Gar gesperrt werden, falls er dies nicht tut?

Die Solidarität-Bezeugung

Der Angriff auf die Doppelbürger unter den Nati-Spielern lässt viele Twitterer für sie Partei ergreifen: 

Andere erinnern daran, dass in der Schweiz 1.5 Millionen Doppelbürger leben. Das ist jeder vierte Schweizer. Und die Twitterer fragen sich, warum der SFV denen an den Karren fährt.

Die Flucht in den Zynismus

Mancher flüchtet sich in Zynismus. Schauspieler und Oltner Mike Müller geht auf Distanz zum Solothurner Kantonskollegen Miescher:

Entlarvend auch diese Meinung:

Dieser schweiz-italienische Doppelbürger reagiert nur noch genervt:

Die Claqueure

Und wo bleibt der Applaus für den Schweizer Fussballverband und dessen Generalsekretär Miescher? Auf Twitter kaum zu finden. Es melden sich rechte Kreise, die lieber mit «echten» Schweizern untergehen, als mit «falschen» Schweizern zu siegen. (aargauerzeitung.ch)

Doppeladler-Affäre schweisst Nati noch mehr zusammen

Video: srf
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244 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MisterM
06.07.2018 12:22registriert Januar 2015
Shaqiris Schuhe stehen für mich mehr für die Schweiz als alles, was dieser Miescher rausgelassen hat.

Multikulti, DAS ist die Schweiz für mich. Darauf war und bin ich stolz. Diese engstirnige, sinnlose Schnapsidee ist pures Gift und sollte keinen Platz haben in unserem Land.

Dass wir überhaupt darüber diskutieren müssen, macht mich wütend.
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Joshuuaa
06.07.2018 12:22registriert Januar 2016
Es gibt noch ein weiteres Element: Ich habe selbst zwischen 14 und 16 von der Ausbildung des Schweizer Fussballverbands profitiert. Und ich habe viel gelernt: Biss, Arbeitsethos, Disziplin, Zielstrebigkeit. Dinge, die mir an der Schule und zu Hause nicht beigebracht wurden, die für die Gesellschaft aber von Wert sind - auch wenn ich nicht in der grossen Nati spiele...
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Lowend
06.07.2018 12:24registriert Februar 2014
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