Über 100'000 Zuschauer zog es am 10. Juni 2018 ans Zürcher Seebecken und ins angrenzende Enge-Quartier, als mit dem E-Grand-Prix zum ersten Mal seit über 60 Jahren in der Schweiz wieder ein Motorsport-Rundstreckenrennen stattfand. Weil die Innenstadt aufgrund des Züri-Fäschts 2019 in diesem Sommer bereits stark belastet ist, erteilte der Zürcher Stadtrat dem E-Grand-Prix Ausgabe 2019 eine Absage.
Dieses Jahr gastiert die Formel E deshalb in Bern. Am 22. Juni 2019 werden die E-Boliden mit bis zu 250 km/h auf einem Kurs rund um den Bärengraben unterwegs sein.
It's official! New @FIAFormulaE track in Berne, race date 22.06.2019 #SwissEPrix pic.twitter.com/ZMdf5otlRF
— Matthias Dubach (@MatthiasDubach) 15. Oktober 2018
Für 2020 zeigte sich der Zürcher Stadtrat aber wieder offen für die Formel E. Nun wartete blick.ch* am Ostermontag mit einer spektakulären Meldung auf: «Verrückter Plan mit Rennstrecke auf dem See!», so die Überschrift. Rund 400 Meter der Strecke sollen über eine provisorische, schwimmende Brücke im Seebecken führen. «So was gabs noch nie im Rennsport!», zeigte sich der Motorsport-Experte der Blick-Redaktion begeistert.
Die titelgebende Streckenvariante über den See ist nur eine von zwei Varianten. Die andere ist am Hönggerberg geplant und führt rund um den dortigen Standort der ETH. Pascal Derron, Präsident des Organisationskomitees, betont im «Blick», dass man sich momentan auf die Strecke am Hönggerberg konzentriere: «Das ist eine machbare Variante, auch wenn man noch einiges umbauen müsste.»
.@BLICK_Sport exklusiv: So sehen die beiden Streckenentwürfe für die Formel E 2020 in Zürich aus / possible track layouts for E-Prix Zurich 2020 @FIAFormulaE @swiss_eprix pic.twitter.com/IUlZJFtFc1
— Matthias Dubach (@MatthiasDubach) 23. April 2019
Beim «Blick» sähe man offenbar aber lieber wieder ein Rennen mit dem Seebecken und der Zürcher Altstadt im Hintergrund. «Formel E muss am See bleiben», doppelt der Motorsport-Experte in einem Kommentar in der Print-Ausgabe vom Dienstag nach. Eine Strecke am Hönggerberg wäre seiner Meinung nach der falsche Standort.
Der Artikel neben dem Kommentar geht der Frage nach, ob sich die See-Variante überhaupt realisieren lasse. Ein Ingenieur gibt darin «grundsätzlich grünes Licht» für den Kurs, inklusive schwimmender Brücke, auch wenn es noch Details zu klären gebe.
Doch diese Brücke wird nicht zum Schwimmen kommen. «Es wird kein Rennen in der Innenstadt geben», so Mathias Ninck, Sprecher des zuständigen Sicherheitsdepartements. «Der Stadtrat will kein Rennen im Zentrum oder ums Seebecken», so die klare Absage. Schon im Herbst 2018 hielt er fest, dass es für einen E-Grand-Prix 2020 ein «anderes Austragungsgelände» gefunden werden müsse.
Auch bei der Variante auf dem Hönggerberg gibt es noch Fragezeichen. Ein Teil der Rennstrecke würde über den Wässerlingsweg führen, einen geteerten Feldweg, der am Rande des ETH-Geländes durch Acker- und Wiesenflächen führt. Dieser müsste «auf die erforderliche Rennstreckenbreite» ausgebaut werden, wie OK-Präsident Derron im «Blick» erklärt.
Ob das möglich ist, steht derzeit noch in den Sternen. Mathias Ninck vom Zürcher Sicherheitsdepartement bestätigt lediglich, dass bei der Stadt ein Gesuch über die Durchführung eines Formel-E-Rennens im nächsten Jahr auf dem Hönggerberg eingegangen ist. Die vorgesehene Rennstrecke befinde sich teilweise auf dem Gelände der ETH Zürich, so Ninck. «Die Stadt wird nun das Gespräch mit der ETH suchen, um die aus dem Gesuch hervorgehenden Fragen zu klären.»
Bei der Hochschule hingegen ist noch keine offizielle Anfrage für die Durchführung des Formel-E-Rennens eingegangen. «Wir uns deshalb nicht weiter dazu äussern», sagt ETH-Sprecherin Anna Maltsev gegenüber watson.
*Korrektur: In einer ersten Version des Artikel hiess es fälschlicherweise, dass «Blick» Medienpartner des E-Grand-Prix sei. Das entspricht nicht den Tatsachen. Wir bitten um Entschuldigung für den Fehler.