Das ist nun die grosse Frage. Geht es nach der Leitung des «Projektes Ensemble», soll das Stadion so schnell wie möglich gebaut werden. Das Baugesuch wird im März 2019 eingereicht, der Baubeginn ist auf November 2019 angesetzt. Das erste Spiel soll dann im Juli 2021 stattfinden. Die Bewohner der zwei Wohntürme und der Genossenschaftssiedlung können ab 2022 einziehen.
Läuft alles nach Plan, öffnet das Stadion seine Tore also im Sommer 2021. Dieser Zeitplan ist sehr optimistisch. Denn: Ab der Eingabe des Baugesuches im März kann es noch zu verschiedenen Verzögerungen kommen.
Als Erstes könnte der Gestaltungsplan des Areals im Gemeinderat durchfallen. Dass sich der Gemeinderat gegen den Volkswillen stellt, ist aber unwahrscheinlich. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass Private das Referendum ergreifen. Die Verzögerung beläuft sich dann laut Tages-Anzeiger auf rund sechs Monate.
Auch gegen das Baugesuch wird mit grosser Wahrscheinlichkeit von verschiedenen Seiten Rekurs eingelegt werden. Wenn die Gegner des Stadions es darauf anlegen, können also Private die Befürworter zwei Mal durch alle drei Instanzen bis vor Bundesgericht schleifen. Im Worst-Case-Szenario erfolgt der erste Anpfiff etwa im Jahr 2028 oder gar noch später.
Wie lange ein angesetzter Bau verschoben werden kann, zeigt das Beispiel der Skateanlage in der Allmend. 2004 schrieb der Gemeinderat das Baugesuch aus und erst 2013, fast zehn Jahre später, konnte der Park geöffnet werden. Ähnliches passierte im Nachbarkanton Aargau. Dort wartet der FC Aarau seit den 90er-Jahren auf ein neues Fussballstadion. 2008 segnete das Stimmvolk einen Kredit von 17 Millionen Franken ab, was folgte, waren ein Beschwerde-Marathon und weitere Abstimmungen. Wann mit dem Bau begonnen werden kann, ist bis heute nicht klar. Der früheste Termin ist 2022 oder 2023.
Im Vorfeld kämpfte die eigene Partei von SP-Stadtpräsidentin Corine Mauch prominent gegen das Stadion und reichte gar eine Initiative ein. Unter dem Titel «Für ein transparent finanziertes Fussballstadion» will die SP, dass die Stadt das Stadion selber zahlt und separat über die Wohnprojekte auf dem Nachbargrundstück abstimmt.
Projekt Ensemble - Baurechtsvertrag: Was für ein Pyrrhussieg. Die Leute glauben, sie bekämen ein Stadion und werden viele Jahre warten müssen, wenn überhaupt (Gestaltungsplan, Baubewilligung) Es gibt Momente, in denen man in der Zukunft nicht Recht bekommen möchte.
— Jacqueline Badran (@JayBadran) November 25, 2018
Nach dem Ja zum Fussballstadion appellierte Mauch an einer Pressekonferenz an Jacqueline Badran und die SP und bat, die Initiative zurückzuziehen. Auf Anfrage sagt Nationalrätin Badran, es liege nicht an ihr zu entscheiden, ob die SP dem Appell von Mauch nachkommt. Jedoch gehe sie davon aus, dass das Parteipräsidium die Initiative zurückziehen werde, schliesslich liege nun ein Volksentscheid vor. Doch damit sei der Weg für den Baubeginn des Stadions noch lange nicht geebnet. «Vor uns liegt ein Rechtsstreit, der bis vor Bundesgericht gehen und mindestens zehn Jahre andauern wird», ist sich Badran sicher. Denn jetzt müssten erst noch der Gestaltungsplan und die Baubewilligung genehmigt werden. Und dagegen habe sich ja bereits im Vorfeld aus Kreisen des Höngger Freisinns Opposition angekündigt.
Tatsächlich ist den Bewohnern von Höngg das Stadion und insbesondere die zwei geplanten Wohntürme ein Dorn im Auge. Der Widerstand des «Komitees gegen den Höhenwahn» wird auch nach dem «Ja» der Stimmberechtigten nicht versiegen. Sie wollen das Stadion mit allen juristischen Mitteln bekämpfen. Prominente Köpfe der Gruppe sind der frühere FDP-Gemeinderat und Heimatschutz-Präsident Marcel Knörr und der ehemalige Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», Felix E. Müller.
Nach zwei gescheiterten Stadion-Abstimmungen lancierte die Stadt Zürich 2014 ein neues Investorenprojekt. Das Rennen machte «Ensemble», ein 570-Millionen-Franken-Objekt, das gänzlich von den Investoren bezahlt wird. Das Stadion mit 18'000 Plätzen gehört zu 100 Prozent der Baufirma HRS.
Es wird durch zwei 137 Meter hohe Türme mit Wohnungen, Gewerberäumen und einer Genossenschaftssiedlung querfinanziert.
In der Südkurve stehen 4500 Stehplätze für die FCZ-Fans, in der Nordkurve ebenso viele für die GC-Fans bereit.
Der Rekordmeister musste in den letzten zehn Jahren seine Heimspiele im Letzigrund-Exil austragen. «Wir freuen uns, endlich wieder nach Hause zu kommen», sagt ein GC-Fan. Denn nun zeichnet sich ein Ende ab. Und obwohl es noch Jahre dauern könnte, bis der erste Ball im neuen Stadion rollt, ist die Freude gross. «Ich bin sehr erleichtert über das Ja. Aber das ist noch lange kein Freipass, dass das Stadion wirklich gebaut werden kann», so ein anderer GC-Anhänger.