Schweiz
Strasse

Hier stehen die meisten: Diese Blitzer-Fakten musst du kennen

Des voitures roulent devant un radar sur l'autoroute entre Morges et Lausanne ce mercredi 22 juillet 2015 a Lonay. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Sicherheitsgarant für die einen, Abzocke für die anderen. Blitzer sind in der Schweiz umstritten.Bild: KEYSTONE

In welchen Städten die meisten Radarfallen stehen – diese Blitzer-Fakten musst du kennen

Radarmessgeräte sind unter Autofahrern verhasst. Die Polizei nutzt sie, um gefährliche Strassenabschnitte zu beruhigen – und als Einnahmequelle. Wir zeigen dir, welches die Radar-Hochburgen der Schweiz sind und wie viel Geld die Blitzer in die Kassen spülen.
04.08.2017, 13:2813.09.2017, 12:17
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Insgesamt stehen in der Schweiz fast 600 automatische Radargeräte im Einsatz. Mobile Geräte, die von Polizisten bedient werden, ausgeschlossen. Die Anlagen konzentrieren sich besonders auf Schweizer Städte. In der Stadt Zürich alleine stehen 87 Blitzer. watson hat bei den Gemeinden und Stadtpolizeien nachgefragt und die Daten ausgewertet.

Top 10 der Schweizer Städte mit den meisten Blitzern

Anzahl Blitzer Schweizer Städte Radarfallen
Anmerkung: Die Blitzer in der Stadt Lugano gehören grösstenteils der Kantonspolizei und nicht der Stadtpolizei.Bild: watson

Die meisten Blitzer stehen in Zürich, gefolgt von Lausanne und Luzern.

Schaffhausen hat die meisten Blitzer pro Kopf

Vergleicht man jedoch die Anzahl Blitzer mit der Bevölkerungszahl, landet Zürich nur auf dem vierten Platz. Die Stadt Schaffhausen hat mit relativ wenig Einwohnern (35'948, Ende 2015) und elf Blitzern die höchste Radarfallen-Dichte pro Kopf. Auch die Städte Luzern, Lausanne, Zürich und Biel weisen verglichen mit der Bevölkerungszahl eine hohe Dichte von Blitzern auf. 

Die Stadt Basel belegt mit zehn Blitzern auf 169'916 Einwohner (Ende 2015) den zehnten Platz und ist damit in dieser Auswahl das Schlusslicht.

Blitzer in Schweizer Städten pro 10'000 Einwohner:

Blitzer Radarfallen Schweiz Vergleich 2016
Anmerkung: Da nicht alle zehn Städte über aktuelle Einwohnerzahlen (2016) verfügen, wurden die Einwohnerzahlen von 2015 verwendet.  Bild: watson

Die fleissigsten Blitzer

Die Stadt Basel hat dafür die fleissigsten Radarmessgeräte. Die zehn Blitzer haben 2016 unglaubliche 101'016 Geschwindigkeitsübertretungen festgestellt, Rotlichtmissachtungen ausgeschlossen. Das macht im Schnitt 10'102 Übertretungen pro Blitzer. Schaffhausen landet mit 7855 Blitzen pro Radarmessgerät auf dem zweiten Platz.

Für Genf und Lugano liessen sich keine konkreten Zahlen zu Geschwindigkeitsübertretungen auftreiben, deshalb fehlen die beiden Städte in dieser Aufstellung.

Anzahl Übertretungen pro Radarmessgerät:

Blitzer Radarfallen Schweiz Vergleich 2016
Für Genf und Lugano liessen sich keine aktuellen Zahlen zu Geschwindigkeitsübertretungen finden, deshalb werden sie in dieser Karte ausgelassen.Bild: watson

Wo am häufigsten gerast wird

In Schaffhausen scheinen es die Autofahrer besonders pressant zu haben. Hier gibt es pro Einwohner im Jahr im Schnitt 2,4 Geschwindigkeitsübertretungen. Schlusslicht bildet die Stadt Bern. Hier gibt es pro 1000 Einwohner nur 95 Geschwindigkeitsübertretungen.

Anzahl Übertretungen pro 1000 Einwohner:

Blitzer Radarfallen Schweiz Vergleich 2016
Wegen fehlenden Zahlen sind auch hier Genf und Lugano ausgeschlossen.Bild: watson

So viel Geld spielen die Blitzer ein

In der Stadt Zürich gibt es 87 stationäre und semistationäre Radaranlagen. Durch die Messungen dieser Anlagen wurden im letzten Jahr 374'000 Geschwindigkeitsbussen verteilt. Damit nahm die Stadtpolizei Zürich 20 Millionen Franken ein. Der «fleissigste» Blitzer steht an der Hohlstrasse. Auf Platz zwei und drei landen die beiden Blitzer an der Bucheggstrasse gleich nach der Hardbrücke Richtung Oerlikon.

Im restlichen Kanton Zürich stehen 14 Anlagen, zwei fix und zwölf semistationär. Insgesamt nahm der Kanton Zürich 25 Millionen Franken durch Ordnungsbussen aus dem Strassenverkehr ein.

Blitzeranlagen im Kanton Zürich:

Blitzer
Zahlen zum Kanton Zürich.Bild: watson

In Basel wurden im Februar auf der Autobahn in nur zweieinhalb Stunden 588 Rotlicht-Sünder gebüsst. Umsatz: 147'000 Franken. 

Auch die Tessiner wissen, wie man Radarfallen positionieren muss. Eine Radarfalle bei Balerna hatte 2016 in nur sechs Monaten ganze acht Millionen Franken eingebracht. Es wurden 68'000 Verstösse gegen das Tempolimit gemessen. Die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei 199 km/h, erlaubt sind 100. 

Auswirkungen der Blitzer

1972 wurden bei Dübendorf in Zürich versuchsweise die ersten Radarmessgeräte installiert. Seitdem hat sich die Anzahl der Geräte in der Schweiz stetig erhöht.

Konsequenz: Die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten wegen zu schnellem Fahren haben stetig abgenommen. Dies dürfte aber auch mit der allgemeinen Temporeduktion auf Schweizer Strassen von 1984 und der Verbesserung der Sicherheit der Fahrzeuge zusammenhängen.

Verletzte und Tote in Folge von zu schnellem Fahren auf Schweizer Strassen:

Blitzer
daten: bfs, Bild: watson

Eine weitere Veränderung besteht darin, dass früher auf den Autobahnen öfters zu schnell gefahren wurde als heute. Mittlerweile halten mehr als 80 Prozent der Autofahrer die Maximalgeschwindigkeiten auf Schweizer Autobahnen ein. Ausserorts sind Autofahrer aber vermehrt schneller unterwegs als erlaubt.

Anteil der Verkehrsteilnehmer, die zu schnell fuhren:

Blitzer
daten: eth-studie 2003-2010, Bild: watson

Schweizer nach eigenen Aussagen brave Fahrer

Im europäischen Vergleich geben sich die Schweizer regeltreu. In einer Umfrage gaben hierzulande nur etwas mehr als 60 Prozent an, im letzten Monat innerorts mindestens einmal zu schnell gefahren zu sein. Der EU-Schnitt liegt bei fast 70 Prozent.

Anteil der Personen, die laut eigener Aussage im letzten Monat innerorts mindestens einmal zu schnell fuhren: 

Blitzer
daten: eurostat, Bild: watson

Fahrerin rammt Polizeiauto und flieht:

Video: reuters
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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Güggel
04.08.2017 16:52registriert März 2017
Ich schlage vor, dass alle Bussen in die AHV fliessen. Es ist stossend, dass Bussen ein Budgetposten von Kommunen und Kantonen sind. So stehen die Geräte dort, wo sie am meisten einspielen, nicht dort, wo sie der Sicherheit dienen.
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Poegg
04.08.2017 14:58registriert Juli 2017
Dass im bedächtigen Bern pro Kopf am wenigsten gerast wird ist schon fast kitschig-klischeehaft...
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-woe-
04.08.2017 13:47registriert Dezember 2015
Ich habe schon länger beschlossen, keine Bussgelder mehr zu bezahlen und diese staatliche Wegelagerei zu boykottieren. Wie ich das mache? Ich halte mich an die Verkehrsregeln.
Ich warte schon lange auf eine gemeinsame Aktion von ACS, TCS, Autopartei und SVP: "Keine Bussgelder für den Staat!" Ein Jahr lang fahren alle die korrekte Geschwindigkeit, gurten sich an und zahlen brav die Parkgebühren.
Hei, wird das ein Gaudi, wenn dann Ende Jahr dem Staat die budgetierten Einnahmen aus den Bussen fehlen!
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