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Jetzt doch – springt nach der FDP auch die SVP auf den Klimazug auf?

Jetzt also doch: Springt nach der FDP auch die SVP auf den Klimazug auf?

Privat vor Staat: Doris Fiala plädiert für liberale Lösungen in der Klimapolitik. Jetzt ist es der Präsidentin der FDP Frauen Schweiz gelungen, auch SVP-Präsident Albert Rösti ins Boot zu holen für ihr Anliegen. Das Thema Wasserstoff verbindet sie.
14.05.2019, 15:1314.05.2019, 15:22
Kari Kälin / CH Media
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SVP-Präsident Albert RöstiBild: KEYSTONE

Klima- und Umweltfragen dominieren die tagespolitische Agenda. Gemäss dem SRG-Wahlbarometer vom Februar messen die Wähler dem Thema nach den Krankenkassenprämien und den Beziehungen zur EU am drittmeisten Gewicht bei. Politisches Kapital geschlagen von der Klimadebatte haben an den kantonalen Wahlen im Frühling vor allem die Grünen und Grünliberalen – aber auch die FDP ist auf den Klimazug aufgesprungen.

Die FDP-Parteibasis sprach sich in einer Umfrage für eine CO2-Abgabe auf Treibstoffe und Flugtickets aus. Ob diese Ergebnisse als Forderungen in ein neues Positionspapier einfliessen, ist noch offen.

Klar ist: In der FDP gibt es Bestrebungen, den Herausforderungen des Klimawandels mit liberalen Rezepten zu begegnen. «Privat vor Staat», lautet das Motto, das Doris Fiala, Zürcher Nationalrätin und Präsidentin der FDP Frauen, propagiert. Für den 1. Juni hat sie in Hunzenschwil im Kanton Aargau einen Anlass organisiert mit dem Titel «Liberale Klimapolitik auf dem Prüfstand: Wasserstoff H2 - Treibstoff für den Klimaschutz». Fiala und andere Redner wollen dabei unter anderem aufzeigen, welches Potenzial die Wasserstoffmobilität birgt, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Portrait von Doris Fiala, Unternehmerin und Nationalraetin FDP des Kantons Zuerich, aufgenommen am 31. Mai 2010 in Zuerich. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
Doris FialaBild: KEYSTONE

15 Unternehmen, darunter Migros, Coop, Fenaco, die Emil Frey Gruppe oder Galliker Transport und Logistics, haben sich zum Förderverein H2-Mobilität zusammengeschlossen. Das Ziel lautet, dass bis 2023 für diese Unternehmen 1000 Lastwagen fahren, die mit Wasserstoff betrieben werden.

«Wir wollen in Hunzenschwil aufzeigen, dass man neue Technologien fördern muss, anstatt eine dogmatische Umweltpolitik zu predigen,»

sagt Fiala. Die Zürcher Nationalrätin konnte für den Anlass nicht nur Parteikollegen wie Fraktionschef Beat Walti oder Präsidentin Petra Gössi gewinnen. Vielmehr wird auch SVP-Präsident Albert Rösti ans Rednerpult treten, wie die NZZ am Dienstag berichtete.

Das ist für Fiala insofern ein Erfolg, als die SVP bis jetzt versuchte, den Ball in der Klimadebatte möglichst flach zu halten, sie als Medienhype abzutun. Allerdings gab es auch in der wählerstärksten Partei Stimmen, die für einen anderen Ton in der Klimafrage plädierten. Zu seinem Auftritt in Hunzenschwil sagt Rösti:

«Die SVP setzt sich für eine intakte Umwelt ein – dies allerdings nicht wie die Linken mit Panikmache, Verbotswahn und fundamentalistischem Erziehungszwang.»

Die SVP setze vielmehr auf eigenverantwortliches Handeln, eine produzierende Landwirtschaft und die Umsetzung der Erkenntnisse einer unabhängigen Forschung und Wissenschaft. «Daher unterstützen wir auch die Möglichkeit, umweltschonenden Wasserstoff als Treibstoff zu verwenden.»

Doris Fialas Engagement in Umweltfragen kommt nicht von ungefähr. Die Stadt Zürich stimmte 2008 mit deutlichem Resultat für die 2000-Watt-Gesellschaft. «Danach habe ich mir überlegt, wie man bei dieser Ausgangslage eine liberale Umweltpolitik machen könnte.» Fiala identifizierte verdichtetes Bauen, Ernährung aus ökologischer Produktion und Innovation bei der Mobilität als mögliche Handlungsfelder. Die Wasserstoff-Initiative sei ein gutes Beispiel, wie neue Technologien Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels geben könnten.

Fiala will sich nicht bei links-grün anbiedern

Fiala sagt, sie betreibe eine pragmatische Klimapolitik ohne Scheuklappen. Sie habe SVP-Präsident Albert Rösti auch ins Boot geholt, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, sie biedere sich bei links-grün an.

Übrigens: Rösti ist nicht der einzige SVP-Vertreter, der in Hunzenschwil auftritt. Fiala konnte auch die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr für ein Grusswort gewinnen. Gutjahr, Mitglied der Geschäftsleitung der Ernst Fischer AG Stahl- und Metallbau in Romanshorn, sagt. «Ich möchte aufzeigen, dass die Wirtschaft neue Technologien schafft, die dem Klimaschutz dienen, ohne dass es dafür noch mehr Regulierungen und neue Verbote braucht», sagt die Unternehmerin.

Die Wasserstoffinitiative sei auch ohne staatliche Hilfe zustande gekommen. Als Unternehmerin investiere sie laufend in modernere Produktionsanlagen mit einem möglichst tiefen Energieverbrauch. «Es liegt in unserem eigenen Interesse, Ressourcen zu sparen», sagt sie. Der Klimaschutz beginne bei jedem Menschen selber, die Politik müsse keine Vorgaben machen. Den immer stetig neuen Abgaben und weiterer staatlicher Überwachung auch hier wieder im Zusammenhang mit dem Klimaschutz steht Gutjahr grundsätzlich ablehnend gegenüber.

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sheimers
14.05.2019 16:01registriert April 2014
Wählt keine Wendehälse, hört nicht auf Wahlversprechen. Wählt Politiker, die sich in der Vergangenheit schon zuverlässig für eure Themen eingesetzt haben. Schaut dazu die namentlichen Abstimmungsprotokolle aus dem Nationalrat an. Nur daran sieht man, wie ein Politiker wirklich handelt.
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Snowy
14.05.2019 16:41registriert April 2016
«Ich möchte aufzeigen, dass die Wirtschaft neue Technologien schafft, die dem Klimaschutz dienen, ohne dass es dafür noch mehr Regulierungen und neue Verbote braucht».

Falsch.

Die Wirtschaft sucht sich den günstigsten Weg. Wenn dieser gleichzeitig noch Ressourcen schont - umso besser.
Leider ist aber der ressourcenschonenste Weg nicht immer der günstigste. Darum braucht es Vorgaben aus der Politik.
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s'Paddiesli
14.05.2019 16:53registriert Mai 2017
"(Die SVP setze vielmehr auf) eigenverantwortliches Handeln"
Ich kriege jedes Mal einen dicken Hals, wenn man mit Eigenverantwortung kommt. Selbstregulierung ist auch so ein Wort. Die FDP und sogar die GLP tönen da ziemlich identlisch.
Das funktioniert nicht! Vor allem beim Klima haben wir einfach keine Zeit mehr für Eigenverantwortung.
Dieser Zug ist längst abgefahren, denn die Mehrheit schert sich zu wenig.
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