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«Isolieren wir sie!» – das Tessiner Ja zum Inländervorrang macht die Italiener rasend

«Isolieren wir sie!» – das Tessiner Ja zum Inländervorrang macht die Italiener rasend

25.09.2016, 20:5026.09.2016, 06:11
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Italy's Foreign Minister Paolo Gentiloni talks to the media during a press conference after a meeting with his Cyprus' counterpart Ioannis Kasoulides at the foreign house in capital Nicosia, ...
Der italienische Aussenminister Paolo Gentiloni ist nicht erfreut.Bild: Petros Karadjias/AP/KEYSTONE

Nach dem Ja der Tessiner Stimmbürger zu einem kantonalen Inländervorrang folgt die Reaktion aus Italien auf dem Fuss. Der italienische Aussenminister warnt davor, die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU aufs Spiel zu setzen. Der Präsident der Region Lombardei ergreift Partei für die Grenzgänger und kündigt «Gegenmassnahmen» an.

Ohne die Personenfreizügigkeit seien die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU in Gefahr, zitiert die Nachrichtenagentur ANSA den italienischen Aussenminister Paolo Gentiloni. Dieser räumte aber zugleich ein, dass die Tessiner Abstimmung vorerst ohne «praktische Konsequenzen» bleibe.

epa03566343 Northern League (Lega Nord) party leader and Lombardy regional presidential candidate, Roberto Maroni (C), poses with Northern League candidates in Milan, Italy, 03 February 2013. EPA/DANI ...
Hier lacht er, aber jetzt ist er wütend: Roberto Maroni (Mitte)Bild: EPA

Schärfer tönte es dagegen aus der angrenzenden Lombardei: Das Tessin habe dafür gestimmt, «zehntausenden lombardischen Grenzgängern» den Zugang zu verweigern, wird der Präsident der Region Lombardei Roberto Maroni (Lega Nord) am Sonntagabend zitiert.

Er erkenne zwar den Entscheid des «souveränen Volkes» an, warne aber zugleich davor, dass die Rechte seiner lombardischen Mitbürger gefährdet werden könnten. Ab morgen wird die Region Lombardei laut Maroni «geeignete Gegenmassnahmen» vorbereiten, um die Rechte der Arbeiter zu verteidigen.

Ähnlich wütend tönt es von der italienischen EU-Abgeordneten Lara Comi:

Der Präsident der Vereinigung «Grenzgänger im Tessin», Eros Sebastiani, versucht dagegen, die Wogen zu glätten: Das Tessin könne nicht eigenmächtig über diese Fragen entscheiden, das müsse Bern tun. Er habe nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses von zahlreichen italienischen Grenzgängern besorgte Anrufe erhalten, wie es nun weitergehe.

Der Grossteil der Schweizer sieht die Grenzgänger laut Sebastiani nicht als Gefahr - sie würden erkennen, dass viele Betriebe ohne die italienischen Arbeiter nicht existieren könnten. Das Lohndumping könne nur effektiv durch einen Pakt zwischen italienischen und Schweizer Arbeiten sowie Unternehmern und Treuhändern bekämpft werden. (aeg/sda)

Von MEI-Ja zu Ecopop-Nein

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Von MEI-Ja zu Ecopop-Nein
Platz 1: Das Dorf Corippo im Tessin ist die kleinste Gemeinde der Schweiz mit 18 Einwohnern. Der MEI stimmten mit fünf Personen noch 71 Prozent der Stimmberechtigten zu. Ecopop erhielt keine einzige Ja-Stimme.
(KEYSTONE/Ti-Press/Samuel Golay)
quelle: ti-press / samuel golay
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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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James McNew
25.09.2016 23:26registriert Februar 2014
Den Arbeitern die Schuld für tiefe Lögne in die Schuhe zu schieben, ist doch Schwachsinn.
Es sind die Tessiner Firmen, welche Italiener zu Dumpinglöhnen anstellen. Gleichzeitig weibeln deren Chefs als stramme Bürgerliche dann gegen Migranten und Grenzgänger..lustig ist das! Das Gewerbe soll endlich mal Verantwortung übernehmen für dieses Land!
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chrisdea
25.09.2016 21:58registriert November 2014
Frau Comi wünscht sich dass italienische Firmen nach Italien zurückkehren? Glaubt sie wirklich dass die das machen würden, und auf schweizer Infrastrukturen und Kaufkraft verzichten? Selten so gelacht...

Und für bestehende Grenzgänger hat die Wahl ja keine Auswirkungen, oder? Es geht ja bloss um Neuanstellungen... insofern machen die Politiker mal wieder das was sie am besten können: aus einer Mücke einen Elefanten, solang's Stimmen bringt.
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tzhkuda7
25.09.2016 22:24registriert Juni 2015
Och hat er Angst das plötzlich weniger Geld in die Lombardei kommt? Sollen sie doch selber Arbeitsplätze schaffen. Knapp eine halbe Million Menschen haben ihren Arbeitsplatz in der CH wohnen aber im Ausland, glaube kaum das wir da am kürzeren Hebel sind liebes Italien haha
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