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SP-Galladé will Obligatorisches abschaffen – Bundesrat lässt sie auflaufen

Chantal Gallade, SP-ZH, spricht an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 8. Juni 2017 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Das Obligatorische sei «ein veraltetes Instrument aus einer anderen Zeit», argumentiert Galladé.Bild: KEYSTONE

SP-Galladé will obligatorisches Schiessen abschaffen – Bundesrat lässt sie auflaufen

10.11.2017, 11:0510.11.2017, 11:15
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Im Militärgesetz, Artikel 63, steht es klipp und klar: «Unteroffiziere, Gefreite und Soldaten, die mit einem Sturmgewehr ausgerüstet sind», müssen ihre ausserdienstliche Schiesspflicht jährlich erfüllen. 

Geht es nach der Zürcher SP-Nationalrätin Chantal Galladé, soll die entsprechende Passage gestrichen werden. «Die ausserdienstliche Schiesspflicht ist ein veraltetes Instrument aus einer anderen Zeit mit einem anderen Aufbau und Sicherheitsverständnis der Armee», heisst es in einer Motion, die die Winterthurerin in der Herbstsession eingereicht hat. 

«Die ausserordentliche Schiesspflicht ist zu einer Art Subventionierung der Schiessvereine verkommen, was nicht der Zweck sein kann.»
Chantal Galladé (SP)

Der Nutzen des Obligatorischen sei klein, der Aufwand hingegen relativ gross, argumentiert sie. «Die ausserordentliche Schiesspflicht ist zu einer Art Subventionierung der Schiessvereine verkommen, was nicht der Zweck sein kann.» Galladé fordert den Bundesrat deshalb dazu auf, die Schiesspflicht im Sinne einer «zeitgemässen, den Gefahren angepassten und effizienten Armee» aufzuheben.

Dieser denkt jedoch nicht daran: Die ausserdienstliche Schiesspflicht erfülle nach wie vor zwei wesentliche Funktionen, schreibt der Bundesrat in seiner Antwort, die diese Woche veröffentlicht wurde. So gehe es einerseits «um die Übung im präzisen Schiessen». Dieses stehe in den Wiederholungskursen nicht im Vordergrund.

Würde das Obligatorische abgeschafft, müsste also in den WKs Zeit dafür aufgewendet werden, «womit weniger Zeit für andere Lerninhalte übrigbliebe». Andererseits diene die ausserdienstliche Schiesspflicht dazu, dass die Angehörigen der Armee die «sichere Handhabung mit der persönlichen Waffe» trainieren.

Soldiers carrying their rifles on their way to the mandatory firing practice, pictured on August 31, 2011, in Trub in Emmental in the Canton of Berne, Switzerland. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)

Soldaten ...
Soldaten auf dem Weg zum Obligatorischen im Emmental.Bild: KEYSTONE

Anders als Galladé ist der Bundesrat auch mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis zufrieden: «Der finanzielle und zeitliche Aufwand für das ausserdienstliche Schiessen ist gemessen am Ausbildungsnutzen klein», hält er fest.

Braucht es die ausserdienstliche Schiesspflicht?

Chantal Galladé kämpft im Bundeshaus seit Jahren für schärfere Waffengesetze. So war sie 2011 das Gesicht der Volksinitiative «Für den Schutz vor Waffengewalt», die unter anderem verlangte, dass Armeeangehörige ihre Ordonnanzwaffen nicht mehr zu Hause aufbewahren dürfen. 

(jbu)

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108 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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The_ugly_truth
10.11.2017 11:16registriert April 2017
"Womit weniger Zeit für andere Lerninhalte übrigbliebe"... ich bin immer noch am Lachen. Jeder, der mal einen WK gemacht hat, weiss, das Rumstehen und Nichtstun an der Tagesordnung ist. Zu behaupten, für Schiessübungen bleibt keine Zeit, ist der grösste Witz, den ich je gehört habe.

Das Obligatorische gehört abgeschafft, und zwar sofort.
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Kunibert der Fiese
10.11.2017 11:24registriert März 2016
In meinen wks musste ich bis jetzt immer ein programm schiessen. Und ich bin bei den betriebssoldaten.
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Pitsch Matter
10.11.2017 11:36registriert September 2016
Am obligatorisch Schiessen treffen Welten aufeinander, zwischen Schützenverein und junge Erwachsene die gezwungen werden zu schiessen, das ist nicht mehr normal. Diese Menschen dort können nicht verstehen, dass ich mit der Minimalpunkteanzahl zufrieden bin und mir wichtiger ist, das Programm in 1.5min zu beenden, damit ich wieder gehen kann.
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