Schweiz

Wahlen 2015: Lukas Bärfuss und Rudolf Joder rechnen ab

Beifang aus dem Wahlkampf: Die grosse Wut – Schriftsteller Bärfuss und SVP-Joder rechnen ab

15.10.2015, 15:0015.10.2015, 16:23
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Endspurt im Wahlkampf 2015: In wenigen Tagen steht fest, wie sich das Parlament in der nächsten Legislaturperiode zusammensetzt. Die rund 3800 Kandidatinnen und Kandidaten sowie Interessenverbände aller Art versuchen, unentschlossene Wähler zu überzeugen. Wir zeigen bis zum 18. Oktober Denkwürdiges, Kurioses und sonstige Episoden aus der Schlussphase des Wahlkampfs:

So wählst du richtig

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Ständerat

Der Verein Politools lässt dich deine politischen Einstellungen auf der Wahlplattform Smartvote mit denjenigen der kandidierenden Politiker vergleichen. Es empfiehlt sich, nicht Kandidaten mit der grössten Übereinstimmung zu wählen, sondern solche mit grosser Übereinstimmung und intakten Wahlchancen.

Die Schweiz, «ein Volk von Zwergen»

Lukas Bärfuss schlägt um sich.
Lukas Bärfuss schlägt um sich.
Bild: KEYSTONE

Die Intellektuellen – oder jene, die sich dafür halten – haben zum Wahlkampf ähnlich viel Substanzielles beigetragen wie die Parteien. Also so gut wie nichts. Kurz vor dem Wahltag hat sich nun der Schriftsteller Lukas Bärfuss zu Wort gemeldet, in einem Essay für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» mit dem vielsagenden Titel «Die Schweiz ist des Wahnsinns».

In seinem Rundumschlag wütet der gebürtige Thuner gegen das Migros-Sammelspiel «Suissemania», den «Lotter-Reaktor» Beznau oder den «Durchmarsch der Rechten» in den Medien. Dabei gelingen Bärfuss clevere Gedanken. Ein Schweizer Bürger könne eigentlich nur noch auf die amerikanische Justiz vertrauen, sie sorge dafür, dass «die Eidgenossenschaft den Kontakt zu den zivilisatorischen Nationen nicht ganz verliert».

«Als Schweizer hat man in der globalisierten Welt nichts mehr zu sagen. Gefühle der Ohnmacht werden gerne mit grossen Worten kompensiert», schreibt Bärfuss. Sein Fazit: «Ein Volk von Zwergen will man hierzulande sein und bleiben.» So treffend er in vielen Details ist, als Ganzes hinterlässt der Text ein unbefriedigendes Gefühl, das der obige Tweet sehr genau auf den Punkt bringt.

Angriff auf die SVP aus den eigenen Reihen

Rudolf Joder attackiert seine Partei.
Rudolf Joder attackiert seine Partei.
Bild: KEYSTONE

Die SVP gerät von ungewohnter Seite unter Beschuss: Der Berner Nationalrat Rudolf Joder bezichtigt seine Partei im «Blick» der Fundamental-Opposition: «Noch mehr Opposition geht ja kaum!» Damit isoliere sich die SVP immer stärker. Sie habe es im Parlament versäumt, mit den Parteien konstruktiv zusammenzuarbeiten, und deshalb stark an Einfluss verloren.

Die SVP habe den Auftrag der Wähler, viele Dinge im Land ernsthaft zu verändern. «Doch mit dem Oppositionskurs können wir solche Versprechen zu wenig einlösen. Das entspricht nicht dem Willen der SVP-Wähler», sagt Joder, der selber nicht mehr zur Wahl antritt. Seine Schlussfolgerung: «Was die SVP jetzt benötigt, sind Brückenbauer!»

SP telefonierte mit 100'000 Leuten

Die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran (l.) macht Telefon-Wahlkampf.
Die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran (l.) macht Telefon-Wahlkampf.
Bild: KEYSTONE

Erfolg für die «Telefonmarketing»-Kampagne der SP: Sie habe am Mittwoch «ihr ambitioniertes Ziel erreicht und das hunderttausendste Telefonat über die bevorstehenden Wahlen geführt», teilte die Partei mit. Über 3500 SP-Mitglieder hätten an über 550 Anlässen in 100 Gemeinden und Städten im ganzen Land mit 100‘000 Wählerinnen und Wählern gesprochen.

«Als erste Schweizer Partei hat die SP in diesem Wahlkampf konsequent auf persönliche Gespräche mit Wählerinnen und Wählern gesetzt», heisst es in der Mitteilung. Vorbild war die Kampagne von US-Präsident Barack Obama, der seine Wahlsiege zu einem grossen Teil der Mobilisierung seiner Anhängerschaft verdankte. Für die SP könnte sich der Aufwand auszahlen. Obwohl sie sich in letzter Zeit nicht in Topform präsentierte, verheissen ihr die Umfragen ein stabiles Ergebnis oder sogar leichte Gewinne.

SVP und Grüne haben das stärkste Profil

Keine Partei löst so viele Emotionen aus wie die SVP.
Keine Partei löst so viele Emotionen aus wie die SVP.
Bild: KEYSTONE

Wahlentscheidungen werden nicht nur von rationalen Überlegungen geleitet. Um Erfolg zu haben, müsse eine Partei auch Emotionen auslösen, sagte Philipp Zutt, Chef der Unternehmensberatung Zutt und Partner, dem Magazin «Bilanz». Keine Partei beherrsche diese Disziplin so gut wie die SVP, heisst es in einer von Zutts Firma erstellten Studie.

Wichtig sei zudem, dass die Parteien ein klares emotionales Profil auswiesen, so Zutt weiter. Hier stächen erneut die SVP sowie die Grünen heraus. Sie hätten eine prägnante Sprache. «Und das Hirn liebt einfache Botschaften.» Ein schlechtes Zeugnis stellt er der Konkurrenz aus: «Alle anderen Parteien machen keinen guten Marketingjob.»

Wie entsteht ein Wahlzettel?

Ausfüllen eines Wahlzettels.
Ausfüllen eines Wahlzettels.
Bild: KEYSTONE

Wer an der Nationalratswahl teilnehmen will, muss eine Liste einlegen. Wie aber entstehen diese Wahlzettel? Der Berner Fotograf Thomas Hodel hat ihren Weg dokumentiert, vom Entwurf am Computer über den Druck bis zum Versand an die Stimmberechtigten. Hodels Bilder entstanden für eine Ausstellung, die im Frühjahr 2016 im Bundeshaus gezeigt wird.

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Und zum Schluss noch dies

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#GoVoteCH ist eine Compilation mit 3 x 26 Tracks aus der Schweiz. Und #GoVoteCH will die Wahlbeteiligung erhöhen: Die 78 Artists rufen deshalb für den 18. Oktober 2015 zur Wahl auf. Denn: «Im Bundeshaus wird vieles entschieden, das im Alltag Auswirkungen hat. Wählen ist ein Privileg. Wer kann, soll.» #GoVoteCH ist ein Projekt der Zeitschrift «Helvezin».
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7 Kommentare
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Moe Mentmal
15.10.2015 19:23registriert August 2014
Auch wenn Bärfuss' Suppe nicht ganz so heiss gegessen wird, wie sie gekocht wurde, schwimmen doch unbequem viele Wahrheiten darin...
Interessant auch, dass ich gute, schweizkritische Artikel (von Schweizer) immer öfter in deutschen Medien finde und nicht in der Schweizer Medienlandschaft.
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Angelo C.
15.10.2015 19:48registriert Oktober 2014
Ein Klugscheisser mit pseudointellektuellen Phrasen, einer der auch seine Heimatstadt Thun schon mehrfach schwer beleidigt hat, was man ihm dort echt übel nimmt, wie mir unlängst ein befreundeter Schulrektor aus dem Berner Oberland gemailt hat.

Die Bevölkerung würde ihn gern grossmehrheitlich in die Wüste schicken. Gar nicht so ohne, zumal er dort mit Adolf Muschg gemeinsam nach einer Oase suchen könnte 😉!
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