Die Redaktion staunte nicht schlecht, als MeteoNews diese Woche eine sonderbare Mitteilung verschickte: «Aufkeimende Frühlingsgefühle» hiess es da. Frühlingsgefühle Ende Dezember? Die Prognose bestätigte sich nun: In vielen Teilen der Schweiz ist es tatsächlich ungewöhnlich warm.
Die Temperaturen in den Städten Zürich, Basel, Bern oder Chur änderten sich am Mittwochabend derart sprunghaft, dass sogar zunächst ein Datenfehler glaubhaft erschien. Doch es war so: In Basel stieg nach 19 Uhr die Temperatur schlagartig von unter 8 auf über 14 Grad. Ähnlich entwickelte sich das Quecksilber anderswo in der Schweiz. Das warme, milde Wetter setzte sich dann am Donnerstag fort (im Bündner Puschlav gabs gar 16,6 Grad!) – und wirkt auch am Silvestertag nach: Im Bergell wurden am Nachmittag 16,2 Grad gemessen.
Wir haben am Donnerstag mit Eugen Müller vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) gesprochen. «Wir hatten Mitte Woche einen starken Zustrom von feucht-milder Atlantikluft aus subtropischen Regionen. Diese warme Luft bleibt aufgrund Hochdruckeinfluss über den Alpen stehen und wärmt sich noch weiter auf», sagt der Meteorologe. Es bleibe deshalb am Silvestertag wunderschön sonnig und aussergewöhnlich mild: «Das Hoch bleibt wetterbestimmend.» Es bestehe einzig ein Restrisiko für Nebelfelder.
Der rasante Temperaturansprung am Mittwoch erklärt er sich mit genau diesem Zustrom aus Richtung Südwesten. «Das kam am Abend ziemlich schnell und liess die Schneefallgrenze schlagartig ansteigen.»
Einen direkten Zusammenhang zur Klimaerwärmung lässt sich daraus aber nicht konstruieren. Es handelt sich einmal mehr um ein Wetterereignis, das erst über längere Phasen klimatologische Schlussfolgerungen erlaubt.
Die erste Konsequenz daraus für das heutige Feuerwerk: Es bleibt trocken. Regen ist zurzeit nicht in Sicht. Besser noch: Es dürfte gar grösstenteils wolkenfrei bleiben.
Der Nachteil: Aufgrund des stabilen Hochdruckgebiets kommt es auch in der Nacht auf den Neujahrstag nicht zu stärkeren Winden. Sprich: Der vom Feuerwerk verursachte Feinstaub bleibt wie in früheren Jahren in den Städten und Dörfern hängen. «Das ist aber nichts Aussergewöhnliches bei einer solchen Wettersituation: Das beobachtet man regelmässig und lässt sich deutlich mit Feinstaubmessgeräten messen», sagt der Meteorologe.
(pit)