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Wirtschaft

Barometer Gute Arbeit: Schweizer Arbeitnehmer leiden unter Stress

Darunter leiden Schweizer am meisten bei der Arbeit

12.10.2018, 10:3012.10.2018, 11:36
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Arbeitnehmende stellen den Arbeitsbedingungen in der Schweiz erneut ein gutes Zeugnis aus. Beim genaueren Betrachten gibt es jedoch negative Trends, beispielsweise bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder beim Stress.

Gemäss der am Freitag veröffentlichten Studie «Barometer Gute Arbeit» des Arbeitnehmerverbands Travail.Suisse ist die Motivation der Arbeitnehmenden seit mindestens vier Jahren auf hohem Niveau stabil. Gemessen wird dies etwa mit Fragen darüber, wie die Wertschätzung und Unterstützung durch Arbeitgeber wahrgenommen werden, welchen Sinn die Arbeit für die Gesellschaft hat oder wie stark sich die Beschäftigten mit dem Arbeitgeber identifizieren.

Eine negative Tendenz zeigt sich jedoch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – wenngleich auf hohem Niveau, wie der Arbeitnehmerverband einräumt. Der Anteil derjenigen, welche Probleme mit der Vereinbarkeit haben, hat demnach um drei Prozentpunkte zugenommen auf 21,6 Prozent in vier Jahren, wie Gabriel Fischer von Travail.Suisse vor den Medien in Bern ausführte.

Nationalrat Adrian Wuethrich, SP-BE, Praesident Travail.Suisse, mitte, spricht an der Seite von Nationalrat Jacques-Andre Maire, SP-NE, Vize-Praesident Travail.Suisse, links, und Gabriel Fischer, Leit ...
Jacques-André Maire, Adrian Wüthrich und Gabriel Fischer (r.).Bild: KEYSTONE

Fazit der Studie

  • Als grösste Belastung wird weiterhin der Stress empfunden. 40 Prozent der Befragten fühlen sich gemäss der Studie oft oder sehr oft gestresst. Der Stress wird beispielsweise wegen des grösseren Termindrucks als erhöht wahrgenommen.
  • Ebenfalls negativ entwickelt sich die Wahrnehmung der zeitlichen Belastung. So sind aus Sicht der Befragten die Faktoren Überstunden, Erreichbarkeit, überlange Arbeitstage und verkürzte Pausen gegenüber 2015 gestiegen. Einige arbeiten zudem beispielsweise häufiger, wenn sie krank sind, als noch vor vier Jahren.
  • Schlechter beurteilt wird zudem das Einkommen. Von 2015 bis 2018 nahm der Anteil der Arbeitnehmenden, die gar nicht zufrieden sind, von 9,4 auf 11,6 Prozent zu. «Das verwundert nicht, wenn man die Lohnentwicklung in den letzten Jahren beobachtet», sagte Travail.Suisse-Präsident Adrian Wüthrich gemäss Redetext.

Mehr Investitionen in Mitarbeitende nötig

Gut die Hälfte der Arbeitnehmenden glaubt indes nicht oder kaum daran, dass sie eine vergleichbare Stelle mit vergleichbarem Einkommen fänden, wenn sie ihren Job verlieren würden. Gleich viele erleben zudem keine oder nur eine unzureichende Förderung durch ihren Arbeitgeber. Travail.Suisse fordert daher mehr Investitionen in die Arbeitnehmenden in Form von Aus- und Weiterbildungen.

Die Hälfte glaubt nicht, dass sie bei einem Stellenverlust einen gleich guten Job bekämen.
Die Hälfte glaubt nicht, dass sie bei einem Stellenverlust einen gleich guten Job bekämen.syna

Die Arbeitnehmenden schätzen zudem ihren Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitsmengen und der Arbeitszeiten geringer ein als noch vor vier Jahren. Damit setzt sich der Trend aus dem Vorjahr fort.

Wenig Flexibilisierung zugunsten der Arbeitnehmenden.
Wenig Flexibilisierung zugunsten der Arbeitnehmenden.syna

Der Anteil derjenigen ohne Einfluss auf ihre Arbeitszeiten ist in den vergangenen vier Jahren von 13,1 auf 17,8 Prozent gestiegen. Umgekehrt hat sich der Anteil der Personen mit grosser Gestaltungsmöglichkeit von 29 auf 24,5 Prozent reduziert. (sda)

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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Clife
12.10.2018 11:52registriert Juni 2018
Wie kann man unter Stress motiviert sein, Überstunden zu machen und unter Termindruck zu arbeiten? Darunter verstehe ich genau das Gegenteil von Motivation
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N. Y. P.
12.10.2018 11:24registriert August 2018
40 Prozent der Befragten fühlen sich gemäss der Studie oft oder sehr oft gestresst.

Und dann dieser :

Gemäss Studie des Arbeitnehmerverbands Travail.Suisse ist die Motivation der Arbeitnehmenden seit mindestens vier Jahren auf hohem Niveau stabil.

Passt irgendwie nicht zusammen. Also wie Travail Suisse die Studie interpretiert, ist doch sehr sonderbar..
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