Schweiz
Wirtschaft

Roger Köppel und Christa Markwalder zur EU in der Arena

FDP-Nationalrätin Christa Markwalder und SP-Nationalrat Eric Nussbaumer lauschen in der Arena vom 23. Oktober 2015 den Ausführungen von Roger Köppel (SVP) und Thomas Minder (Schaffhausen).
FDP-Nationalrätin Christa Markwalder und SP-Nationalrat Eric Nussbaumer lauschen in der Arena vom 23. Oktober 2015 den Ausführungen von Roger Köppel (SVP) und Thomas Minder (Schaffhausen).

Markwalder landet in «Arena» Punktsieg gegen Köppel: «Im Nationalrat stelle ich Ihnen dann das Mikrofon ab»

23.10.2015, 23:4126.10.2015, 13:07
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Die erste «Arena» nach den Wahlen zum Thema «Schweiz – EU: Wie weiter nach den Wahlen» war gleichzeitig auch der erste grosse TV-Auftritt von FDP-Nationalrätin Christa Markwalder nach der Kasachstan-Affäre. 

Markwalder und der Baselbieter SP-Nationalrat Eric Nussbaumer standen als EU-freundliche Stimmen den beiden Anti-EU-Turbos Roger Köppel und Thomas Minder gegenüber. 

Die grossen zu diskutierenden Fragen: Ist eine buchstabengetreue Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative überhaupt möglich, ohne die Bilateralen zu gefährden? Und: Werden der Abschluss eines Rahmenabkommens mit der EU und die Einsetzung des EU-Gerichtshofes als Schiedsgericht die direkte Demokratie abschaffen? 

Nussbaumer unmotiviert, Minder totalausfällig

Der Baselbieter SPler Nussbaumer hat nicht seinen besten Tag erwischt. Es gelang ihm nicht, seine Langeweile und seinen Ärger über die immergleichen Reduit-Phrasen des Zürcher Neo-Nationalrats Roger Köppel zu unterdrücken. Auf Köppels Bemerkung hin, der Bundesrat solle endlich mit der EU die Personenfreizügigkeit neu verhandeln, sagte Nussbaumer genervt: «Das versucht er ja!» und fasste sich an den Kopf.

Der Schaffhauser Ständerat Thomas Minder beschränkte sich darauf, die nicht ganz zu Ende gedachte und wenig konstruktive Bemerkung zu wiederholen, dass die Interessen der EU bei der Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative keine Rolle spielen dürfen. Zitat: «Es ist irrelevant, was die EU sagt. Die Umsetzung einer Volksinitiative ist eine innenpolitische Angelegenheit.» 

Dieses Eingangs-Votum Minders und der von Anfang an unmotivierte Habitus Nussbaumers disqualifizieren die beiden für eine weitere Rezension ihrer Debattenbeiträge. Ganz im Gegensatz zu Köppel und Markwalder, die vorhersehbare Positionen in trockener Materie mit einigem Witz vorzutragen wussten.

Markwalder mit Punktsieg gegen Köppel

Köppel stellte sich auf den Standpunkt, dass die EU nur wegen der Personenfreizügigkeit nicht die ganzen Bilateralen fallen lassen würde und das Rahmenabkommen das Ende der direkten Demokratie sei. Nussbaumer belehrte er, dass ihn ein «ungenannt bleiben wollender hochrangiger Bundeskanzler» während seiner Zeit als «Welt»-Chefredaktor eindringlich vor einem EU-Beitritt der Schweiz gewarnt habe. Markwalder liess sich die aufgelegte Pointe nicht entgehen und zündete Köppel an: «Herr Köppel, Sie werden sich doch nicht von einem Deutschen sagen lassen, was die Schweiz zu tun und zu lassen hat.»

Markwalder bezeichnete die Bilateralen als existenziell wichtig, weshalb man nicht das geringste Risiko einer Kündigung eingehen dürfe. Und sie stellte fest, dass auch mit institutionellem Rahmenabkommen über die meisten Sachfragen und die Ausgestaltung von EU-Richtlinien national abgestimmt werde. 

«Dann stelle ich Ihnen das Mikrofon ab»

Ob eher Köppels oder Markwalders Prophezeiungen eintreffen würden, darauf konnten mangels hellseherischer Fähigkeiten auch die beiden Experten Christa Tobler (Professorin für Europarecht) und Paul Widmer (ehemaliger Botschafter), keine Antwort geben.

Nie um eine Antwort verlegen war hingegen Markwalder, die Köppel, der ihr immer wieder ins Wort fiel, darauf hinwies, dass sie sich darauf freue, ihn im Nationalrat zu sehen, den sie nächstes Jahr* präsidiert: «Dann kann ich Ihnen einfach das Mikrofon abstellen». (thi)

* In der ursprünglichen Fassung dieses Artikels hiess es, Christa Markwalder präsidiere den Nationalrat zwei Jahre. Das ist falsch, wir bitten um Entschuldigung für die Ungenauigkeit. 

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Miles Tone
24.10.2015 03:10registriert November 2014
Kurze Zusammenfassung gefällig?

Köppel: "Falls die Bilateralen fallen sollten, müssen wir die Verträge mit der EU eben neu verhandeln."

Minder: "Ich bin nicht immer in einer Partei. Aber wenn ich es bin, dann in der SVP."

Markwalder: "Die EU ist gut."

Nussbaumer: "SVP-Politik schadet der Schweiz."

That's it! Viel Spass mit der gesparten Zeit.
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Brian
24.10.2015 08:25registriert April 2014
Meiner Meinung nach ist die EU unglaubwürdig geworden. Wenn es um Umsatz, Umsatz, Wachstum usw. geht, ja da funktioniert die EU. Wenn es aber um Menschen geht? oder armen Ländern? oder Flüchtlingen? Wo ist da die so hochgelobte Solidarität der EU geblieben?
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Madison Pierce
24.10.2015 00:05registriert September 2015
Minder hat schon recht, die Initiative muss umgesetzt werden, egal was die EU sagt. So hat das Volk entschieden und die Politik muss es ausführen, selbst wenn es schlussendlich für die Schweiz Nachteile bringt. Es ist schlecht für die Demokratie, wenn Initiativen nur noch als "Wünsche" des Volkes angesehen werden. Durch diese Haltung entstehen immer mehr Wahlkampf-Initiativen, von denen selbst die Initianten wissen, dass sie unsinnig bis schädlich sind. Aber nach den Wahlen wird das Parlament die Umsetzung schon abschwächen... Vielleicht muss das Volk mal richtig auf die Schnauze fallen.
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