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Axel Lehmann übernimmt CS-Präsidium – Aktien geben nach

Corona-Auflagen missachtet: CS-Präsident Horta-Osório tritt ab – Aktien geben nach

17.01.2022, 09:3917.01.2022, 11:27
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António Horta-Osório ist als Verwaltungsratspräsident der Grossbank Credit Suisse zurückgetreten, nach einer Untersuchung des Verwaltungsrates, wie die Bank mitteilte. Der Verwaltungsrat hat per sofort der ehemalige UBS-Banker Axel Lehmann zum Nachfolger ernannt.

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António Horta-Osório ist zurückgetreten.Bild: keystone

Sein Rücktritt liege im Interesse der Bank und der Stakeholder, sagte Horta-Osório laut der Mitteilung. «Ich bedauere es, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten», liess er sich im Communiqué zitieren.

Ende Dezember 2021 machte die Nachrichtenagentur Reuters auf Grund von Insidern bekannt, dass der CS-Verwaltungsrat zwei Verstösse von Horta-Osório gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien untersuche. Sprecher der Bank hatten zu diesen Berichten keinen Kommentar abgeben wollen.

Aktien geben massiv nach
Die Aktien der Credit Suisse kommen am Montag im frühen Handel an der Schweizer Börse unter Druck. So geben die Credit Suisse-Aktien gegen 9.20 Uhr 2,2 Prozent ab auf 9,34 Franken ab, während der Gesamtmarkt etwas fester tendiert. Nachdem die Aktien der Grossbank 2021 die grossen Verlierer im Leitindex SMI waren, mit einem Minus von über einem Fünftel, hatten sie seit Anfang 2022 bis zum vergangenen Freitagabend wieder etwas zugelegt (+7,6%).

Der Rücktritt sei ein weiteres negatives Ereignis – nach einer Serie von Skandalen 2021 inklusive Greensill und Archegos, kommentieren die Analysten von J.P.Morgan. Die anhaltenden Wechsel im Management brächten weitere Unsicherheit in die Gruppe und sorgten auch für Unsicherheit mit Blick auf die Strategie. Auch die jüngsten Übernahmespekulationen halten die Experten nicht für glaubwürdig. (sda)

Einen Quarantäne-Verstoss hatte die CS zuvor bestätigt. Ende November hatte Horta-Osório nach der Rückkehr aus Grossbritannien in die Schweiz die damals geltenden Quarantänevorschriften missachtet. Zuerst hatte die Zeitung «Blick» darüber berichtet. Horta-Osório entschuldigte sich später für den Verstoss.

Als «Hoffnungsträger» gewählt

Im Dezember wurde durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ein zweiter mutmasslicher Verstoss in Grossbritannien bekannt. Demnach soll Horta-Osório auch bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon Covid-Schutzregeln missachtet haben – im Land galt damals ebenfalls eine Quarantänepflicht.

Horta-Osório wurde im April als neuer «Hoffnungsträger» zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt, als Nachfolger von Urs Rohner. Angesichts der Debakel um den US-Hedgefonds Archegos und um die «Greensill»-Anlagefonds sagte er nach der Wahl, er wolle eine Kultur fördern, die das Risikomanagement stärke, die richtigen Anreize setze und auf persönliche Verantwortung fokussiere.

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Die Credit Suisse hat ab sofort einen neuen Verwaltungsratspräsidenten.Bild: keystone

In den Medien war im vergangenen Jahr unter Berufung auf Insider berichtet worden, dass er CEO Thomas Gottstein wenig vertraue und sogar die operative Führung selbst an sich reissen wolle. In der Folge hatte Horta-Osório solche Ambitionen öffentlich zurückgewiesen und Gottstein über die Medien den Rücken gestärkt.

Mit Axel Lehmann übernimmt ein ehemaliger UBS-Banker

Die Nachfolge des Portugiesen ist bereits geregelt: Der Verwaltungsrat ernannte per sofort den Schweizer Axel Lehmann zum neuen Verwaltungsratspräsidenten. Lehmann habe sein Amt angetreten und werde an der Generalversammlung am 29. April als Verwaltungsratspräsident zur Wahl vorgeschlagen.

Der Schweizer Lehmann ist promovierter Betriebswirtschafter und seit 1. Oktober 2021 Mitglied des CS-Verwaltungsrates. Zuvor hatte Lehmann den Vorsitz des Risk Comitees inne, wie die CS schreibt.

Zuvor war Lehmann Mitglied des UBS-Verwaltungsrats und von 2018 bis 2021 Präsident des Corporate & Retail Banking der UBS. Er hat Mandate bei mehreren akademischen und gemeinnützigen Institutionen, und er ist Titularprofessor an der Universität St. Gallen. (saw/sda)

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jonas der doofe
17.01.2022 02:30registriert Juni 2020
Naja, weis jetzt nicht, was ich davon halten soll.

Rohner hat in seinen vielen Jahren Skandal um Skandal durchgestanden, der Aktienkurs ist in seiner Zeit um mehr als 80% gefallen, er hat dutzende Millionen verdient und dutzende Milliarden Wert vernichtet und viele Milliarden Bussen bezahlt.

Und den neuen kosten im Vergleich dazu zwei läppische Quarantäneverstösse den Job?
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Rethinking
17.01.2022 06:01registriert Oktober 2018
Solange das System auf Wachstum, Macht und Gier besteht wird sich rein gar nichts ändern…

Da werden immer dieselben Charaktere angezogen…

Eine Kultur des Risikomanagement ist bloss blabla solange man das System nicht grundlegend ändert und z.B. Bonis abschafft…
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Rethinking
17.01.2022 05:56registriert Oktober 2018
Kriegt wahrscheinlich noch eine fette Abgangsentschädigung resp. 1 Jahr Lohn obwohl er nicht mehr arbeitet…
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