Den Döttingern steht trotz der momentan kühlen Temperaturen ein heisser Januar bevor. Morgen in einer Woche findet in der Turnhalle Bogen die ausserordentliche Gemeindeversammlung statt. Dann dürften sich weitaus mehr als die 95 Stimmberechtigten (von knapp 2000) einfinden – wie noch an der Wintergmeind im November.
Die Anwesenden wiesen damals das Budget wegen der geplanten Steuerfussanhebung von 110 auf 115 Prozent zurück. Jetzt legt der Gemeinderat sein überarbeitetes Budget vor. Eine emotionale Debatte scheint vorprogrammiert. Der angesetzte Rotstift dürfte den einen oder anderen unliebsam überraschen.
Die ersten Auswirkungen des historischen Neins bekamen die Döttinger bereits zu spüren: Nach dem Nein ging der Gemeinderat gezwungenermassen über die Bücher und fror von Gesetzes wegen die nicht gebundenen Ausgaben ein. Davon betroffen war unter anderem der traditionelle Neujahrsapéro, der aus dem Programm gestrichen wurde.
Dass Döttingen finanzielle Schlagseite hat, ist nicht neu. Das einstige Steuerparadies im unteren Aaretal kämpft seit längerem gegen die schrumpfenden Einnahmen. Noch vor wenigen Jahren hatte die Gemeinde einen Steuerfuss von gerade einmal 60 Prozent; den tiefsten im Kanton Aargau.
Der Zurzibieter Ort profitierte von der Axpo, die Steuermillionen an die Gemeindekasse ablieferte. Seit dem Atomunfall von Fukushima leidet der Energiekonzern, und mit ihm Döttingen. Denn die Steuermillionen fliessen nicht mehr. Die Konsequenz: Der Steuerfuss liegt inzwischen bei 110 Prozent.
Doch mit der stufenweisen Anhebung sind die Probleme nicht vom Tisch. Döttingen benötigt Geld, um die Investitionen tätigen zu können. Den Leuten geht dieser Schritt zu weit. Der Gemeinderat begründet die Massnahme damit, um einer zu hohen Verschuldung entgegenzuwirken.
Die Exekutive hält fest, dass in sämtlichen Bereichen Kürzungen vorgenommen wurden, damit der geforderte Steuerfuss von 110 Prozent beibehalten werden kann. Viele Aufwände würden verschoben. Sie müssten früher oder später aber umgesetzt werden, heisst es weiter.
Für Gesprächsstoff dürften die geplanten Einsparungen beim Freibad sorgen. Die Eintritte sollen um 20 Prozent angehoben werden. Im Einzelfall hiesse dies: Der Einzeleintritt für Erwachsene verteuert sich von bisher fünf auf neu sechs Franken. Die Saisonkarte für auswärtige Erwachsene würde neu 134 statt 120 Franken kosten.
Ausserdem soll die Beheizung des Wassers reduziert werden. Damit sollen die Ausgaben für die Fernwärmeheizung von 40'000 auf 30'000 Franken gesenkt werden. Darüber hinaus will man die Anschaffung neuer Liegeroste und die Erneuerung des Rosen-Bords streichen.
Vom Sparkurs nicht verschont bleiben auch Döttinger Institutionen. Betroffen sind unter anderem die Musikgesellschaft sowie das Winzerfest. Die Beiträge für den den grössten Wein-Event der Deutschschweiz, der in diesem Jahr zum 67. Mal ausgetragen wird, sollen von 20'500 auf 10'000 Franken gekürzt werden.
Im Weiteren wird der Seniorenausflug nur noch alle zwei Jahre stattfinden (Einsparung: 12 000 Franken). Einschneidend ist der Schnitt auch bei der Jugendarbeit, notabene ein Bereich, für dessen Erhalt man sich in Döttingen noch vor kurzem stark gemacht hatte. Auch die Bildung wird im neuen Vorschlag nicht verschont. So sollen bei der Musikschule, der Anschaffung von EDV, dem Unterhalt an Schulliegenschaften sowie Lehrmittel und beim Personalaufwand Kürzungen vorgenommen werden. (aargauerzeitung.ch)