Für das «Lohnbuch 2018» haben die Spezialisten vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich alles zusammengetragen. Alles, was sich in Gesamtarbeitsverträgen an Mindestlöhnen finden lässt und in den Lohnempfehlungen und Statistiken, die Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften herausgeben. 9600 Mindestlöhne in einem 800 Seiten dicken Buch.
Im Lohnbuch zeigt sich, dass in vielen Berufe noch immer weniger als 4000 Franken pro Monat verdient wird. Immerhin: Jene Berufsleute, die 2006 die tiefsten Löhne hatten, legten in den folgenden zwölf Jahren tendenziell am meisten zu. Für 2018 überwiegen jedoch gemäss Lohnbuch die Nullrunden. Das deckt sich mit der Prognose der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH.
Zwar steigen die nominalen Löhne durchschnittlich um 0.9 Prozent, so die KOF. Doch davon bleibt kaum etwas übrig nach Abzug der Teuerung von 0.7 Prozent. Die Löhne werden 2018 also praktisch stagnieren.
Dies obschon die Wirtschaft im Jahr 2018 kräftig zulegen wird: Um 2.5 Prozent gemäss KOF-Prognose. Ein solches Wachstum gab es länger nicht mehr. Entsprechend eifrig werden die Unternehmen neue Stellen schaffen. Im Laufe des Jahres 2018 kommen rund 75 000 neue Beschäftigte dazu. Das entspricht fast der Einwohnerzahl der Stadt St. Gallen, die Ende 2017 bei rund 79 000 lag.
«Wir rechnen für 2018 damit, dass die Beschäftigung in sehr vielen Branchen wächst», sagt KOF-Arbeitsmarktexperte Michael Siegenthaler. Die Zuversicht sei gemäss Umfragen mittlerweile in vielen Branchen gross. Auch in solchen, die zuletzt eher gelitten hätten, gehe es aufwärts: etwa Industrie, Gastgewerbe oder Detailhandel. «Das Wachstum ist so kräftig, dass man schon fast von Hochkonjunktur sprechen kann. In solchen Phasen erfasst der Aufschwung typischerweise die meisten Branchen.»
Dennoch sinkt die Arbeitslosenquote im Laufe des Jahres nicht allzu stark. Die 75 000 neuen Stellen reichen dafür nicht aus. Die international vergleichbare Quote wird lediglich von 4.8 auf 4.6 Prozent heruntergehen. Dass es nicht für mehr reicht, hat mit einer Wachstumsschwelle zu tun, die in der Schweiz bei 2 Prozent liegt. Und mit Sportanlässen in Südkorea und Russland, die das hiesige Bruttoinlandprodukt (BIP) verzerren.
Erst ab einem Wachstum von 2 Prozent beginnt erfahrungsgemäss die Arbeitslosigkeit in der Schweiz zu sinken. Unter anderem weil die Unternehmen davor noch einen grossen Teil des Wachstums mit dem bestehenden Personal bewältigen.
Grosse internationale Sportanlässe verzerren neuerdings die BIP-Wachstumszahlen. Dieses Jahr waren im Februar die Olympischen Winterspiele in Südkorea, im Sommer stehen in Russland Fussballweltmeisterschaften an. Beide Anlässe spülen Milliarden in die Kassen des olympischen Komitees und des Weltfussballverbands Fifa. Und weil diese Vereine in der Schweiz beheimatet sind, werden ihre Milliarden seit kurzem dem Schweizer BIP zugerechnet. 2018 fällt es allein dadurch um rund 0.3 Prozent grösser aus, schätzt die KOF.
Die 0.3 Prozent wirken sich jedoch auf den Schweizer Arbeitsmarkt kaum aus. Mit den aus dem Ausland hereingespülten Milliarden werden von Fifa und IOC nur sehr wenige Schweizer Arbeitsplätze geschaffen. Die 0.3 Prozent helfen also nicht, die 2-Prozent-Wachstumsschwelle zu überschreiten. Will man das Wirtschaftswachstum haben, das sich wirklich auf den Arbeitsmarkt auswirkt, muss man sie herausrechnen. 2017 bliebe dann noch ein Wachstum von 2.2 Prozent, nur minimal über der Schwelle. (aargauerzeitung.ch)