Wer ein dickes Portemonnaie einer schnellen Verbindung vorzieht, der hat seit 11 Tagen eine weitere Option. Statt mit dem Zug kann er mit dem günstigeren Fernbus von Bern nach Zürich oder von Olten nach Basel fahren. 3 Linien durch die Schweiz bietet Eurobus seit dem 10. Juni an und vertreibt die Tickets mithilfe ihres deutschen Partners Flixbus.
Das neue Angebot «Swiss Express» freut nicht alle. So wird befürchtet, dass das neue Angebot den Bahnverkehr «torpediert». Eine erste Zwischenbilanz in 7 Punkten.
«Die Passagierzahl steigt täglich. Aber klar hat es noch Luft nach oben», sagt Roger Müri, Leiter Fernbus bei Eurobus. Alles andere hätte ihn auch überrascht. Denn: Die Anlaufzeit sei sehr kurz gewesen und man habe noch weitgehend auf Werbung verzichtet. Die einzige Ausnahme: Das grosse Plakat bei der Zürcher Hardbrücke.
Genaue Passagierzahlen nennt Eurobus keine. Was aber Müri verrät: Noch war kein Bus bis auf den letzten Platz besetzt. Und: Auf Teilstrecken war der Fahrer auch schon ganz alleine im Bus.
Eurobus bietet bislang drei Strecken an. Von Genf bis St. Gallen, von Lugano bis Zürich und von Chur bis Sion.
Welche der Strecken bislang besonders gut ankommen, darüber schweigt sich Eurobus noch aus. Nicht gut besetzt sind aber häufig die Fahrten zu Randzeiten und an den Streckenenden.
Besonders bei ausländischen Reisenden stösst das neue Angebot offenbar auf Anklang. «Diese sind sich das Reisen per Fernbus aus ihren Ländern gewohnt», erklärt Müri. «Es braucht noch Zeit, bis das Angebot auch in den Köpfen der Schweizer ankommt.»
In den nächsten Wochen startet Eurobus eine Marketingkampagne, um das Angebot bekannter zu machen. Teil dieser Kampagne werden auch vergünstigte Tickets sein.
Es gab Reklamationen bevor der erste Bus über die Strasse rollte. Die Kunden regten sich darüber auf, dass es am ersten Buchungstag noch nicht möglich war, GA- oder Halbtax-Tickets zu kaufen. Das Problem ist mittlerweile gelöst.
Seit die 6 Busse durch die Schweiz rollen, scheint alles fast wie am Schnürrchen zu laufen. Weder beim Bundesamt für Verkehr, noch beim Verband öffentlicher Verkehr sind Reklamationen gegen das neue Angebot eingegangen.
Eurobus selber zieht eine positive Zwischenbilanz nach 11 Tagen. Vor allem hätten die Verspätungen sich bislang in Grenzen gehalten. Zudem: «Die meisten Rückmeldungen der Kunden sind positiv», sagt Roger Müri. «Die Passagiere sind überrascht vom Komfort im Bus und schätzen den persönlichen Kontakt mit dem Chauffeur.»
Dazu vergleichen wir die Strecke Zürich – Bern (ohne Sparbillette oder Frühbuch-Rabatt):
Preis: 51 Franken (25.50 Franken mit Halbtax)
Fahrzeit: 56 Minuten
Preis: 23 Franken (11.50 Franken mit Halbtax)
Reisezeit: 1 Stunde und 40 Minuten
GA-Besitzer aufgepasst: Zwar gilt auch in den Fernbussen GA und Halbtax, doch es wird unabhängig immer eine Sitzreservierungsgebühr von 5 Franken verrechnet. Diese Sockelgebühr fällt auch bei normalen Tickets an, da in den Bussen aus Sicherheitsgründen nicht mehr Personen mitfahren dürfen, als es Sitze hat.
Nein. Zu den grössten Kritikern des neuen Angebtos gehört die Gewerkschaft des Verkehrspersonal (SEV). Sie befürchtet zwei Dinge, wie Präsident Giorgio Tuti zu watson sagt.
Spätestens auf den nächsten Fahrplanwechsel im Dezember wird Eurobus die neuen sechs Busse einsetzen und damit einen weiteren Punkt der Konzession erfüllen. Die neuen Fahrzeuge sind ausgerüstet mit einer Rampe und bieten im Innern Platz für zwei Rollstühle. Die Erfüllung des Behindertengleichstellungsgesetzes war eine der Auflage für die Konzession.
Die Routen bleiben vorerst so wie sie sind. Gemäss Eurobus sind im nächsten halben Jahr keine groben Änderungen geplant.