Die Post schliesst ein kleines Verteilzentrum, insgesamt 15 Leute verlieren ihren Job. Solche Meldungen über die Post gehören schon fast zur Routine. Eines lässt bei der besagten Schliessung in Pratteln, welche die «bz Basellandschaftliche Zeitung» am Freitag publik machte, stutzen: Von den 15 Angestellten waren 8 fest angestellt. Der Rest temporär.
Bis jetzt hiess es bei der Post, dass Temporäre zur Brechung von Spitzen eingesetzt werden. Klar ist: Die Paket- und Briefflut gerade vor Weihnachten bedingt den Einsatz von Temporärangestellten. So hat die Post im Dezember über 18 Millionen Paketsendungen verarbeitet.
Sieben Millionen mehr als in einem durchschnittlichen Monat. Das Beispiel Pratteln zeigt jedoch, dass die Post auch ausserhalb der Spitzenzeiten auf temporäre Kräfte zurückgreift. In diesem Fall fast zur Hälfte. Ein Sekretär der Gewerkschaft Syndicom bezeichnet einen derart hohen Anteil von Temporärkräften wie in Pratteln als «sehr fragwürdig». Die Post würde den grösseren Spielraum bei Temporärangestellten ausnützen. «Dies geht auf Kosten der Arbeitnehmenden», sagt ein Vertreter der Gewerkschaft.
Vor diesem Hintergrund liest sich eine momentan laufende Ausschreibung der Post anders. Die Post ist auf der Suche nach nationalen Vertragspartnern zur Personalbeschaffung im Temporärbereich. Mitte Januar schrieb die Post deshalb ein umfassendes Vertragswerk aus. Die Ausschreibung sei dazu da, die «Warengruppe Personalverleih» neu aufzugleisen. Es zeigt sich, dass die Post in Zukunft wohl mehr Temporäre anstellt.
Das Problem: Temporärmitarbeiter geniessen etwa bei einer Kündigung nicht denselben Schutz wie fest angestelltes Personal. Im Fall Pratteln weist die Post daraufhin, für die 8 Festangestellten eine Lösung zu suchen. Die Temporären bleiben aussen vor.
Die Post beschäftigt über den ganzen Konzern gesehen 61 000 Mitarbeiter. Die Kosten des künftigen Bedarfs an Temporärangestellten beziffert die Post in der Ausschreibung auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Wie vielen temporären Arbeitskräften dies entspricht, will die Post mit Verweis auf die laufende Ausschreibung nicht sagen.
Aus den Unterlagen geht aber hervor, dass allein die Briefpostsparte 400 Temporärangestellte pro Jahr einsetzen wird. In anderen Bereichen nennt die Post keine exakten Zahlen. Bei der Paketpost dürfte der Bedarf jedoch ähnlich hoch sein. Somit dürfte sich der gesamte Bedarf an Temporärangestellten hochgerechnet auf rund 1000 Personen beziffern. Tendenz steigend.
Denn die Post setzt vor allem in Paket- und Briefpostzentren Temporäre ein. Bei der Paketpost rechnet die Post mit steigendem Personalbedarf, «bei gleichzeitiger Notwendigkeit, via Temporärpersonal auf Peaks reagieren zu können», heisst es in den Unterlagen. Der entsprechende Passus bei der Division Briefpost: «Postmail geht von tendenziell sinkenden Briefmengen aus. Um eine grösstmögliche Flexibilität zu bewahren, wird mehr Temporärpersonal angestellt.»
«Die Ausschreibung weckt bei uns den Verdacht, dass die Post sich an der Ausnutzung der prekären Situation von Arbeitnehmenden beteiligt, die über Jahre bei Personalverleihfirmen arbeiten müssen», sagt ein Sprecher der Syndicom. Die Post könne das widerlegen. Dazu müsse die Firma aufzeigen, dass sie einer bedeutenden Anzahl von Niedrigqualifizierten nach einer gewissen Zeit eine Festanstellung anbietet. «Wir bezweifeln stark, dass dies der Fall sein wird.»
Der Syndicom-Sprecher sagt zudem, dass die Post Temporärmitarbeitende nicht nur nutzt, um Spitzen zu brechen, sondern um zu sparen. Post-Mediensprecherin Jacqueline Bühlmann entgegnet: Der Einsatz von Temporärpersonal sei zwar auch aus anderen Gründen möglich. Mit grossem Abstand wichtigster Einsatzgrund sei aber das Brechen von Spitzen in den Brief- und Paketzentren. Den Vorwurf der Gewerkschaft, dass die Post Temporärmitarbeiter nutzt, um Personalkosten tief zu halten, weist sie zurück.
Zum Fall Pratteln sagt Bühlmann, dass die Stückgut- und Lagerlogistiksparte stark vom Kundenverhalten abhängig und verstärkt Schwankungen unterworfen sei. Deshalb müsse die Post schnell auf Veränderungen reagieren können und setze neben festangestellten auch temporäre Mitarbeitende ein. Das sei aber nur eine Ausnahme. (aargauerzeitung.ch)
Ursache ist der New-Public-Management-Ansatz (NPM) aus dem Vereinigten Königreich, welche auch in der Schweiz öffentliche Institutionen zu immer mehr privatwirtschaftlichen Unternehmertum trimmt. Als erstes wurden die Löhne des Top-Managements auf vergleichbare Höhen transferiert. (Gygi verdiente 2008 noch massiv weniger als Ruoff heute). Nun verhalten sich diese Chefs auch wie richtige Manager und haben jeglichen Kontakt zum einfachen Arbeiter verloren. Wer bürgerlich wählt, fördert indirekt solche Entwicklungen!