Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Public Eye hatte Anfang November eine Information publiziert, wonach das Schweizer Rohstoffunternehmen Vitol SA einen Vertrag mit dem unter Korruptionsverdacht stehenden nigerianischen Geschäftsmann Kola Aluko gehabt haben soll. Am Dienstag räumte Public Eye ein, dass diese Information nicht stimmte.
Sie hätten Berichte der Zeitungen «Tribune de Genève» und des «Tages-Anzeigers», die im Rahmen der «Paradise Papers» am 8. November publiziert wurden, «falsch interpretiert», teilte die NGO am Dienstag mit.
In den Artikeln hiess es, dass Kola Aluko «persönlich» einen Vertrag für Seven Energy mitunterzeichnet habe. Die NGO glaubte, dass es dabei um einen Vertrag zwischen Vitol SA und Seven Energy ging und veröffentlichte zwei Tage nach den Publikationen eine Analyse mit der Nachricht: «Die neu als Licht gekommenen Fakten rücken Vitol nun in den Fokus der Genfer Staatsanwaltschaft.»
Diesen Schluss zog Public Eye, weil sich die Genfer Staatsanwaltschaft im Rahmen der Untersuchung gegen Aluko wegen Verdachts auf Korruption, Geldwäscherei und Urkundenfälschung einen Tag nach Erscheinen der Artikel bei der NGO gemeldet hat. Die Staatsanwaltschaft verlangte, dass Public Eye alle Dokumente, die sie zu zwei Verträgen zwischen Vitol SA und Seven Energy habe, offenlege.
Vitol hingegen hatte sich bereits Mitte November vehement gegen diese Vorwürfe gewehrt und wegen «verleumderischen Aussagen» rechtliche Schritte eingeleitet. Man habe nie einen Vertrag mit dem nigerianischen Geschäftsmann Aluko unterschrieben, hiess es in einer Mitteilung. Vitol sei im Jahr 2015 eine geschäftliche Vereinbarung mit Seven Energy eingegangen. Dort habe Aluko aber nur bis 2012 gearbeitet.
Public Eye räumt den Irrtum nun ein und entschuldigte sich für den «Faktenfehler bezüglich eines Vertrags zwischen Kola Aluko und Vitol SA». Die Paradise Papers, die bislang publiziert und von Medien kommentiert worden seien, enthielten keine Belege für einen solchen Vertrag. Zudem würden die Dokumente keinen Hinweis darauf liefern, dass sich Vitol eines Fehlverhaltens schuldig gemacht hätte. Die gemachten Anschuldigungen seien nicht belegbar.
Von den politischen Forderungen nach «spezifischen Regelungen» rückt Public Eye deswegen jedoch nicht ab. Sie fordert, dass Unternehmen gesetzlich zu Sorgfaltsprüfungen bezüglich ihrer Geschäftspartner verpflichtet werden und Vorkehrungen gegen riskante Geschäftsbeziehungen treffen und diese dokumentieren müssten.
Die Basis der «Paradise Papers»-Enthüllungen ist ein Datenleck. Die 13,4 Millionen Dokumente wurden der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt und von einem internationalen Journalistennetzwerk ausgewertet. Aus der Schweiz war ein Rechercheteam von Tamedia beteiligt. Die «Paradise Papers» geben Einblicke in die Arbeit hochspezialisierter Berater, die komplizierte Konstrukte zur Steuervermeidung schaffen. (whr/sda)