Ausgerechnet jetzt! Inmitten der Fussball-WM droht das Bier in einigen Ländern knapp zu werden. Insbesondere in Norwegen und Grossbritannien kämpfen Bierbrauer darum, genügend Bier zu produzieren.
Schuld daran ist ein Mangel an lebensmittelreinem CO2. Dieses fällt normalerweise als Nebenprodukt der Ammoniak-Erzeugung für Düngemittel an. Da Düngemittel vor allem zwischen August und März produziert werden, laufen viele Anlagen im Sommer aber nicht. Dieses Jahr kam es aufgrund von niedrigen Preisen zu längeren Schliessungen der Hersteller, was sich in einem CO2-Engpass zeigt.
In Grossbritannien rechnet der Pub- und Brauereiverband damit, dass einige Sorten in den nächsten Tagen ausgehen werden. Die grösste britische Pub-Kette Wetherspoon kann laut der BBC bereits jetzt nicht mehr alle üblichen Biere und Cider anbieten.
In Norwegen musste gar eine der ältesten Brauereien, der Bierproduzent Aass, vorläufig schliessen. Dort kann momentan weder Bier noch Limonade produziert werden. Es gibt im Land noch CO2, doch dieses wird erst an Krankenhäuser verteilt – die Brauereien müssen warten.
Keine Sorge, die Schweiz ist sicher. Sowohl bei Feldschlösschen als auch bei Heineken, das unter anderem Calanda und Eichhof braut, ist man sich der Situation in Europa zwar bewusst, die Schweizer Brauereien selbst sind allerdings nicht betroffen.
Esin Celiksüngü von Feldschlösschen sagt dazu: «Da wir für die Bierherstellung in unseren Brauereien in Rheinfelden und Sion kein zugefügtes CO2 verwenden, sondern das aus der Produktion zurückgewonnene CO2 im eigenen Brauprozess nutzen, sind wir von der CO2-Knappheit für die Produktion von Bier nicht betroffen.»
Auch Heineken bestätigt, dass die Bierversorgung der Schweiz soweit gesichert ist. Zwar komme man diesen Sommer wirklich ans Maximum der Bierproduktion, da nebst all den Festivals auch die Fussball-WM zum Bierkonsum beiträgt. Von einem Engpass könne man allerdings nicht sprechen.
Kleinere Brauereien fürchten die CO2-Knappheit ebenfalls nicht. Matthias Oeschger von der Brauerei Adler sagt, dass sie die Kohlensäure selbst produzieren und daher keine Bedenken haben. «Die grossen Brauereien benutzen ein sogenanntes High Gravity System», erklärt er. Dabei werde das Bier in einer hohen Konzentration von 22 Prozent Zucker auf 100 Gramm Flüssigkeit gelagert.
Da ein normales Bier aber nur über 13 Prozent Zucker verfügt, müsse dieses vor dem Verkauf verdünnt und mit CO2 vermischt werden. Dies geschieht laut Oeschger bei Adler nicht. «Bei uns entsteht die Kohlensäure direkt aus der Hefe. Man kann sich das vorstellen wie beim Soda-Stream. Wenn man damit Kohlensäure ins Wasser gibt, entstehen grosse und aggressive Blasen.»
Lässt man die Hefe aber ihre Arbeit tun, entstehen eine Milliarde kleinere und somit angenehmere Bläschen. «Bei uns ist das eine Frage der Philosophie», sagt der Bierbrauer.