Schweiz
Wirtschaft

Polizei verhaftet 64 Klima-Aktivisten nach Blockade vor CS und UBS

Klimaproteste Credit Suisse Zürich
Die Polizei schneidet die Ketten der Demonstrierenden durch.Bild: watson/sar

Polizei verhaftet 64 Klima-Aktivisten nach Blockade vor CS und UBS

08.07.2019, 09:3008.07.2019, 15:45
Mehr «Schweiz»

In Zürich und Basel haben Klima-Aktivisten und -Aktivistinnen am Montagmorgen die Zugänge zu Schweizer Banken blockiert. In Zürich versammelten sich um 7 Uhr morgens rund 100 Personen vor der Credit Suisse am Paradeplatz, wie die watson-Reporterin vor Ort berichtet. In Basel blockierten Aktivisten die Eingänge der UBS am Aeschenplatz.

Mit ihrer Aktion wollten die Protestierenden darauf aufmerksam machen, dass die beiden Grossbanken «Hauptverantwortliche des Schweizer Finanzplatzes für die weltweite Klimakatastrophe» seien. So schrieben sie es in einer Mitteilung. Zwar würde in der Schweiz kein Öl gefördert und keine Kohle verbrannt, «aber von hier aus werden derartige Projekte finanziert und dadurch erst möglich gemacht.»

Frida Kohlmann, Sprecherin von Collective Climate Justice: «Die CS ist stark daran beteiligt, dass die Klimakatastrophe befeuert wird.»

Video: watson/sar

Vor der CS am Zürcher Paradeplatz ketteten sich die Aktivisten an Pflanzenkübel, Absperrgitter oder Velos und sperrten vier Zugänge so ab, dass Mitarbeitern der Zutritt ins Gebäude versperrt blieb.

Finn, einer der Aktivisten in Zürich, sagte: «Ich habe Angst und bin traurig. Weil wir den Wohlstand unserer Welt auf ihrer Zerstörung aufbauen.» Eine Gruppe aus der französischsprachigen Schweiz hatte sich vor einem der Eingänge an O-Bikes gekettet. Eine junge Frau sagte: «Die CS investiert in grossen Mengen in die fossile Industrie. Mit dieser Aktion wollen wir auf diese dreckigen Geschäfte aufmerksam machen.»

Aktivisten des Klimacamps der Gruppe Collective Climate Justice blockieren am ersten Aktionstag die Bank UBS am Aeschenplatz in Basel, am Montag, 8. Juli 2019. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Aktivisten des Klimacamps der Gruppe Collective Climate Justice blockieren die Bank UBS am Aeschenplatz in Basel.Bild: KEYSTONE

Die angerückte Zürcher Stadtpolizei stellte den Protestierenden ein Ultimatum, die Eingänge vor der CS bis 9 Uhr zu räumen. Diese Frist liessen die Aktivisten allerdings verstreichen. Kurz nach 9 Uhr begann die Polizei mit der Räumung der Blockade. Ein Grossaufgebot sperrte dazu den Paradeplatz teilweise ab.

Einzelne Aktivisten wurden aus den Menschenketten gezerrt, Ketten mussten mit Bolzenschneidern aufgebrochen werden. Die Protestierenden wehren sich passiv, bleiben aber friedlich. Gegen Mittag war die Blockade geräumt. Insgesamt wurden 64 Personen festgenommen und für weitere Abklärungen auf Polizeiwachen gebracht. Die Festgenommenen, 30 Frauen und 34 Männer, im Alter von 15 bis 65 Jahren, wurden der Staatsanwaltschaft Zürich, in zwei Fällen der Jugendanwaltschaft, zugeführt.

Die Polizei zerrt einzelne Demonstranten aus der Blockade.
Die Polizei zerrt einzelne Demonstranten aus der Blockade. Bild: watson/sar
Polizisten führen die Klimaaktivisten der Organisation "Collective Climate Justice" am Eingang der Credit Suisse in Zürich ab.
Die Aktivisten liessen sich von den Polizisten davontragen.Bild: KEYSTONE

CS-Mitarbeiter wurden während der Blockade von Sicherheitsleuten abgefangen und an einen anderen, nicht gesperrten Eingang geleitet. Einer sagte: «Doch, sicher, ich verstehe die Anliegen der Aktivisten.» Er sei allerdings der Meinung, dass es noch viel grössere Firmen gebe, die man zur Verantwortung ziehen müsste. Und sowieso, er arbeite in einem Bereich, wo ihn die Kritik der Aktivisten nicht betreffe.

«Doch, sicher, ich verstehe die Anliegen der Aktivisten.»
CS-Mitarbeiter

Ein weiterer Mitarbeiter, der zuerst etwas ratlos vor einem blockierten Eingang stand, machte kehrt und sagte: «Ich komme da schon rein, es gibt noch andere Eingänge.» Die Kritik der Klima-Aktivisten an seinen Arbeitgeber kann er nicht nachvollziehen. Selbst wenn man alles richtig mache, sei es trotzdem nie allen recht.

Eine Studie des Bundes bestätigt die Aussage der Klima-Aktivisten. Geld, das aus der Schweiz angelegt wird, wird kaum für klimafreundliche Zwecke investiert. Ein Grossteil fliesst in Projekte, die dem Klima direkt schaden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Schilder des Klimastreiks
1 / 29
Die besten Schilder des Klimastreiks
Zehntausende Klimaaktivisten gehen seit Monaten auf die Strassen, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren, und zeigen bei der Gestaltung ihrer Schilder viel Kreativität. Wir machten uns auf die Suche nach den besten Schildern.
quelle: epa/epa / neil hall
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diese Schüler erklären, wieso sie streiken
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
200 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hallosager
08.07.2019 07:16registriert April 2017
Hmm irgendetwas mach ich falsch in meinem Leben 🤔
27976
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dieser Kommentar wurde von Watson zensiert
08.07.2019 07:17registriert Januar 2018
Man hat ja auch nichts besseres zu tun an einem Montag...
584395
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matrixx
08.07.2019 08:53registriert März 2015
"Er sei allerdings der Meinung, dass es noch viel grössere Firmen gäbe, die man zur Verantwortung ziehen müsste."

Ja, der Standard-Satz zur Schudabweisung.
Das fängt beim kleinen Mann an (ich kann ja eh nichts tun) und geht bis zu den Firmen (ja, aber die anderen machen auch).
13727
Melden
Zum Kommentar
200
Bitcoin verursacht Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr – fast doppelt so viel wie die Schweiz
Der Bitcoin hat derzeit einen doppelt so grossen CO₂-Fussabdruck wie die Schweiz. Dies geht aus einer Auswertung des Krypto-Portals Digiconomist hervor.

Auf das Jahr gerechnet, verursacht das Netzwerk der Kryptowährung aktuell 90,93 Millionen Tonnen CO₂. Zum Vergleich: Die Treibhausgasemissionen der Schweiz beliefen sich zuletzt auf rund 45 Millionen Tonnen jährlich.

Zur Story