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700 statt 20'000 Franken: Thurgauer kauft Hepatitis-Medikament in Australien 

700 statt 20'000 Franken: Thurgauer kauft Hepatitis-Medikament in Australien 

12.09.2018, 14:5212.09.2018, 15:22
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Im Kanton Thurgau leben rund 2700 Menschen mit Hepatits. Einer davon war Daniel Frischknecht. Der Kantonsrat kämpfte erfolgreich gegen die schwere Krankheit und gegen überteuerte Medikamente.

Der 54-jährige Psychologe erzählte an der Ratssitzung von seiner Hepatitis-Infektion, mit welcher der ehemalige Drogenkonsument 30 Jahre lang lebte. Dank dem christlichen Glauben überwand Frischknecht die Heroinsucht.

Dass er sich mit Hepatitis C angesteckt hatte, wusste er. Doch die Krankheit machte sich lange nicht bemerkbar. 1996 hatte er einen ersten Schub. «Ich fühlte mich schlapp und müde und wäre am liebsten bereits nach dem Mittagessen ins Bett gegangen», erinnert sich Frischknecht. Die Ärzte diagnostizierten eine Leberfibrose und schlugen ihm eine Behandlung mit Interferon vor. Wegen der schweren Nebenwirkungen habe er aber abgelehnt, erzählte Frischknecht nach der Ratssitzung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Leberzirrhose

Vor zwei Jahren seien dieselben Symptome wieder gekommen. Zuerst habe es geheissen, die Erkrankung sei nicht so gravierend, die Krankenkasse müsse die Heilungskosten nicht übernehmen. Doch Frischknecht suchte Hilfe bei einem andern Spezialisten.

Eine Leberpunktion ergab schliesslich eine Leberzirrhose. «Nun war ich ein schwerer Fall und die Kosten waren kein Thema mehr», sagt Frischknecht. Die Behandlung begann. Als er erfuhr, dass die Medikamente in der Packung, welche die Fachfrau ihm gab, 20'000 Franken kosteten, habe es ihm die Sprache verschlagen.

Medikament in Australien 30 Mal billiger

Für die gesamte Therapie hätte er drei Packungen gebraucht, was 60'000 Franken gekostet hätte. Er erkundigte sich bei einem Bekannten, einem Facharzt, nach Alternativen und bestellte schliesslich in Australien Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff.

Diese kosteten rund 30 Mal weniger: 700 statt 20'000 Franken pro Packung. Die Medikamente habe er aus der eigenen Tasche bezahlt. «Das ist doch Geschäftemacherei. Ich kann nicht verstehen, dass das Bundesamt für Gesundheit diese Praxis der Pharma-Industrie schützt», sagt Frischknecht, der nach der erfolgreichen Therapie von Hepatitis geheilt ist.

Am Mittwoch diskutierte der Thurgauer Grosse Rat eine Interpellation mit dem Titel «Still aber folgenreich: Bekämpfung der Hepatits B und C Epidemie im Thurgau». Eingereicht hatte sie die Thurgauer SP-Kantonsrätin Marina Bruggmann. Wie die Pflegefrau schreibt, sterben in der Schweiz fünf Mal mehr Menschen an den Folgen von Hepatitis C als an einer HIV-Infektion, obwohl Hepatits C seit 15 Jahren geheilt werden kann. (whr/sda)

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lily.mcbean
12.09.2018 15:16registriert Juli 2015
Das Bundesamt für Gesundheit steht sicher auch auf der Lohn-Liste der lieben Pharma Lobby
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N. Y. P. D.
12.09.2018 15:24registriert Oktober 2015
Welches Pharmaunternehmen verlangt ZWANZIGTAUSEND Franken für so ein Schächtelchen ?

Und in Australien kostet es 700 Mäuse.

Was läuft hier eigentlich schief ?
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niklausb
12.09.2018 15:14registriert März 2015
Viel spass bei der Auseinandersetzung mit der Pharmalobby. Die sind so schlüpferig und schleimig da wird eine Nacktschnecke neidisch.
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