Heute ist er, der Valentinstag. Allerspätestens jetzt gibt es keine Ausreden mehr: Das enttäuschte Gesicht deiner Liebsten geht auf deine Kappe, wenn du heute Abend ohne rote Röschen, Schokopralinen oder einer sonstigen Kleinigkeit auftauchst. «Reine Geldmacherei, dieser erfundene Tag», magst du nun entgegnen. Doch, dass der Valentinstag von den Floristen erfunden wurde, ist ein gemeines Gerücht. Der Valentinstag geht nämlich bis auf die alten Römer zurück und startete nicht mit Rosen oder Pralinen.
Wer den Valentinstag erfunden hat, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Die Schweizer waren es aber nicht, so viel sei gesagt. Wie bei vielen wichtigen Feiertagen möchte die katholische Kirche als Urheber des Valentinstags gelten und hatte zu diesem Zweck den Tag dem heiligen Valentin gewidmet. Höchstwahrscheinlich hat die Kirche aber vor allem eines zum Tag der Verliebten beigesteuert: Seinen Namen.
In der Presse wird gerne die Geschichte des christlichen Märtyrers Valentin von Terni erzählt. Sankt Valentin soll zu seinen Lebzeiten mehrere Liebespaare gesegnet, getraut und ihnen frische Blumen aus seinem Garten geschenkt haben – auch Paaren, die nach dem kaiserlichen Ermessen nicht zusammengehörten. Deshalb wurde Valentin am 14. Februar 269 hingerichtet. Heute findet man den Tag des heiligen Valentins nicht mehr im Kirchenkalender, nachdem der Feiertag 1969 offiziell gestrichen wurde.
Der Valentinstag wurde von der Kirche von einem römischen Fest übernommen. So sollen die Menschen im antiken Rom der Göttin Juno, der Beschützerin von Ehe und Familie, Mitte Februar gedacht haben, weil dann die Paarungszeit der Vögel beginnt. Die römischen Frauen wurden dann von den Männern zu diesem Fest symbolisch mit Blumen beschenkt.
Auch das römische Fest der Wölfin fand um den 14. Februar herum statt. Hier feierten die Römer die erste Menstruation der Mädchen und auch Ehen wurden – auf etwas unromantische Art und Weise – geschlossen. Dazu schrieben die jungen Frauen ihre Namen auf Zettelchen und die Männer zogen dann ihre zukünftige Gemahlin. Auch eine Art der Partnerwahl.
Wildfremde und dazu noch sehr junge Leute miteinander zu vermählen, entsprach der kirchlichen Moral nicht und so änderte diese den Brauch: Statt Namen wurden Namen von Schutzheiligen oder kurze Gebete auf die Zettelchen geschrieben und so der Schutzheilige Valentin etabliert.
Verständlicherweise machte diese christliche Version des Brauchs den jungen Liebenden im Mittelalter nicht den gleichen Spass. So wurde der 14. Februar zum «Lostag» umdeklariert. Vor allem in England wurden so am Vorabend des 14. Februars sogenannte Valentins-Paare ausgelost. Wer es romantischer haben wollte, verliess am frühen Morgen des Valentinstages das Haus und bildete mit dem ersten Mensch des gegenteiligen Geschlechts, der einem über den Weg lief, ein Paar. Die Paare beschenkten sich daraufhin gegenseitig mit Kleinigkeiten oder Gedichten. Auch hier gab es noch keine Schokolade oder Pralinen.
Englische Auswanderer brachten den Brauch dann in die USA. «Nach Ende des zweiten Weltkriegs, etwa 1950, schwappte der Brauch des Valentinstags von den USA wieder zurück nach Europa und wurde auch in der Schweiz bekannt», erzählt Gabi Hophan, Marketing-Mitarbeiterin vom Blumenlieferanten Fleurop. Während in Deutschland schon in den 50er Jahren vermehrt Blumen verschenkt wurden, machte sich der Brauch in der Schweiz ab den 60er Jahren immer mehr bemerkbar.
Den grossen Hype um den Valentinstag, der offensichtlich kommerziell bedingt ist, gibt es aber noch nicht so lange: Die Migros warb zum ersten Mal im Jahr 1987 für den Valentinstag, Lindt und Sprüngli mit ihrer Schokolade erst im Jahr 2002.
Für den Coop ist der Valentinstag – gefolgt vom Muttertag – der wichtigste Blumen-Verkaufstag des Jahres. 70% der am Valentinstag verkauften Blumen, seien Rosen. Die Kuppel-Seite Parship spürt den Valentinstag nicht spezifisch: «Unsere Erfahrung ist, dass sich im Januar und Februar grundsätzlich mehr Neukunden anmelden. Doch das hat wohl allgemein eher mit den guten Vorsätzen fürs neue Jahr zu tun als mit dem Valentinstag», sagt Parship-Sprecherin Stella Zeco.
Wer den Valentinstag als erstes an die grosse Schweizer Glocke gehängt hat, weiss keiner so genau. Unübersehbar ist aber, dass die Kommerzialisierung der Romantik längst stattgefunden hat: Nicht mehr nur die Blumen- und Schokoladenindustrie mit dem Tag der Liebe, sondern jeder, der sein Produkt verkaufen will: Mymuesli zum Beispiel meint, dass man «es» – und damit meint sie die Müsli-Marke «I love you» – am besten mit Müesli sagt. Zürich Tourismus wirbt mit einer eTuktuk-Fondue-Fahrt. Und pünktlich zum Valentinstag macht Zweifel ihrer Lieblings-Geschmacksrichtung eine Liebeserklärung und bringt die limitierte I-love-Paprika-Kollektion auf den Markt.
Der verrückteste Valentinsbrauch kommt aber aus Südkorea. Hier schenken die Frauen ihren Liebsten am 14. Februar eine Kleinigkeit. Die Männer revanchieren sich dann am 14. März, am «White Day», mit weisser Schokolade. Der Anti-Valentinstag folgt einen Monat später: Wer an beiden Tagen leer ausgegangen ist, betrauert dies am «Black Day», dem 14. April. Mit dem zeremoniellen Essen von Nudeln mit schwarzer Sauce.
«Jajangmyeon» heissen die dunklen Nudeln, die in Südkorea als Wohlfühl-Essen gelten und Singles aufmuntern sollen. Traditionell wird dieses Gericht zusammen mit anderen Singles gegessen – sodass man dabei vielleicht seinen Seelenverwandten und baldigen Partner doch noch trifft.