Rostow am Don war das Ziel, die Stadt im Süden Russlands, in der die Schweiz gestern um 20 Uhr gegen Brasilien ihr erstes Spiel an der WM austrug.
Stattdessen verschlug es fünf junge Schweizer ins umkämpfte ostukrainische Donbass-Gebiet, wenige Kilometer von der Front entfernt.
Wie die Journalistin Anna Dombrowskaja am Samstag auf Facebook schrieb, wollten die fünf jungen Männer mit dem Bus von Bern nach Rostow reisen. Das GPS habe ihnen die Route durch die umkämpften Gebiete in der Ostukraine vorgeschlagen, so die Journalistin gegenüber der Aargauer Zeitung. «Die Fans haben geplant, in der besetzten Stadt Amwrossijiwka zu übernachten».
Offenbar sei ihnen nicht bewusst gewesen, dass im Donbass gegenwärtig ein bewaffneter Konflikt im Gang sei, so Dombrowskaja.
Dombrowskaja zeigte sich verwundert, dass die Schweizer nicht von ukrainischen Grenzwächtern aufgehalten wurden, bevor sie Konfliktgebiet betraten. Die Journalistin führte die fünf Schweizer gemäss «Aargauer Zeitung» schliesslich aus der Kampfzone und zeigte ihnen eine sichere Route nach Rostow.
Die Rostow-Arena, in der neben der Partie Schweiz-Brasilien auch noch drei weitere Vorrundenspiele und ein Achtelfinal ausgetragen werden, liegt weniger als 100 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt.
Das EDA steht in Kontakt mit der zuständigen Botschaft in Moskau, wie Sprecher Pierre-Alain Eltschinger gegenüber watson sagte. Zurzeit verfüge man aber über «keine gesicherten Informationen».
Von Reisen in die ostukrainische Konfliktregionen wird generell abgeraten, schreibt das EDA auf seiner Webseite. In Notfällen habe die Schweiz nur begrenzte oder gar keine Möglichkeiten zur Hilfe. Auch die Stadt Amwrossijiwka, die die Schweizer als Übernachtungsort wählten, ist auf der Liste der nicht sicheren Ortschaften aufgeführt.
Seit 2014 kämpfen in der Ostukraine prorussische Kräfte für die Abspaltung von der Ukraine. Der Konflikt hat laut UNO mehr als 10'000 Menschenleben gekostet.
Im Vorfeld der Weltmeisterschaft kam es in der Donbass-Region zu Spannungen zwischen den Konfliktparteien. Vereinzelt wurde die Feuerpause gebrochen. (wst)