Die Mietkosten für Wohnungen in der Stadt Zürich sind seit längerem ein Politikum. Hohe Mietpreise, Spekulanten, Luxus-Appartements, die leer stehen: Kritik an den Wohnkosten kommt von allen Seiten. Auch Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge haben mit den überrissenen Mietzinsen zu kämpfen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Urs Tschenett besitzt an der Bucheggstrasse in Zürich drei Gebäude, zwei davon in baufälligem Zustand. In den Häusern leben rund 60 Mietparteien, obwohl es bei weitem nicht so viele Wohnungen gibt. Bei den Mietern handelt es sich mehrheitlich um anerkannte Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea, die meisten von ihnen sind Sozialhilfebezüger.
Die geschilderten Wohnverhältnisse sind katastrophal: 5-Zimmer-Wohnungen werden von bis zu fünf Parteien geteilt, Fenster können nicht richtig geschlossen werden und an den Wänden und in den Schränken wächst der Schimmel. Die Bewohner behelfen sich mit frischer Farbe – die Kinder klagen anschliessend in der Schule über Augenentzündungen.
Die Mietpreise: Ein Zimmer, das sich mehrere Personen teilen, kostet 1400 Franken monatlich. Eine 40 Quadratmeter grosse 2-Zimmer-Wohnung kostet 1800 Franken. Letztere teilen sich vier Personen.
Die Sozialhilfebezüger schliessen selbstständig Mietverträge ab, für die Finanzierung der Mietzinsen ist die Asylorganisation Zürich (AOZ) zuständig. Dabei legt die Sozialhilfe Höchstbeträge für die Mietkosten fest: Für einen 2-Personen-Haushalt maximal 1400 Franken, für eine Einzelperson 1100 Franken.
AOZ-Direktor Thomas Kunz sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass der Vermieter wohl von den Maximalbeiträgen wisse und die Mietkosten deshalb genau an dieser Grenze ansetze. Die AOZ würde bei der Wohnungssuche gerne Hilfe leisten, weil sich der Hoheitsbereich der AOZ aber nur auf die Stadt erstreckt, sind ihr bei neu Hinzuziehenden die Hände gebunden. Und ein Grossteil der Mieter an der Bucheggstrasse kommt von ausserhalb.
Urs Berger, Präsident der Kreisschulpflege Waidberg ist das Problem aus Erzählungen von Schülern, die in den fraglichen Wohnungen leben, bekannt. Mindestens 20 Schulkinder leben in den Häusern an der Bucheggstrasse, acht von ihnen sind in psychologischer Behandlung. Viele der Familien haben eine strapaziöse Flucht hinter sich. Der Vermieter bereichere sich auf Kosten von Armen und Wehrlosen, so Berger.
Tatsächlich kassiert Eigentümer Urs Tschenett jährlich rund eine Million Franken von der AOZ. Dies haben Berechnungen des «Tages-Anzeigers» ergeben.
Tschenett wollte gegenüber dem «Tages-Anzeiger» zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. Wie eine Anfrage des TA bei den sozialen Diensten zeigte, handelt es sich nicht um einen Einzelfall: Es seien ein paar Dutzend Liegenschaften bekannt, die «in ungepflegten, teilweise in einem renovationsbedürftigen Zustand sind und in denen zu einem schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis meist Einzelzimmer mit gemeinsam genutzter Küche, mit Etagendusche und Etagen-WC vermietet werden.»
(wst)
Was ich mich jedoch frage: Weshalb 'muss' es die Stadt Zürich sein? Oder können/dürfen vorläufig aufgenommene Flüchtlinge sich nicht andernorts im Kanton niederlassen?