Seit der 16-jährige Visar und die 15-jährige Edita Ende 2014 von Winterthur nach Syrien gereist sind, um sich dem sogenannten «Islamischen Staat» anzuschliessen, gerät die Winterthurer An'Nur-Moschee immer wieder negativ in die Schlagzeilen.
Der Schweizer Vorzeige-Dschihadist und Thaiboxer Valdet Gashi soll in in der Moschee verkehrt haben, die «Weltwoche» berichtete von «IS»-verherrlichenden Videos, die in der Moschee herumgezeigt würden und der Blick nannte einen Imam der Moschee einen «‹IS›-Paten».
Das Gesicht der Moschee war bis Ende Februar Atef Shanoun. Der hauptberufliche Kreditvermittler bemühte sich, die medialen Vorwürfe gegen seine Moschee abzuwehren. Nach einem Auftritt in der SRF-Sendung «Schawinksi» hatte dieser aber endgültig genug.
«Dass Herr Schawinski den Namen meiner Firma im Fernsehen nannte, war mit ein Grund für mich, den Posten abzugeben», sagt Shanoun gegenüber watson. Er habe dadurch Aufträge verloren. «Nach vier Jahren wurde es aber auch Zeit für jemand Neuen. Ich will mein Privatleben schützen und mich auf meine Firma konzentrieren», sagt Shanoun.
Jetzt übernimmt Hakim Mestiri den Posten. Der 38-jährige Elektriker wurde von der Generalversammlung gewählt und präsidiert nun den vierköpfigen Vereinsvorstand. Mestiri wurde in Deutschland geboren, wuchs in Frankreich und Tunesien auf und genoss eine «fundierte muslimisch-christliche Erziehung», sagt er. Seine Grossmutter war gläubige Katholikin.
Mestiri will versuchen, den radikalen Anstrich der An'Nur-Moschee zu korrigieren. «Ein zentrales Anliegen ist für uns, das Bild, das von unserer Moschee medial vermittelt wurde, klarzustellen», sagt Mestiri.
«In unserer Moschee wird nicht radikalisiert und auch keine Radikalisierung toleriert», sagt Mestiri. «Werden Radikalisierungstendenzen ausgemacht, so wird das Gespräch gesucht und wenn dies nicht hilft, ein Hausverbot ausgesprochen und die Behörden informiert.»
Die An'Nur-Moschee ist eine der grösseren Moscheen der Schweiz und sehr beliebt bei der arabisch-muslimischen Gemeinschaft. Damit das so bleibt, zählt der neue Präsident auch auf die Behörden: «Der Kampf gegen den Extremismus ist Sache aller Angehörigen der schweizerischen Gesellschaft», sagt er, «nicht zuletzt der staatlichen Institutionen, der Schulen sowie des Sicherheitsapparats.»
Die An'Nur-Moschee wolle die den Dialog zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen fördern und Jugendliche im Verein zu angepassten Bürgern erziehen. «Wir rufen die Muslime zum friedlichen Zusammenleben mit allen Religionen auf und verabscheuen jeglichen Extremismus und Terror», stellt Mestiri klar. «Wir sind der Schweiz dankbar und respektieren die Gesetze dieses Landes.»