Schweiz
Zürich

Stadt Zürich will 100 Kilometer Velovorzugsrouten schaffen

Stadt Zürich will 100 Kilometer Velovorzugsrouten schaffen

19.03.2021, 10:5219.03.2021, 13:16
Mehr «Schweiz»
ARCHIV - ZUR MK DER STADT ZUERICH ZUR NEUEN PRAXIS FÜR DIE NUTZUNG DES TROTTOIRS DURCH VELOS STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Fahrradfahrer fahren an einem Fahrradpiktogramm a ...
Zürich und Velos: Es ist kompliziert.Bild: KEYSTONE

Beim Stadtzürcher Dauer-Politikum Velowege soll es endlich vorwärts gehen: Bis in zehn Jahren soll ein 100 Kilometer langes Netz von sicheren Velo-Vorzugsrouten durch die Stadt führen. So steht es in der neuen «Velostrategie 2030», die sich die Stadt verpasst hat.

Nach wie vor ist Velofahrern in der Stadt Zürich an vielen Orten gefährlich - obwohl sich die Stadt seit Jahren mit der Entschärfung von heiklen Stellen und dem Bau von Velowegen abmüht.

«Wir haben gesehen, dass es zu wenig schnell vorangeht. Manche Strassen sind nach wie vor für Velofahrende gefährlich», räumte AL-Stadtrat Richard Wolff am Freitag vor den Medien ein. Mit der deutlichen Annahme der Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» im vergangenen September habe die Stadt nun einen weiteren, wichtigen Auftrag erhalten und wolle vorwärts machen.

«Express-Massnahmen»

Statt den bisherigen «Masterplan Velo» weiterzuverfolgen und nur dann etwas für die Velofahrenden zu tun, wenn ohnehin eine Baustelle ansteht, verpasst sich der Stadtrat nun mit der neuen «Velostrategie 2030» einen Strategiewechsel. «Wir mussten das neu benennen, um zu zeigen, dass es nun anders weitergeht», sagte Wolff dazu.

Neu sollen Velo-Massnahmen unabhängig von Bauarbeiten an Strassen ergriffen werden. Also immer dann, wenn es notwendig ist. Geplant sind unter anderem «Express-Massnahmen» wie Markierungen, die «vielleicht nicht perfekt sind», aber Sicherheit bringen sollen.

«So sicher und komfortabel wie möglich»

Kernstück der neuen Velostrategie sind aber die Velo-Vorzugsrouten. Diese waren bei der Stadt bisher unter dem Namen Velo-Schnellrouten bekannt. Von diesem Namen rückte die Stadt aber ab, weil er auf Fussgänger bedrohlich hätte wirken können. Statt «schnell» sollen die Velofahrenden nun lieber «so sicher und komfortabel wie möglich» durch die Stadt kommen, sagte Wolff weiter.

Bis in zehn Jahren sollen 100 Kilometer dieser Vorzugsrouten gebaut sein. Wie sie genau aussehen, also etwa wie breit sie werden, ist noch offen. Das werde noch ausgearbeitet. Ein erstes «Müsterchen» wurde 2020 bereits an der Baslerstrasse eröffnet. Mit dem Ergebnis ist die Stadt zufrieden. Die Baslerstrasse sei nun für Velofahrende viel sicherer, sagte Stadträtin Karin Rykart (Grüne).

Bis in einem Jahr sollen die ersten vier Vorzugs-Strecken mit einer Gesamtlänge von 14 Kilometer fertig sein. Sie führen von Altstetten in den Kreis 4, vom Kreis 7 nach Oerlikon, von Affoltern nach Oerlikon und von Zollikon in den Kreis 8. Welche Routen danach realisiert werden, ist derzeit noch offen.

«Autoarm» statt autofrei

Sicher ist, dass die Routen wenn immer möglich auf Nebenstrassen angelegt werden, nicht auf Hauptverkehrsrouten. Auch der ÖV solle natürlich nicht behindert werden, sagte Rykart weiter.

Die Velo-Vorzugsrouten sollen zwar nicht gänzlich autofrei werden, aber «autoarm». Anwohnerinnen und Anwohnern oder Handwerkern werde natürlich immer noch erlaubt, zu den Häusern zu fahren. Fahrverbote soll es wegen der neuen Velo-Vorzugsrouten keine geben.

Das Auto dürfte in der Hackordnung der Verkehrsteilnehmer aber trotzdem weiter zurückfallen. Wenn man eine Strasse für Velos sicher machen wolle, brauche es für gewöhnlich mehr Platz, sagte Wolff. «Es kann durchaus vorkommen, dass es zum Abbau von Parkplätzen kommt.»

Das Auto steht nicht mehr im Zentrum

Die neue Velostrategie ist für den Stadtrat Ausdruck davon, dass «das Auto bei der Verkehrspolitik nicht mehr im Zentrum steht». Die Strasse sei öffentlicher Raum, der von vielen geteilt werde.

Das geplante Velo-Vorzugsroutennetz soll auch im kommunalen Richtplan verankert werden. Noch vor den Sommerferien dürfte der Gemeinderat darüber beschliessen. Bis dann müsste also klar sein, auf welchen Strecken solche Routen geplant sind.

SP befürchtet Nicht-Umsetzung

Die SP ist von der Velostrategie bisher nicht überzeugt. Sie befürchtet, dass dadurch die Umsetzung der Velorouten-Initiative gefährdet sei. Die Initiative fordere 50 Kilometer autofreie und nicht bloss autoarme Velorouten.

«Wir akzeptieren keine Abstriche bei der Sicherheit der neuen Velorouten», wird SP-Gemeinderätin Simone Brander in einer Mitteilung zitiert. Auch die Grünen fordern, dass «die Qualitätsansprüche gemäss Initiative wenn immer möglich erreicht werden müssen». (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Sportler haben den perfekten Namen für ihre Sportart
1 / 26
Diese Sportler haben den perfekten Namen für ihre Sportart
Marco Velo: 3 x italienischer Meister im Zeitfahren.
quelle: ap / peter dejong
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Absurde Visual Effects – Wenn die Velos einfach verschwinden würden
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Knut Knallmann
19.03.2021 11:59registriert Oktober 2015
"Wo genau diese Routen durchführen werden, steht noch nicht fest." Mit anderen Worten: Wir möchten gerne, aber die heisse Frage wo genau überlassen wir gerne jemand anderem... Eigentlich schade, denn Verbesserungen bei der Veloinfrastruktur sind in Zürich bitter nötig. Dass die Routenführung noch nicht einmal genau bestimmt wurde ist ein Zeichen dafür, dass es noch länger dauern wird...
11225
Melden
Zum Kommentar
avatar
Simih
19.03.2021 12:26registriert Oktober 2019
Leider hat sich bisher oft gezeigt, dass die blosse Anwendung von Markierungen nicht viel geholfen hat, was die Sicherheit der Velofahrenden anbelangt. Ich hoffe, man plant an kritischen Stellen auch den Ausbau wirklicher Trennung der Verkehrsströme.
8815
Melden
Zum Kommentar
avatar
SD1980
19.03.2021 12:08registriert August 2018
Da ich regelmässig mit dem Velo in die Stadt zur Arbeit fahre, finde ich die Idee grundsätzlich gut. Die Frage ist eher, ob es Platz hat, um die Velofahrer genügend vom restlichen Verkehr zu trennen, da der Vorzug sonst eher davon abhängen wird, ob den Velofahrern von den anderen Verkehrsteilnehmern auch wirklich der Vorzug gewährt wird.
6717
Melden
Zum Kommentar
38
Das solltest du machen (oder zumindest wissen), bevor du wandern gehst
Wandern ist der Schweizer Nationalsport. Und mit dem Frühling startet auch die Wandersaison. Doch einfach mal drauflos wandern? Besser nicht. Eine Wanderung will vorbereitet sein – auch körperlich.

Wandern ist die beliebteste Sportart der Schweiz. Fast 60 Prozent der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren sind regelmässig über Stock und Stein unterwegs. Das sind rund vier Millionen Einwohner. Da kommt es leider auch zu Verletzungen. 2022 gab es gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU rund 30'000 Verletzungen (5000 davon schwer) und über 40 Todesfälle zu beklagen.

Zur Story