Ein still und leise publizierter Stadtratsbeschluss besiegelt endgültig das Schicksal des Polizeimusikfestivals und mit ihm jenes von über einer halben Million Steuerfranken: Der «Verein Zurich Tattoo Productions», unter dem Vorsitz von Major André Beck, Chef der Interventionseinheit Skorpion der Stadtpolizei, beschliesst seine Auflösung.
Privathaftung haben die sechs Stadtpolizisten in den Vereinsstatuten ausgeschlossen. Der Schuldenberg wird also dem Finanzdepartement der Stadt Zürich überlassen: insgesamt 0,55 Millionen Franken, wie Lokalinfo Zürich 2 berichtet.
Mit dem Festival fing es an schief zu laufen, als das Organisationskomitee, bestehend aus Zürcher Stadtpolizisten, die ihre Vereinsarbeit mit mindestens 1070 Stunden während Bürozeiten abwickelten, aus dem traditionellen Polizeimusikfestival ein Event à la Basel Tattoo machen wollten.
Die Ränge blieben leer. Um den Verein vor dem Konkurs zu retten, gewährte die Stadt ein Darlehen von 500'000 Franken – verknüpft mit der Bedingung, das Festival weiterzuführen, in die Gewinnzone zu bringen und das Darlehen zurückzuzahlen.
Daraus wurde nichts und 2015 wurde das Festival in letzter Minute abgesagt, um den Schuldenberg nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Dass die Vereinsschulden von 500'000 Franken nicht noch mehr stiegen, war nur möglich, weil die Stadtverwaltung auf die Rechnungsstellung verzichtete.
Im Oktober hat die Stadt das Geld nun definitiv abgeschrieben – «infolge Uneinbringbarkeit», wie der entsprechende Stadtratsbeschluss festhält.
Gegenüber «Zürich Info» sagt Vereinspräsident André Beck, man sei am Schluss «zu desillusioniert und kraftlos» gewesen, um einen erneuten Anlauf zu wagen.
Die vier «potenten Event-, Marketing-, und Medienpartner», die man fürs 2017 an Bord geholt hätte, hätten sich «völlig unerwartet zerstritten, worauf sie den Kooperationsvertrag auflösten».
Bereits 2013 war gemäss Beck die beauftragte Eventagentur schuld, die «keines der ihr übertragenen Ziele erreichte». Und 2012 war der Grund die Fusion der engagierten Eventagentur, die dann absprang und deren Nachfolgerin «sehr schwierig in der Zusammenarbeit war». (rar)
Wenn die Stadt Veranstaltern Geld gibt, die von Zuschauereinnahmen nicht leben können, nennt man das üblicherweise Kulturförderung. So werden jedes Jahr gegen 100 Millionen abgeschrieben.
Üblicherweise ist es die SVP, die dann moniert, damit würde man "Steuerfranken verlochen". Aber wenn die Veranstalter Polizisten sind, dann bläst man plötzlich ins gleiche Horn?