Schweiz
Zürich

Fussgänger aufgepasst – Das sind die gefährlichsten Tramhaltestellen der Schweiz

A young woman crosses the street while trams approach in the background in downtown Zurich, Switzerland, pictured on November 10, 2008. (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Ein junge Frau ueberquert vor herannahe ...
Handys als Gefahrenherd: Für die meisten Unfälle sind die Fussgänger selbst verantwortlich. Bild: KEYSTONE

Fussgänger aufgepasst – Das sind die gefährlichsten Tramhaltestellen der Schweiz

Nirgendwo werden mehr Fussgänger angefahren als in Basel. Die Gründe sind vielschichtig. Chauffeure beklagen zu hohen Stress. 
26.11.2017, 03:1526.11.2017, 09:38
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In den den grossen Schweizer Städten sind die Trams das Rückgrat des ÖVs. Die Strassenbahnen sorgen aber für zahlreiche Unfälle. Seit 2010 sind in der Schweiz 361 Fussgänger von einem Tram angefahren und verletzt worden, 20 Menschen starben. Dies zeigen Unfalldaten des Bundesamtes für Verkehr, welche die Sonntagszeitung ausgewertet hat. 

Die gefährlichsten Tramhaltestellen der Schweiz sind: 

  • 1. Basel Bahnhof SBB
    Hier wurden mindestens zehn Personen angefahren, zwei wurden schwer verletzt. 
  • 2. Zürich Stauffacher
    Dort gab es seit 2010 sieben Verletzte, zwei davon schwer.  
  • 3. Basel Barfüsserplatz
    Sechs verletzte, drei davon schwer. 
  • 4. Basel Heuwaage
    Sechs Verletzte, einer davon schwer. 
  • 5. Genf Plainpalais
    Sechs Verletzte
bahnhofsplatz jetzt
Am Basler Bahnhofsplatz ereignen sich die meisten Unfälle. Bild: watson

Durchschnittlich einmal im Monat gerät ein Passant vor ein Basler Tram und wird dabei verletzt. In Zürich passiert das im Schnitt alle zwei Wochen. Wie häufig es zu brenzligen Situationen ohne Verletzte kommt, kann niemand sagen.

Basler Trams haben schweizweit das höchste Unfallrisiko im Verhältnis zu den zurückgelegten Strecken und dem Fahrgastaufkommen, gefolgt von Zürich.

  • In Basel kommt es alle 19,1 Millionen Personenkilometer zu einem Unfall, in Zürich alle 19,7. 
  • In Bern hingegen nur alle 31,1 Millionen Personenkilometer.
Ein Bus der Linie 10, welche Koeniz mit Ostermundigen verbindet, links, naehert sich einem Tram der Linie 9 am Donnerstag, 11. September 2014 auf dem Kornhausplatz in Bern. Am 28. September stimmen di ...
Trotz beengten Verhältnissen gibt es in Bern massiv weniger Unfälle pro Personenkilometer. Bild: KEYSTONE

Was führt zu den Unfällen? 

Die Verkehrsbetriebe hätten keinen Einfluss darauf, wie sich andere Verkehrsteilnehmer verhalten, sagt Sprecher Andreas Uhl von den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). In der Tat trifft, gemäss den Unfalldaten, die Fahrer sehr selten eine Schuld.

Bei 77,3 Prozent der Unfälle sind Fussgänger schuld. 

Bei den meisten Unfällen trifft die Fussgänger die Schuld. 77,3% der Unfälle sind laut der Statistik die Folge von Fehlhandlungen der Fussgänger beim Überqueren der Gleise. Die restlichen Tramunfälle gehen auf andere Strassenverkehrs-verstösse oder Alkohol- und Drogenmissbrauch zurück.

Warum kracht es in Basel und Zürich häufiger? «Trams in verschiedenen Städten verkehren unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen», heisst es beim BAV. In Städten, in denen Trams häufiger über ein eigenes Trassee verkehren und in denen es weniger Kreuzungspunkte mit Fussgängern oder anderen Verkehrsteilnehmern gebe, sei das Unfallrisiko generell kleiner. In Basel wie Zürich hat es besonders viele Kreuzungspunkte. 

Fahrer beklagen sich

Tramchauffeure beklagen, dass die ständig steigenden Ansprüche in Sachen Kundenservice zu Lasten der Sicherheit gehen. Sie sollen freundlich sein, Auskünfte erteilen und dem Fahrgast ein gutes Erlebnis bieten.  «Der Tramchauffeur sitzt hinter einem geöffneten Glasfenster. Jeder kann mit ihm sprechen. Das lenkt ab», sagt Gewerkschaftssekretär Duri Beer zur Sonntagszeitung. 

Trotz der schwierigen Verkehrssituation und des hohen Unfallrisikos seien weder VBZ noch die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) bereit, Abstriche zu machen, wenn es um die Zufriedenheit ihrer Kunden geht. War es früher seine Aufgabe, sicher zu fahren, sei der Tramchauffeur heute auch für das «Erlebnis» der Fahrgäste zuständig. «Das Fahrpersonal ist das Gesicht der BVB und gibt Auskunft zu Fragen aller Art», sagt BVB-Sprecher Benjamin Schmid weiter zur Sonntagszeitung. 

Ein Chauffeur soll gewinnend und kommunikativ auftreten, unter Zeitdruck sehr guten Kundendienst leisten und Ortsunkundige aktiv unterstützen – so steht es explizit in den Verhaltensgrundlagen für den VBZ-Fahrdienst.

(amü)

«Rush hour? Schweizer Staus sind sehr niedlich!»

Video: watson/Emily Engkent

Tram kracht in Coop-Parfümerie

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Spektakulärer Unfall in Zürich: Ein VBZ-Tram rammte heute Mittag in Zürich Oerlikon den Eingang einer Coop-Filiale.
quelle: bild: userinput / bild: userinput
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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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WayneTheBrain
26.11.2017 08:53registriert Dezember 2016
Wer schon einmal über den Basler Bahnhofplatz gegangen ist wundert sich nicht. Der Gang über ein Minenfeld ist vermutlich weniger gefährlich... Hier ein Bus, da ein Tram, dort die Fussgänger und alle gefährden sie sich gegenseitig. Eine planerische Katastrophe wie der gesamte Basler Bahnhof. Doch statt sich dies einzugestehen und eine komplette Umgestaltung vorzunehmen wird ein bischen geflikt und gemalt hier und da, und ein paar weitere Millionen versickern absolut wirkungslos.
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Fly Boy Tschoko
26.11.2017 10:37registriert Mai 2014
Wenn ich mit dem Tram zur Arbeit fahre ist mir das "Erlebnis" wahnsinnig wichtig. Ich möchte ja nicht nur von A nach B kommen, ich möchte Unterhalten werden. Jede fahrt soll ein Event sein, ein Erlebnis an das ich mich noch lange erinnern kann.
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Triumvir
26.11.2017 10:20registriert Dezember 2014
Da ich die unfallträchtigsten Orte in Basel regelmässig passieren muss, wundert mich diese unrühmliche Statistik nicht wirklich🙄 Verkehrstechnisch sin dieser Orte nämlich der reinste Horror...
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