Nach Monaten voller Negativschlagzeilen kündigte Martin Waser, oberster Chef des Zürcher Universitätsspitals, am Montag seinen Rücktritt an. Als Grund gab er in einem Interview nicht etwa die gravierenden Missstände in der Herzchirurgie an, sondern seine Belastung und Gesundheitsprobleme.
Ein am Freitag veröffentlichter Bericht einer Berner Beratungsfirma, der von der Zürcher Gesundheitsdirektion in Auftrag gegeben wurde, schürt weitere Zweifel an dieser Version. Darin wurde Waser implizit zum Rücktritt aufgefordert.
Der Grund: Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) habe teils aus der Presse über gravierenden Vorkommnisse im Spital erfahren, was das Vertrauen von Rickli in Waser belastete. Der Bericht wurde schon im Oktober fertiggestellt, als Waser scheinbar noch fest im Sattel sass. Die Gutachter schreiben, falls der Wiederaufbau des Vertrauensverhältnisses als nicht realistisch erscheine, «wird dem Spitalratspräsidium empfohlen, im Interesse des USZ einen personellen Neuanfang zu ermöglichen».
Eine Woche vor der Publikation dieses Berichts trat Waser zurück, angeblich nicht als Konsequenz der Missstände.
Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli sagte zur «Schweiz am Wochenende», dass sie es begrüsse, dass Waser den Neuanfang ermögliche. Waser selbst lässt über eine Sprecherin des Unispitals ausrichten, dass er sich nicht zum Bericht äussere; er verwahre sich aber gegen den Vorwurf, sich zu seinem Rücktritt irreführend geäussert zu haben.
Der Bericht der Beratungsfirma empfiehlt insgesamt 29 Massnahmen, um den Missständen am Unispital Herr zu werden. Laut Gesundheitsdirektion werden diese jetzt geprüft. (bzbasel.ch)