Schweiz
Zürich

Der 77-jährige «Sprayer von Zürich» steht wieder vor Gericht

epa05508560 Swiss artist Harald Naegeli, best known as the 'Sprayer of Zurich' in the 1970s, poses in front of his picture 'The Eye 1984' during the press preview of his exhibition ...
Für Künstler Harald Naegeli ist es gang und gäbe, dass er für seine Bilder angeklagt wird.Bild: EPA/DPA

«Sprayer von Zürich» vor Gericht: Wegen 9200 Franken Schaden drohen 200'000 Franken Busse

13.09.2017, 16:3813.09.2017, 16:50
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Wegen mehrfacher Sachbeschädigung steht Harald Naegeli, der international bekannte «Sprayer von Zürich», Anfangs Oktober vor dem Bezirksgericht. Die beantragte Busse und Geldstrafe für Graffitis aus den Jahren 2012 und 2013 belaufen sich auf rund 200'000 Franken.

Für diesen Künstler ist es gang und gäbe, dass er für seine Bilder angeklagt wird. Harald Naegeli malt mit der Spraydose, seine Leinwand ist die Hauswand. Vor 40 Jahren hat er zum ersten Mal seine langgliedrigen Figuren an Stadtzürcher Wände gesprayt. Die Antwort darauf waren hunderte Anzeigen wegen Sachbeschädigung. 1979 wurde er beim Sprayen verhaftet.

Nach Deutschland geflohen

Während er in der Schweiz angeklagt wurde, floh er nach Deutschland und malte dort seine Graffitis. Aus dem «Sprayer von Zürich» wurde ein international bekannter Künstler. Als er sich 1984 beim Grenzübergang Lörrach freiwillig von der Schweizer Polizei in Gewahrsam nehmen liess, begleitete ihn der deutsche Künstler Joseph Beuys.

ARCHIVE --- DER SPRAYER UND KUENSTLER HARALD NAEGELI WIRD AM 4. DEZEMBER 75 JAHRE ALT. ZU NAEGELI STELLEN WIR IHNEN DIESES BILD ZUR VERFUEGUNG --- The Swiss artist Harald Naegeli and Joseph Beuys ente ...
Als er sich 1984 beim Grenzübergang Lörrach freiwillig von der Schweizer Polizei in Gewahrsam nehmen liess, begleitete ihn der deutsche Künstler Joseph Beuys.Bild: KEYSTONE

In den vergangenen Jahren tauchten immer wieder neue Graffitis Naegelis in Zürich auf. Vergangenen Mai war er im öffentlichen Gespräch, als er anbot, in den Grossmünstertürmen einen «Totentanz der Fische» zu sprayen.

9200 Franken Sachschaden

Nun muss sich der 77-Jährige vor dem Bezirksgericht verantworten für Arbeiten aus den Jahren 2012/2013. Die Staatsanwaltschaft legt ihm zur Last, er habe mit seinen Graffitis willentlich fremde Objekte verunstaltet.

Figur des als "Sprayer von Zuerich" bekannt gewordenen Kuenstlers Harald Naegeli, aufgenommen im Jahre 1984 im Treppenhaus des Parkhauses Hohe Promenade in Zuerich. (KEYSTONE/Str)
Ein typischer Harald Naegeli.Bild: KEYSTONE

25 Wandbilder listet die Anklageschrift auf, etwa bei der Quaibrücke, beim Treppenaufgang zum Grossmünster, an der Ufermauer bei der Rathausbrücke, bei der Kornhausbrücke, am Gebäude der Kantonsverwaltung am Walcheplatz – der Sachschaden beläuft sich laut Staatsanwaltschaft auf rund 9200 Franken.

Für die Sachbeschädigungen verlangt der Staatsanwalt eine Busse von 10'000 Franken sowie eine Geldstrafe von 189'000 Franken. Es ist nicht das erste Mal, dass Naegeli hohen Geldstrafen gegenübersteht: 1981 hatte ihn das Bezirksgericht Zürich laut einem Bericht von «Spiegel Online» zu einer Geldstrafe von über 100'000 Franken verurteilt, weil er die Einwohner von Zürich über Jahre verunsichert habe. (whr/sda)

Zu Besuch bei der 86-jährigen Sprayerin aus Bern

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Entenmann
13.09.2017 17:21registriert April 2015
Bitte nicht nur die Summe der Geldstrafe nennen. Diese setzt sich, anders als eine Busse, immer aus zwei Komponenten zusammen: Anzahl Tagessätze, entsprechend der Schwere des Verschuldens, und Höhe eines Tagessatzes, abhängig von der finanziellen Lage des Beschuldigten. Nur wenn man beide Zahlen kennt, kann man sich von der beantragten Strafe ein Bild machen. Zudem könnte die Geldstrafe bedingt ausgesprochen werden, darauf deutet die zusätzlich beantragte (immer unbedingte) Busse hin.
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Alan Smithee
13.09.2017 18:03registriert Juli 2015
Harald Nägeli mag für viele ein Querulant
sein.
Ich kann mir aber vorstellen das sich die Kunstaffinen Touris an seinen naiven Augenmännchen erfreuen.
Nägeli gehört zu den Pionieren dessen was mann heute Streetart nennt.
Also da hätte er schon ein bisschen mehr
Nachsicht verdient.
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Maria B.
13.09.2017 20:05registriert Februar 2015
Einen Naegeli Künstler zu nennen, bloss weil er seine infantil wirkenden Strichmännchen krakelt, zeigt, wie dekadent unser Kunstbegriff geworden ist :-)!

Wenn schon fremde Wände "schmücken", dann wirken die farbigen und echt talentierten Werke jugendlicher Spayer bedeutend inspirierender und gefälliger.

Rein rechtlich gesehen, ist Naegeli seit Jahren lernresistent und exhibiert in psychopathologischer Weise munter weiter und ist nicht bereit, von seinen kindlich wirkenden Strichmännli auf die alten Tage Abstand zu nehmen.

Sein Bier - aber die Konsequenzen soll er jetzt umfänglich tragen...
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