Schweiz
Zürich

Gericht in Winterthur ZH verurteilt Mann wegen versuchten Mordes

Gericht in Winterthur ZH verurteilt 22-jährigen Mann wegen versuchten Mordes

08.03.2022, 11:1708.03.2022, 12:46
Mehr «Schweiz»
Bezirksgericht in Winterthur am Donnerstag, 23. November 2017. Vor dem Richter steht ein aethiopischer Imam, der im Oktober 2016 in einer Predigt in der An'Nur-Moschee in Winterthur oeffentlich z ...
Bezirksgericht Winterthur.Bild: KEYSTONE

Das Bezirksgericht Winterthur ZH hat einen 22-jährigen psychisch kranken Schweizer wegen mehrfachen versuchten Mordes verurteilt. Er verletzte bei einem Fluchtversuch mit einem gestohlenen Auto eine Polizistin lebensgefährlich und gefährdete eine weitere. Dafür soll er in die sogenannte kleine Verwahrung.

Der vorsitzende Richter begründete den Schuldspruch am Dienstag unter anderem damit, dass der Mann bei seinem Fluchtversuch in Kauf genommen habe, die beiden Polizistinnen zu töten. Auch das Leben weiterer Polizisten habe er gefährdet. Dies einzig aus dem Grund, sich einer Verhaftung zu entziehen. Der 22-jährige leidet unter einer paranoiden Schizophrenie.

Das Gericht verurteilte den Mann wegen mehrfachen versuchten Mordes und zahlreicher weiterer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von 16 Jahren und 3 Monaten, die aber zugunsten einer stationären Massnahme aufgeschoben wird. Diese umgangssprachlich kleine Verwahrung genannte Massnahme zur Behandlung psychischer Störungen ist auf fünf Jahre angelegt und kann nach Ablauf jeweils um weitere fünf Jahre verlängert werden.

Zudem verurteilte ihn das Gericht für geringfügigere Delikte, die er begangen hatte, zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 10 Franken sowie einer Busse von 250 Franken.

Schnelles Auto geklaut

Am 13. Oktober 2019 brach der Beschuldigte bei Winterthur in eine Garage ein und stahl einen BMW 750, in dem er dann auch schlief. Am Tag darauf raste er mit gestohlenen Nummernschildern und mit bis zu 260 km/h bis fast nach Chur und dann nach Winterthur zurück.

Dort erwartete ihn die Polizei bereits mit einer Strassensperre. Als er merkte, dass mehrere Polizistinnen und Polizisten ihre Waffen auf ihn richteten, lenkte er den Wagen aufs Trottoir, beschleunigte auf 40 oder 50 km/h und fuhr mit voller Wucht in die Polizistin.

Die damals 39-Jährige wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert, prallte auf dem Asphalt auf und wurde lebensgefährlich verletzt. Unter anderem erlitt sie einen Lungenkollaps und eine Verletzung der Halsschlagader mit Embolien. Noch heute leidet sie unter den Folgen des Aufpralls. Mit dem Manöver gefährdete der 22-Jährige auch eine weitere Polizistin. Diese konnte sich im letzten Moment in Sicherheit bringen.

Verteidigerin forderte wesentlich mildere Strafe

Bei der Verhandlung, die bereits anfangs Februar stattfand, bereute der junge Mann seine Tat. Seine Verteidigerin beantragte wegen fahrlässiger Körperverletzung und weiterer Delikte eine Freiheitsstrafe von vier Jahren, die zugunsten einer Massnahme für junge Erwachsene aufgeschoben werden soll.

Eine solche fiel laut dem Richter jedoch ausser Betracht, da die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt seien. Die stationäre Massnahme gemäss Artikel 50 des Strafgesetzbuches, zu der er nun verurteilt wurde, wurde hingegen auch vom psychiatrischen Gutachter empfohlen.

Ausgelöst wurde die Schizophrenie bei dem heute 22-Jährigen möglicherweise durch massiven Cannabis-Konsum, dazu kamen LSD und Kokain. Gemäss Gutachter hat sich die Krankheit irgendwann verselbständigt, unabhängig vom Ausmass des Drogenkonsums.

Die Staatsanwältin forderte wegen versuchten Mordes eine Freiheitsstrafe von 12 Jahren, aufgeschoben zugunsten einer stationären Massnahme.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es kann an das Obergericht des Kantons Zürich weitergezogen werden. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
Sturm in La Chaux-de-Fonds: Jetzt weiss man mehr über das meteorologische Phänomen
Lange blieben Ursprung und Ursachen des Sturms vom 24. Juli 2023 in La Chaux-de-Fonds ein grosses Rätsel. Nach einer umfangreichen Untersuchung erklärt MeteoSchweiz jetzt, was im letzten Jahr zu diesem seltenen Phänomen geführt hat.

Am 24. Juli 2023 zog ein starker Sturm über die Region La Chaux-de-Fonds hinweg und verursachte innerhalb weniger Minuten erhebliche Schäden an Gebäuden und den umliegenden Wäldern. Der Sturm forderte etwa 40 Verletzte und einen Toten. Die aussergewöhnliche Heftigkeit des Phänomens veranlasste MeteoSchweiz, eine breit angelegte Untersuchung durchzuführen, um herauszufinden, was in den Neuenburger Bergen wirklich geschah.

Zur Story