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Stadt Zürich will Pilotprojekt für Menstruationsurlaub durchführen

Stadt Zürich will Pilotprojekt für Menstruationsurlaub durchführen

30.11.2022, 22:34
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Der Zürcher Gemeinderat hat ein Postulat überwiesen, das städtischen Angestellten einen Menstruationsurlaub bei starken und wiederkehrenden Schmerzen ermöglicht. Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) zeigte sich bereit, ein Pilotprojekt durchzuführen.

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Viele Frauen leiden monatlich unter Menstruationsschmerzen.Bild: Shutterstock

Stadtzürcher Mitarbeiterinnen, die unter regelmässigen und starken Beschwerden leiden, sollen künftig einen bis fünf Tage pro Monat dispensiert werden können, bei voller Bezahlung. Diese Forderung stellten zwei Gemeinderätinnen der Grünen in der Sitzung vom Mittwoch. Gemäss Schätzungen sind 25 bis 35 Prozent der Frauen betroffen.

Postulantin Anna-Béatrice Schmaltz (Grüne) sprach von einer feministischen Forderung, die seit vielen Jahren bestehe. Ein Pilotprojekt soll Erkenntnisse bringen, ob das ein Thema ist. Es gehe nicht um alle Frauen, also auch nicht darum, Frauen allgemein als schwach darzustellen.

Susanne Brunner (SVP) warf den Grünen vor, eine «geschützte Werkstatt» zu fordern. Frauen würden so in eine Opferrolle gedrängt. Yasmine Bourgeois (FDP) nannte den Vorstoss unnötig. Wer starke Schmerzen habe, könne sich krankschreiben lassen.

Negative Reaktionen

Auch Männer äusserten sich zum Thema. Patrick Hässig (GLP) war sich zwar nicht ganz sicher, ob er das dürfe. Doch er habe seine Arbeitskolleginnen zum Thema befragt, sagte der Pflegefachmann. Diese hätten ablehnend reagiert. Josef Widler (Mitte) fand den Vorstoss «nicht schampar feministisch». Arbeitnehmende seien heute besser geschützt, sie müssten nicht sagen, wegen welcher Krankheit sie fehlten.

Schmaltz antwortete, dass es eben um regelmässige Absenzen gehe. «Das fällt auf», meinte sie. Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) erklärte, dass er sich schon im Vorfeld überlegt hatte, ein Pilotprojekt durchzuführen. Ältere Angestellte hätten allerdings negativ reagiert, jüngere positiv.

Mit der Einführung des Menstruationsurlaubs wäre Zürich kein Exot, hielt Leupi fest. Auch in der Privatwirtschaft gebe es Arbeitgeber, die einen solchen gewährten. Er sei bereit, einen Pilotversuch zu starten, sofern er Abteilungen finde, die mitmachen würden.

Der Gemeinderat überwies das Postulat mit 66 zu 52 Stimmen. (saw/sda)

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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
01.12.2022 05:57registriert Oktober 2018
Ob dies den Frauen hilft? Währe neben Schwangerschaft ein weiterer Grund für die Arbeitgeber, einen Mann zu bevorzugen und diesem mehr zu bezahlen…
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Ohne
01.12.2022 00:20registriert Juli 2017
Auch selbst auch Betroffene, weiss ich nicht mal, welche Meinung ich zu diesem Thema habe. Würde mich wohl, wenn es das bei meiner Arbeit gäbe, doch nicht trauen die zu beziehen. Momentan gehe ich halt arbeiten und werfe mir Schmerztabletten ein, weils sonst nicht aushaltbar ist. Auch nicht die optimale Lösung aber kann ja nicht jeden Monat 2 Tage fehlen.
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für d' Füchs
01.12.2022 01:04registriert Januar 2019
Ich habe selber oft wirklich starke Mensschmerzen, besonders an den ersten beiden Tagen. Ohne Schmerzmittel wäre ich dann auch nicht funktionsfähig - daher finde ich den Ansatz gar nicht so schlecht. Allerdings wäre mMn eine bessere Aufklärung zu diesem Thema hilfreicher, damit nicht betroffene Menschen es eher nachvollziehen können. Der Grund für die Absenzen sollte doch offen angesprochen werden können, ohne auf Vorwürfe zu stossen. So kann man evtl. auch Lösungen finden, die eine Absenz verhindern, indem die Arbeit an den Tagen etwas "umgestaltet" wird, sofern es die Tätigkeit erlaubt.
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