Sponsoring von Philip Morris am Schweizer Pavillon erregt Ärger

Sponsoring von Philip Morris am Schweizer Pavillon erregt Ärger

22.07.2019, 18:16

Dass der Tabakkonzern Philip Morris den Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Dubai sponsert, erregt Ärger. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält den Auftritt für unzulässig.

Philip Morris International ist auf der Webseite des House of Switzerland in Dubai als «Main Partner» aufgeführt, zusammen mit dem Liftbauer Schindler. Weitere Partner des Auftritts sind gemäss Webseite Schweiz Tourismus, Nestlé, Novartis, KGS und Clariant. Der Name des Tabakkonzerns auf der Sponsorenliste erregt Ärger.

Vereinbarung untersagt Tabakwerbung

Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt wegen der geplanten Partnerschaft Gespräche mit den zuständigen Stellen in Bern und mit dem Veranstalter der Expo 2020 in Dubai, dem Bureau International des Expositions (BIE) in Paris. WHO-Sprecher Christian Lindmeier bestätigte einen Bericht der Tamedia-Zeitungen vom Montag.

Er verwies dabei auf eine seit 2011 gültige Vereinbarung zwischen BIE und WHO. Demnach dürfen an Weltausstellungen keine Tabakfirmen Sponsorings übernehmen, und es dürften keine Tabakwaren verkauft oder beworben werden. Dasselbe gelte für E-Zigaretten, hielt Lindmeier fest.

Das BIE als Veranstalter der Expo sei dafür verantwortlich dafür, dass die Teilnehmer sich an die Vereinbarung hielten, sagte Lindmeier. Gespräche der WHO mit dem BIE und Bern seien im Gang. Zu sagen, was geschehen werde, wenn die Schweiz an der Partnerschaft mit Philip Morris festhalte, sei reine Spekulation, sagte er.

Ihren Ärger kundgetan hat unter anderen die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Nichtrauchen. Das Aussendepartement (EDA) scheine bei der Sponsorenwahl nicht besonders wählerisch zu sein, schrieb sie an Departementschef Ignazio Cassis. «Pecunia non olet» («Geld stinkt nicht») heisst es im den Medien zugestellten Brief.

«Vision von rauchfreien Produkten»

Die Arbeitsgemeinschaft forderte, entweder auf die Partnerschaft mit Philip Morris zu verzichten oder wenigstens das Engagement des Tabakkonzerns zu verringern oder zu verbessern. Dass die öffentliche Hand einerseits Tabakprävention betreibe und anderseits zur Tabakwerbung beitrage, sei ein Widerspruch.

Der Tabakkonzern Philip Morris hält an seinem Engagement fest und weist die Kritik zurück: Das Unternehmen wolle eine «Zukunft ohne Zigaretten», hielt die Medienstelle am Montag auf Anfrage fest. Erwachsene Raucherinnen und Raucher, die weiterhin Tabak konsumieren wollten, sollten rauchfreie Produkte konsumieren.

Philip Morris wolle in Dubai «ihre Vision von rauchfreien Produkten, die Zigaretten ersetzen», präsentieren, schrieb das Unternehmen weiter. Bei der Partnerschaft für den Schweizer Pavillon würden die für die Expo geltenden Richtlinien und Regulierungen eingehalten.

Zum Engagement in Dubai nannte Philip Morris keine Zahlen und verwies auf die laufende Planung. In Medienberichten war von einem Beitrag von 1.8 Millionen Franken an den Schweizer Auftritt die Rede.

Präsenz-Schweiz-Direktor Nicolas Bideau rechtfertigte die Zusammenarbeit mit Philip Morris am Freitag zu Radio RTS. Der Auftritt mit der elektronischen Zigarette gehöre nicht zum offiziellen Rundgang, sondern richte sich an Raucher, die «vielleicht ihren Tabakkonsum senken wollen». Bei der Wahl der Sponsoren habe man die gesamte Wirtschaft berücksichtigen wollen.

Rund 7.5 Millionen Sponsorengelder

Die Expo 2020 Dubai findet von Oktober 2020 bis April 2021 statt, unter dem Motto «Den Geist verbinden, die Zukunft bauen». Die Organisatoren erwarten rund 25 Millionen Besucherinnen und Besucher.

Das Gesamtbudget für die Schweizer Teilnahme unter Einbezug des Personal- und Verwaltungsaufwands beträgt rund 15 Millionen Franken. Die Hälfte davon sollen Sponsoren tragen. So haben es die eidgenössischen Räte beschlossen. (sda)

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