Mit Anna Burns gewinnt erstmals Nordirin Man Booker Prize

Mit Anna Burns gewinnt erstmals Nordirin Man Booker Prize

17.10.2018, 10:48

Die vergleichsweise unbekannte Autorin zeigt sich verblüfft über die Auszeichnung mit dem prestigeträchtigen Man Booker Prize. Ihren Roman «Milkman» preist die Jury als Werk, das nachhallen wird. Burns weiss bereits, wofür sie das Preisgeld verwenden wird.

Anna Burns hat als erste Autorin aus Nordirland den diesjährigen Man Booker Prize für englischsprachige Literatur gewonnen. Die Ehrung erhielt sie am Dienstagabend für «Milkman».

Der Roman handelt von einer jungen Frau und deren Erfahrungen mit sexueller Nötigung, Familienbanden sowie sozialem und politischem Druck in der Zeit konfessioneller Konflikte in Nordirland. Die Themen in dem Werk seien in der #MeToo-Ära aktuell, erklärte der Vorsitzende der Jury, Kwame Anthony Appiah.

Wichtigster britischer Literaturpreis

Den Preis nahm Burns von Camilla, der Herzogin von Cornwall, in der Londoner Guildhall entgegen. Die Autorin hatte sich gegen zwei andere britische Autoren sowie gegen Konkurrenz aus den USA und Kanada durchgesetzt.

Der Man Booker Prize gilt als der wichtigste britische Literaturpreis. Er ist mit 50'000 Pfund (rund 65'000 Franken) dotiert und für alle englischsprachigen Autoren aus aller Welt offen.

Die 56 Jahre alte Burns zeigte sich über ihre Ehrung verblüfft. Die gebürtige Belfasterin erklärte, für ihre Bücher brauche sie viel Zeit. «Ich warte darauf, dass meine Charaktere zu mir kommen und mir ihre Geschichten erzählen. Ich kann nicht schreiben, bis sie das tun», sagte Burns.

Nach der Veröffentlichung ihres ersten Romans «No Bones» 2001 habe sie oft finanzielle Probleme gehabt, was ihre Kreativität genauso wie bei anderen Künstlern gelähmt habe. Mit dem Preisgeld wolle nun erst einmal ihre Schulden abbezahlen und mit dem Rest ihren Lebensunterhalt bestreiten.

«Milkman» spielt in den 1970er Jahren. Die Erzählerin ist eine bücherverliebte junge Frau, die mit einem älteren Mann zurechtkommen muss, der wiederum seine Familienbeziehungen, sozialen Druck und politische Bindungen als Waffen sexueller Nötigung und Belästigung einsetzt.

Nachdenken über #MeToo

«Ich denke, dieser Roman wird Menschen helfen, über #MeToo nachzudenken», sagte der Juryvorsitzende und Philosoph Appiah. Es handele sich um einen sehr mächtigen Roman, der vom Schaden und der Gefahr durch Gerüchte erzähle.

Der Man Booker hat den Ruf, Karrieren von Autoren einen Schub zu verleihen. Auch Burns dürfte die Auszeichnung beflügeln. Sie veröffentlichte zuvor zwei Romane, ihr Name war in der englischsprachigen Literaturszene aber eher unbekannt.

Mit dem Man Booker Prize wurden bereits Grössen wie Salman Rushdie, Arundhati Roy und Ian McEwan geehrt. (sda/ap)

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