Als Vierter der Super-Kombination in Wengen hatte Sandro Viletta zwar angedeutet, dass man ihn zumindest als Aussenseiter auf der Rechnung haben muss. Doch nach der Abfahrt in Rosa Chutor war er mit über 1,5 Sekunden Rückstand auf Halbzeit-Leader Kjetil Jansrud (No) nur im 14. Rang klassiert.
Dann aber zeigte der 28-jährige Engadiner aus La Punt wohl den Slalom-Lauf seiner Karriere. Mit zweitbester Laufzeit übernahm er deutlich die Spitze. Danach begann für Viletta, der im Weltcup erst einmal - im Dezember 2011 als Sieger des Super-G von Beaver Creek - auf dem Podest stand, das lange Warten.
Spätestens als der Kroate Ivica Kostelic, der als Abfahrts-Siebter überrascht hatte, im Slalom über eine Sekunde auf Viletta eingebüsst hatte, durfte sich dieser mit dem Gedanken an einem Medaillengewinn anfreunden. Danach scheiterten der Reihe nach auch Aksel Lund Svindal, Max Franz, Aleksander Aamodt Kilde, Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer, Ondrej Bank und Jansrud an Vilettas Marke.
Für Kostelic blieb mit 0,34 Sekunden Rückstand schliesslich der 2. Platz (wie vor vier Jahren in Vancouver), Bronze ging an Christof Innerhofer. Der Italiener hatte schon in der Spezial-Abfahrt am Sonntag als Zweiter eine Medaille gewonnen.
Viletta sprach nach seinem Sensationssieg von einer unbeschreiblichen Freude, die er empfinde. «Ich wusste gar nicht mehr wie es sich anfühlt, etwas Grosses zu schaffen. Das entschädigt mich für viel, wenn nicht für alles», so der Bündner.
Viletta sprach damit seine häufigen gesundheitlichen (Rücken-)Probleme an, die ihn auch dazu zwangen, sich zum Speedfahrer zu wandeln. In seiner Junioren-Zeit war Viletta praktisch ausschliesslich in den technischen Disziplinen gefahren und da auch zeitweise die Nummer 1 der Weltrangliste gewesen.
Zweitbester Schweizer am Freitag wurde Carlo Janka, der zeitgleich mit dem Norweger Svindal Achter wurde (1,68 Sekunden zurück). Enttäuschungen setzte es für Beat Feuz (nur 15.) und Mauro Caviezel (im Slalom ausgeschieden) ab. Auch die Top-Favoriten hatten in der Super-Kombination das Nachsehen. Der Franzose Alexis Pinturault schied im Slalom aus, der amerikanische Weltmeister Ted Ligety wurde nur Zwölfter.
(pre/si)