Recycling-Center
Nach Biogen plant auch Vigier AG ein Millionen-Projekt in Luterbach

Die Firma Vigier Beton Mittelland AG plant einen Betrieb auf dem Areal Attisholz. Das neue Cleantechcenter soll ermöglichen mehrere Standorte in der Region aufzuheben. Für das Vorhaben soll im zweistelligen Millionenbereich investiert werden.

Urs Byland
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So könnte das Vigier Cleantechcenter aussehen. Um Lärm und Staub-Immissonen zu vermeiden, erfolgen alle Produktionsprozesse innerhalb von Gebäuden.

So könnte das Vigier Cleantechcenter aussehen. Um Lärm und Staub-Immissonen zu vermeiden, erfolgen alle Produktionsprozesse innerhalb von Gebäuden.

zvg

Die Reihe der Ansiedlungsmeldungen findet in Luterbach kein Ende. Nach dem Biotechnologiekonzern Biogen und der Bahnwagenunterhalts-Firma CT-X Rail Service AG informiert nun die Vigier Beton Mittelland AG den Gemeinderat, dass sie diverse Aktivitäten auf dem Areal Attisholz konzentrieren will.

«Vigier ist heute hier, um uns die Vision sehen und spüren zu lassen, was sie machen will», führte Jürg Nussbaumer (Ressort Planung) seine Kollegen in die Thematik ein.

1100 Mitarbeiter an 35 Standorten

Die Vigier Beton Mittelland AG ist ein Baustoffproduzent und beschäftigt in sieben Betrieben in der Region rund 70 Mitarbeitende.

Das Unternehmen gehört zur 1871 gegründeten Vigier-Gruppe.

Deren Holdingsitz befindet sich im Wylihof in Luterbach, in unmittelbarer Nähe zum Areal Attisholz-Süd.

Die Gruppe ist mit fünf Bereichen – Vigier-Ciment AG, Vigier Beton, Vigier Rail AG, Créabeton Matérieux AG und Altola AG – und mit 35 Standorten auf dem Markt aktiv.

Der Konzern beschäftigt rund 1100 Mitarbeitende an 35 Standorten zwischen den Kantonen Solothurn und Waadt.

2001 wurde die gesamte Vigier-Gruppe vom international tägigen französischen Baustoff- und Zementkonzern Vicat übernommen. (uby)

Der Begriff Cleantechcenter (Umgang mit «sauberer» Energie und, oder umweltschonenden Produkten oder Produktionsprozessen) findet in diesem Zusammenhang eine neue Deutung.

Zur Minimierung möglicher Immissionen werden sämtliche Produktionsprozesse innerhalb von Gebäuden stattfinden. Ziel des Cleantechcenters sei die Schonung von Rohstoffen, von Deponieraum sowie die Reduktion von Emissionen.

Zwei Hallen und ein Betonwerk

Geplant ist auf dem vom Kanton in Baurecht erworbenen 4,3 Hektaren grossen Vigier-Areal nordöstlich des Biogen-Areals der Bau von mehreren Gebäuden. In einer Halle (100 x 80 m, Höhe 20 m) würde Bauschutt, belastetes Aushub- und Abbruchmaterial aufbereitet sowie Sonderabfälle und andere kontrollpflichtige Abfälle umgeschlagen.

Das aufbereitete Material ist als Rohmehlersatz für das Zementwerk in Péry vorgesehen. Eine etwas kleinere Halle gleicher Höhe dient der Aufbereitung von Altholz und alternativen Brennstoffen.

Diese sollen in Péry als Brennstoffe verwendet werden. Zwischen diesen beiden Hallen ist ein Betonwerk (Höhe 38 m) mit Siloanlage und Verladestation für Lastwagen geplant. Dort entsteht aus Kies, Sand und Recyclingmaterial Beton.

Die jährliche Kapazität liegt bei 80 000 Kubikmeter Transportbeton. Die beiden grossflächigen Hallendächer sollen mit einer Photovoltaik-Anlage ausgerüstet werden. Ein Bürogebäude ergänzt die Anlage, in der Vigier rund 40 Arbeitsplätze einrichten will.

Andernorts Standorte aufheben

Die Konzentration auf den neuen Standort erlaubt es Vigier mehrere Standorte in der Region aufzuheben.

Dazu gehören die Altholzaufbereitungsanlage in Zuchwil, die Betonzentrale Zuchwil, die Betonzentrale Flumenthal sowie das temporäre Annahmezentrum Kiesofenhalle Attisholz Nord. Bestehen bleiben weiterhin das Kieswerk Attiswil, die Inertstoffdeponie Attisholz sowie der dortige Recyclingplatz.

Erschlossen wird das Cleantechcenter mit einer Zufahrt kurz nach dem neuen Kreisel auf der Jurastrasse. Zudem führen zwei Gleise zu den Hallen. Waggons werden im Haus be- und entladen.

900 000 Tonnen Material jährlich, werden zu- und abgeführt. Per Bahn sollen 400 000 Tonnen geliefert und 366 000 Tonnen weggeführt werden.

Die mit dem Betrieb des Cleantechcenters verursachte Zunahme des LKW-Verkehrs der Vigier fliesst vor allem über die Jurastrasse Nord ab.

In Richtung Luterbach ist die Zunahme zum aktuellen Vigier-Verkehr fast gleich Null. In Relation gestellt zum Gesamtverkehrsaufkommen liege die Zunahme in niedrigem, einstelligen Prozentbereich, erklärte der Verfasser des Umweltverträglichkeitsberichtes (UVB) Hans Ramseier (Cycad AG).

Laut Bericht erfüllt das Cleantechcenter die umweltrechtlichen Anforderungen. Die Verantwortlichen rund um den Projektleiter Martin Gutknecht wollten zur Höhe der geplanten Investitionen noch keine Auskunft geben.

Sie liegen aber sicher im zweistelligen Millionenbereich. Der Gemeinderat hatte keine Fragen zum Bauvorhaben.

Recycling-Center-Boom

Damit wird bereits zum dritten Mal innert weniger Jahre ein Recyclingcenter in der Region in Angriff genommen. Dasjenige in Bellach von der Marti AG, die eine Anlage zur Aufbereitung und Reinigung von verschmutztem Aushubmaterial mit integrierter Bodenwaschanlage plante, scheiterte an der Gemeindeversammlung.

In Grenchen konnte die Firma Bolliger für 4 Millionen Franken eine Recycling-Anlage für Wischgut und Strassenschlamm bauen.

Wie im Fall von Biogen wird auch beim Vigier-Vorhaben der Gestaltungsplan mit einer Mitwirkung verabschieden. Gleichzeitig erfolgt die Vorprüfung beim Kanton, der dann die Auflage übernehmen wird, handle es sich doch, laut Jürg Nussbaumer, um ein Vorhaben von regionaler Bedeutung.