Auto-Polo? Richtig kombiniert: Polo, bloss mit Autos statt Ponys. Und wer dies jetzt als unsinnig abtun will, der sei daran erinnert, dass es nebst dem Pferdesport ...
... auch Rad-Polo gibt ...
... sowie Elefanten-Polo, ...
... Yak-Polo ...
... und ebendieses Auto-Polo.
Letzteres aber nicht mehr, weil schlicht zu ... hanebüchen. Guck:
Grössere Popularität erreichte der Sport 1911 bis Ende der Zwanzigerjahre in den Vereinigten Staaten und (in kleinerem Masse) in Europa. Stets aber haftete dem Sport der Nimbus der Gefahr an, da Teilnehmer wie Zuschauer erhöhter Verletzungsgefahr ausgesetzt waren.
Das ursprüngliche Konzept geht zurück aufs Jahr 1902, als ein gewisser Joshua Crane Jr. vom Dedham Polo Club in Boston auf die Idee kam, jene neuartigen pferdelosen Kutschen für Polo zu benutzen (wobei die örtliche «Patterson Daily Press» alsbald feststellte, dass der Sport «wahrscheinlich nicht sehr populär werden würde»).
Im grösserem Stil bekannt wurde Auto-Polo dank einem Ford-Autohändler aus Topeka im US-Bundesstaat Kansas, Ralph ‹Pappy› Hankinson, der den Sport als Werbegag vorantrieb. Und dies mit nicht zu verachtendem Erfolg: Beim ersten offiziell dokumentierten Autopolo-Match am 20. Juli 1912 waren auf einem Alfalfa-Feld in Wichita, Kansas um die 5'000 Fans zugegen. Damals traten die Red Devils gegen die Gray Ghosts an – insgesamt vier Autos und acht Spieler.
Bald einmal entstanden mehrere Auto-Polo-Ligen, die im ganzen Land unter der Leitung der Auto Polo Association gegründet wurden. In den 1920er Jahren fanden in New York City und Chicago jede Nacht der Woche Auto-Polo-Spiele statt.
International hatte Auto-Polo einen eher schwereren Stand. 1912 beschrieb die britische Autozeitschrift «The Auto» den neuen Sport als «lunatic game», dennoch wurden Mannschaften auch in Grossbritannien rekrutiert, als 1913 Auto-Polo-Teams aus Wichita durch Europa tourten.
Auto-Polo-Spielfelder waren mindestens 91 Meter lang und 37 Meter breit, mit 4,6 Meter breiten Toren. Jedes Team hatte zwei Autos und vier Männer auf dem Feld. Die ersten Auto-Polo-Autos, die 1902 vom Dedham Polo Club verwendet wurden, waren kleine, dampfbetriebene Mobile Runabouts, auf denen jeweils nur eine Person sass. Später etablierten sich leichte Ford Motel T, bei denen man alles – aber wirklich alles – das nicht notwendig war, abmontiert hatte: Dach, Motorhaube, Windschutztscheibe etc. – alles weg. Die Autos hatten einen angeschnallten Fahrer und einen Schläger, der sich an der Seite des Autos festhielt und versuchte, einen Basketball in Richtung des Ziels der gegnerischen Mannschaft zu schlagen. Dies während die Autos Haarnadelkurven fuhren und gut und gerne Geschwindigkeiten von bis zu 65 km/h erreichten.
Ordentlich gefährlich, das Ganze, jap. Kollisionen gab es noch und nöcher; Schläger wie Fahrer wurden aus ihren Autos geworfen. Es gab Schnittwunden und Knochenbrüche; gerne mal wurden die Spieler oder Zuschauer überfahren.
Nicht selten waren die Autos bis zum Ende des Spiels schrottreif. Eine Auflistung der Schäden, denen die amerikanischen und britischen Autopolo-Teams von Hankinson allein im Jahr 1924 ausgesetzt waren, ergab 1'564 gebrochene Räder, 538 geplatzte Reifen, 66 gebrochene Achsen, 10 gerissene Motoren und sechs Autos, die völlig zerstört wurden.
Der Sport verlor in den späten 1920er Jahren an Popularität, vor allem wegen der hohen Verschleisskosten und der Unversicherbarkeit der Spieler. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte Auto-Polo im US-Mittleren-Westen eine kurze Renaissance, die aber nicht anhielt. Ob wir je wieder eine dermassen urig-gefährliche Sportart erleben werden? Wohl kaum.