Es war eine stille Nacht, heilige Nacht. Wie immer war der Weihnachtsmann dabei, frische Zimtsterne zu backen, um den Leuten bei Coca-Cola für die Finanzierung seines Unternehmens zu danken. Seine Hündin Jingle lag gemütlich eingerollt in der Weihnachtsbäckerei, als es plötzlich an der Türe klopfte. «Wer klopfet an?», fragte der Weihnachtsmann durch die Türe. Von draussen ertönte gedämpft eine weibliche Stimme: «Baby, it's cold outside!»
Aha, eine Ausländerin, dachte sich der Bäcker und wies seinen Hund an: «Jingle, bell sie an!» Doch die Stimme gab auch unter Jingles Gebell nicht auf und es klopfte wiederum an der Türe. Verärgert schnappte sich der Weihnachtsmann seine Pistole und öffnete die Türe einen Spalt breit. «Oh, don't shoot me, Santa!», sagte die Frau etwas verängstigt. Verwirrt steckte der Weihnachtsmann die Waffe weg.
Der Weihnachtsmann öffnete die Türe weiter. In gebrochenem Deutsch versuchte die Frau sich zu erklären: «I bims eure Nachbarin von die Farm nebenan. Es ist ein Ross entsprungen! Lasst Christmas in euer Herz und helft!»
Jingle fing wieder an zu bellen, doch der Weihnachtsmann sagte: «Still, still, still, lasst uns froh und munter sein, wir fangen die schon wieder ein.» – «Es sind noch mehr animals entkommen», fuhr die Frau energisch fort, «eine Muh, eine Mäh. Die drei Tiere hören auf die Namen Schneeflöckli, Weissröckli und Harald der Zerstörer.»
Für dieses Ensemble brauchte der Weihnachtsmann Verstärkung, also ging er zum Kifferbänkli um die Ecke und rief seinen Enkeln zu: Ihr Kinderlein, kommet! Doch seine Enkel lagen alle verstrichen auf der Bank und machten keine Anstalten zur Tat zu schreiten. «Na wartet! Morgen, Kinder, wird's was geben!», dachte sich der Weihnachtsmann empört und wandte sich wieder der Frau zu. Als er gerade sagen wollte, dass er der Aufgabe alleine nicht gewachsen sei, erschien ihnen ein Engel, der auf ein Licht am Himmel deutete.
«Oh, das ist der Stern von Bethlehem!», staunte der Weihnachtsmann. Der Engel erwiderte irritiert: «Nein, das ist ein Komet, ihr Hirten! Vom Himmel hoch, da komm' ich her, um euch zu sagen: Folgt doch einfach den Glöckchen, es ist richtig nervig und laut und wir versuchen zu schlafen da oben.»
Jetzt fiel es dem Weihnachtsmann auch auf, dass seit geraumer Zeit drei nervige Glöckchen hinter einem Stein bimmelten. «Wow, thanks, Mr. Engel. Süsser die Glocken nie klingen», sagte die Nachbarin erfreut.
«Bitte, das macht 39 Franken», erwiderte der Engel. Widerwillig streckte der Weihnachtsmann ihm eine 50-Franken-Note hin. «Danke, wir Engel bringen frohe Kunden», frohlockte der Engel und stieg in seine Himmelskutsche, mit der er davondüste.
Nachdem die Tiere eingefangen worden waren, fragte der Weihnachtsmann, ob die Frau noch auf einen Zimtstern zu ihm kommen möge. «Oh, Zimetstern hani gern», antwortete seine Nachbarin und sie liefen gemütlich zurück, wo sie nicht nur den Zimtstern vernaschte. «Oh, süsser die Glocken nie klingen», dachte der Weihnachtsmann.
Doch das Liebesspiel wurde jäh durch ein Klingeln an der Türe unterbrochen. Der Engel stand ziemlich lädiert davor. «Was ist passiert?», fragte der Weihnachtsmann.
Damit war die Romantik in der Weihnachtsbäckerei verflogen, denn sie mussten den Engel verarzten. Jingle jaulte eine jazzige Melodie. Aber seine Nachbarin versprach dem Weihnachtsmann, das Liebesspiel nachzuholen: «Morgen kommt der Weihnachtsmann». Das erhellte seine Miene und er rief: «Schluss mit diesem Jazz-Gejaule! Jingle! Bell rock!» Und so headbangten sie alle bis in die frühen Morgenstunden.