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So dämlich werden Filmtitel weltweit übersetzt

Die Deutschen sind von Frankenstein besessen, bei den Franzosen ist alles Sex

Nichts ist unmöglich: Man ahnt kaum, wie bizarr Filmtitel übersetzt werden.
02.10.2017, 17:4614.11.2017, 13:41
Oliver Baroni
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Mit grossem Vergnügen wohnte ich vor Kurzem dem Ennio-Morricone-Konzert im Zürcher Hallenstadion bei. Weil das Werk des grossen Maestros der Filmmusik ungeheuer umfangreich ist, waren die Videoleinwände, auf denen der Titel des jeweiliges Stücks projiziert wurde, eine willkommene Gedankenstütze. Nur sorgten sie ab und an für Verwirrung, denn etliche Musikwerke, die ich meinte zu kennen, wurden obskuren Filmen wie «Zwei glorreiche Halunken» zugeordnet.

Alsbald wurde ich belehrt: «Zwei glorreiche Halunken» ist deutsch für «Il buono, il brutto, il cattivo».

Bravo. 

Eins, zwei ... öh, zwei.
Eins, zwei ... öh, zwei.Bild: eCover

«Il buono, il brutto, il cattivo», «The Good, the Bad and the Ugly», «Le bon, la brute et le truand», «El bueno, El malo y El feo», «Ο Καλός, ο Κακός και ο Άσχημος» ... überall auf der Welt kann man auf drei zählen. Ausser im deutschsprachigen Raum.

Zwei. Glorreiche. Halunken.

Somit wurde das brachliegende Aggressionspotential eines meiner Lieblings-Ärgernissen entfacht: idiotische deutsche Filmtitel-Übersetzungen. 

Fallbeispiel «Monty Python and the Holy Grail»: Der heisst auf Deutsch «Die Ritter der Kokosnuss» ... womit der erste Gag des Films bereits verraten wird. Danke, ihr Idioten!

Nun, dies alles wurde von meinen Redaktionskollegen als einen alten Hut abgetan: Nichts Neues, weiss man schon lange, und schliesslich gibt es etliche Websites mit Titeln wie «Die 10 dämlichsten Übersetzungen englischsprachiger Filmtitel» und dergleichen ... wäre mir da nicht jener Cracked-Artikel begegnet, der aufzeigt, wie unglaublich hanebüchen mit Filmtitel weltweit hantiert wird: Frankenstein, Sex und Tod – ob's passt oder nicht. Willkommen in der Welt der schieren Unglaublichkeit! 

Bleiben wir doch gleich bei deutschsprachigen Übersetzungen. Dass darunter etliche schlechte sind, ist sattsam bekannt (aus «Faster, Pussycat! Kill! Kill!» wird «Die Satansweiber von Tittfield», etwa). Aber wusstet ihr schon, dass eine Zeit lang deutsche Filmverleiher partout insistierten, dem Publikum vorzugaukeln, jeder Streifen handle von Frankenstein – selbst wenn Frankenstein im Film nie vorkam?  

Quasi sämtliche japanische Godzilla- und sonstige Monster-Filme erhielten auf Deutsch die Frankenstein-Behandlung. So wurde aus «Destroy All Monsters» das vielversprechende «Frankenstein und die Monster aus dem All». 

... obwohl Frankenstein auf dem Filmplakat nirgends zu sehen ist. Und im Film auch gänzlich fehlt.  
... obwohl Frankenstein auf dem Filmplakat nirgends zu sehen ist. Und im Film auch gänzlich fehlt.  Bild: eCover

Aus «Son of Godzilla» wird «Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn». Und so weiter.  

Bild
Bild: eCover

Immerhin: Um diese willkürliche Adaption zu rechtfertigen, flickten die deutschen Synchronsprecher Dialogzeilen in die Handlung rein, die darauf hindeuteten, dass die Monster Resultate missglückter Experimente Dr. Frankensteins waren (der zum Zeitpunkt wohl um die 150 Jahre alt sein musste).

Diese Praxis beschränkte sich keineswegs auf Godzilla-Streifen. «King Kong Escapes» wurde zu ... eben. 

King Kong Frankensteins Sohn
Wenn King Kong der Sohn und Dr. Frankenstein der Vater ist, wer ist die Mama?Bild: Filmtagebuch

Übrigens, zeitgleich entwickelten die Italiener ein ähnliche Vorliebe für ein klassisches Filmmonster, diesmal King Kong. Das oben erwähnte «Destroy All Monsters» hiess dort «King Kongs Erben». «Terror of Godzilla» wurde zu «Zerstört Kong, die Erde ist in Gefahr!»  

Aber immerhin gaben sie sich die Mühe, unser aller Lieblings-Monsteraffe auf den Plakaten zu tun ... Plakaten von Filmen notabene, in denen er nicht vorkommt. 

Aber das ist alles nichts im Vergleich zu der schieren Chuzpe, welche jener spanische Filmverleiher an den Tag legte, der «Godzilla vs. Megalon» mit «Gorgo und Superman haben ein Date in Tokio» übersetzte. 

Wow. 

Das Klischee besagt, Franzosen sind frivole Sexhäschen. Wie es sich mit der Wahrheit verhält, bedarf einer genaueren Untersuchung ... ausser bei Filmtitel-Übersetzungen: Dort ist die Beweislast erdrückend. «Wild Things», irgendwer? Genau: «Sexcrimes». 

Ähnlich verhält es sich mit den Step Up-Tanzfilmen. Sexy Dance, Baby! 

«Cruel Intentions» wird zu «Sexe intentions», was eigentlich Geschlechts-Absichten heisst und, so gesehen, ziemlich doof ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Filme auf dem französischen Roman «Les Liaisons Dangereuses» aus dem 18. Jahrhundert basieren. 

Und dann gab es noch jene Romcom mit Natalie Portman und Ashton Kutcher, die eigentlich «Friends with Benefits» hätte sein sollen, hätte es nicht schon einen Film mit diesem Titel (und dieser Handlung) bereits gegeben, weshalb er als «No Strings Attached» auf den Markt kam. Ausser in Frankreich. Dort redet man nicht um den heissen Brei herum: 

Und NUN: Wusstet ihr, dass jede Komödie auf «Airplane!» zurückverfolgt werden kann? 

Keine Komödie ohne Fortsetzung, oder? Du ahnst kaum, wie Recht du hast! Der Leslie-Nielsen-Klassiker «Airplane!», zum Beispiel, hiess auf Spanisch, «Und wo ist der Pilot?» 

Nur logisch, also, dass die «Naked Gun»-Trilogie «Und wo ist der Polizist?», «Und wo ist der Polizist? 2 1/2», sowie «Und wo ist der Polizist? 33 1/3» betitelt wurde. 

Okay, sowohl «Airplane!» als auch die «Naked Gun»-Streifen waren Zucker/Abrahams/Zucker-Filme. Nicht so aber die Wayans-Komödien «White Chicks» und «A Haunted House». Macht nichts: Die heissen trotzdem «Und wo sind die Blondinen?» sowie «Und wo ist das Gespenst?». 

Airplane
Ach ja – auf Deutsch: «Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug» (Denn eine Comic-Illustration eines Flugzeugs mit einem Knopf drin ist zu wenig eindeutig. Dem Publikum muss zu verstehen gegeben werden, dass die Reise «unglaublich» wird und dass das Flugzeug gehörig «verrückt» ist. Gern geschehen.) Bild: Allmystery.de

Gehörig bizarr wirds in Schweden. Dort benannte man Mel Brooks' Komödie «The Producers» in «Frühling für Hitler» um (dies ist übrigens für einmal nicht gänzlich ohne Logik, schliesslich handelt der Film von zwei Theaterintendanten, die das Bühnenstück ‹Springtime for Hitler› aufführen wollen).  

«Okej», sagten sich die Schweden, fortan heissen sämtliche Mel-Brooks-Streifen «Frühling für Irgendwas».

(Welche Rolle Mel Brooks bei «Ice Age 3» spielte, ist noch unklar ...)

Ihr ahnt, was jetzt kommen müsste. Aber leider nein, der Schweizer Komödien-Export ist zu mikrig, als dass er ähnlich bizarre Übersetzungs-Praktiken generieren würde. Trotzdem hätten wir da ein paar Vorschläge: 

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