Strassen gibt es überall. Darauf tummeln sich hüben wie drüben gerne einmal Autos, die entlang einem institutionalisierten Regelkatalog ihr Möglichstes zu einem reibungslosen Dahinplätschern der Blechlawine beitragen.
Der Unterschied dabei ist fahrtechnischer Natur, denn dem Städter gelingt es mit neckischer Nonchalance während dem Fahren die Hupe in erschreckend hoher Frequenz zu betätigen. Grund oftmals ungewiss.
Es wird behauptet, dass die Chance, eine Fussgängerampel anzutreffen, in der Stadt grösser ist, als in weniger urbanisierten Landesabschnitten. Dabei pflegen Stadtkinder eine ganz spezielle Beziehung zur dreifarbigen Verkehrsanweisung.
Denn entgegen der allgemeinen Auffassung, dass es sich dabei um eine Verbindlichkeit handelt, werden Fussgängerampeln in der urbanen Wildnis als wohlwollende Empfehlung aufgefasst. Die Berücksichtigung dieser Empfehlung nimmt proportional zu der zunehmenden Kenntnis der jeweiligen Strassensituation ab.
Demnach ist grün zwar überall grün, aber:
Lokale und Geschäfte gibt es überall. Die jeweiligen Öffnungszeiten orientieren sich dabei meist am sogenannt gesunden Menschenverstand.
Der Unterschied liegt hier in der Reaktion von Individuen auf verschlossene Türen. Es mag daran liegen, dass Stadt-Exemplare davon ausgehen, dass ihnen jederzeit alle Türen und Tore offen stehen. Jedenfalls zeichnet sich die städtische Bevölkerung diesbezüglich durch ein ausgeprägtes Unverständnis aus.
Die Ausdrücke «Stammbeiz», «Stammkafi» oder «Lieblingsbeck» stammen sicherlich nicht aus urbanen Metropolen. Deshalb ist die unbedingte Loyalität gegenüber kulinarischen und anderweitigen Dienstleistern gewiss keine städtische Erfindung.
Der Unterschied besteht hierbei in der Bekundung dieser Loyalität. Nach Halt im ungezügelten Stadtleben suchend, werden diese Treueschwüre wesentlich häufiger erneuert. So zum Beispiel mittels übertrieben häufigem Frequentieren des Lokals oder dem Ersetzen des Lokal-Namens durch «I miim Stammkafi ...» gegenüber Dritten. Was auf dem Lande auf implizitem Verständnis basiert, wird in städtischen Kontexten äusserst gerne explizit artikuliert.
Nachbarn gibt es selbstverständlich nicht nur in der Stadt. Das Konzept der Nachbarschaft erfreut sich interkantonal an grosser Bekanntheit. Ebenfalls unterscheiden sich Ausprägungen des nachbarschaftlichen Empfindens von Dorf zu Dorf, von Siedlung zu Siedlung, von Haus zu Haus.
Der (grobe) Unterschied ist in einem Begriff zusammenzufassen: «Fakultative Nachbarschaft». In der Urbanität entscheidet jeder Haushalt für sich, wie sehr er sich den Nachbarn gegenüber öffnen will. Dies in Abgrenzung zu der eher ländlichen Auffassung, in der ein Mindestmass an nachbarschaftlichem Austausch beinahe vorausgesetzt wird.
Das Leben kostet – oder: Umsonst geht nur die Sonne auf, wie man so schön sagt. Und zwar überall. Dessen ungeachtet lässt sich eine Konzentration überdurchschnittlich hoher Preise in Stadtnähe nicht negieren. Dieser Fakt lässt sich unterschiedlich auffassen.
Der Unterschied zwischen den Perspektiven besteht darin, dass menschliche Exemplare aus Stadtkreisen rapide eine Art Preisangemessenheitsblindheit entwickeln. In einer sich kontinuierlich aufbauschenden Preislandschaft werden inadäquate Preise für profane Konsumgüter achselzuckend verlocht, während menschliche Exemplare ländlichen Ursprungs entweder in Schockstarre verharren oder ob der Absurdität verstört in hysterisches Lachen verfallen.