Ach, wie kreativ das heutige Barpersonal in Sachen Cocktails ist! Da wird mit Bestäubern und Bunsenbrennern hantiert, Passionsfrüchte werden aufgeschnitten, Thymianzweige geschwenkt, magische Beschwörungen deklamiert. Und dann wird einem etwas vorgesetzt, das aussieht, als ob es in der Masoala-Halle besser aufgehoben wäre.
Fertig.
Ich will einen Dry Martini.
The Granddaddy of them all. Klassisch, schlicht – und vor allem: Mmmmh. Fein.
Glücklicherweise gibt es diesen Cocktail-Klassiker in diversen Variationen. So hat man schön etwas Abwechslung, so findet jeder seinen persönlichen Favoriten. Let's go!
Erst mal die Grundversion:
Der Basic Dry Martini. Den kann man immer bringen. Alles klar, oder? Und NUN ... wird's lustig. 😉
Vor dem klassischen Dry Martini gab es den Martinez, der Mitte des 19. Jahrhunderts in San Francisco erfunden worden sein soll. Als Abwandlung des Manhattan, ersetzte man den Whiskey mit Old Tom Gin und gab noch etwas Maraschino-Liqueur dazu.
Während die Grundzutaten dieselben geblieben sind – ein guter London Dry Gin und ein trockener französischer Vermouth –, hat sich das Mischverhältnis über die Jahrhunderte verändert. Unsere Martinis wurden über Jahrzehnte zusehends «trockener». Will man einen Martini zubereiten, wie man ihn zu «Mad Men»-Zeiten oder früher serviert bekam, liegt man bei einem Verhältnis von Gin zu Vermouth von 2:1.
Wie ein klassischer Dry Martini, aber mit einer Cocktail-Zwiebel als Garnitur. Das älteste Rezept dazu ist in «The World's Drinks And How To Mix Them» aus dem Jahr 1908 von Mixer-Legende William «Cocktail» Boothby.
Wie ein Dry Martini, nur mit einem Schuss Essigwasser aus dem Olivenglas dazu. Verrucht.
Mit einer schwarzen Olive statt einer grünen und mit einem gehörigen Schuss Essigwasser aus dem Olivenglas dazu.
Hier nimmt man zu gleichen Teilen Gin und Vermouth 1:1.
Wie gehabt, nur kehrt man hier das Gin-Vermouth-Verhältnis um, ergo 2 Teile trockener Vermouth zu 1 Teil Gin.
Mit sowohl trockenem als auch süssem Vermouth im Verhältnis 1:1 – also äso:
Auch Desert Martini oder Bone Dry Martini genannt. «Churchill» weil der britische Premier den Vermouth-Anteil in seinem Cocktail als «am liebsten in einer geschlossenen Flasche am anderen Ende des Zimmers stehend» beschrieb. Ergo: Gin mit Eiswürfel umrühren, abseihen und bei Bedarf mit Zitronenzeste garnieren. We shall never, never surrender.
Obwohl man dies anhand der rosaroten Farbe vermuten könnte, ist dieser Ur-Cocktail alles andere als süss. Wenige Tropfen Angostura Aromatic Bitters, das neben Enzianwurzel auch Bitterorange, Gewürznelken, Kardamom, Zimt und Chinarinde enthält, reichen für die aparte Färbung aus.
Auch Vodkatini genannt, ist die Zubereitung wie beim Dry Martini, bloss mit Wodka statt Gin. So wie James Bond ihn trinkt. Und deswegen darf man ihn auch schütteln, falls gewünscht.
Womit wir beim Thema wären:
So die präzise Anweisung James Bonds im Roman «Casino Royale» aus dem Jahr 1953. «Gosh, that's certainly a drink», so sein Kollege Felix Leiter von der CIA. Im darauffolgenden Kapitel benennt 007 dann seine Kreation: Vesper, nach seiner ersten Begegnung mit der schönen Vesper Lynd (im 2006er Film von Eva Green dargestellt).
Leider, leider wird Kina Lillet, das Chinin enthielt und dem Liqueur einen leicht bitteren Geschmack verlieh, seit 1985 nicht mehr hergestellt. Das heute erhältliche Lillet Blanc ist einiges süsslicher. Es gibt aber andere, vorzügliche Likörweine mit Chinin, weshalb die Erlangung der Lizenz zum Töten nichts mehr im Wege stehen muss. Cap Corse Quinquina, etwa, oder dieses Schmuckstück aus der Schweiz, Kina L'Aero d'Or:
Und nun zu den Martinis, die eher wenig mit ihrem Namensgeber gemein haben, inzwischen aber ebenfalls als Cocktail-Klassiker gelten. Allen voran: The French Martini (der weder französisch noch ein Martini ist 😂).
... sprach das junge Model, das an die Bar des Londoner Privatclub Fred's trat. Der Drink, der dafür an Ort und Stelle von Bartender Dick Bradsell kreiert wurde, ging als Espresso Martini in die Annalen der Gastro-Geschichte ein.
Ach ja, das Model? Nun, Bradsell verriet ihren Namen nie. Doch wenn man auf Naomi Campbell tippt, liegt man vermutlich richtig.