«Im Grossen und Ganzen greifen unsere internationalen Kollegen für das Mittagessen überwiegend auf ihre heimische Küche zurück», sagt Claudia Eck, Ökotrophologin vom deutschen Bundeszentrum für Ernährung anlässlich breit angelegter Studien zum Essverhalten von Büroangestellten. Ergo der Österreicher haut sich ein Wiener Schnitzel rein, die Deutschen mögen am liebsten Currywurst und die Brasilianer essen in der Mittagspause ihre Feijoada. Anscheinend ist das so:
Demnach sollten Schweizer Bürogummis statistisch am ehesten Bratwurst mit Rösti auf dem Menuplan haben, oder? Nun, die statistischen Erhebungsmöglichkeiten eines wissenschaftlichen Forschungsinstituts stehen uns hier bei watson nicht zur Verfügung, aber wir können zumindest mal nachschauen, was unsere watson-Kollegen an einem beliebigen Mittag alles so essen. Los geht's!
«Käseplätzli und Salat von der Kantine der Bank nebenan.»
«‹Scharfe asiatische Suppe mit Gyoza› stand dort geschrieben.»
«Reisnudeln mit Kürbis-Curry und Cashewnüssen. Oder so. War nicht so der Burner.»
«Lachs-Focaccia!»
«Vorspeise: Salat. Hauptgang: Panko-Poulet mit orientalischem Gemüse!»
(Der schicke Raphi vom Sales war mit einem Kunden zum Lunch. Deshalb so feudal, wohl 😉)
«Kottu Roti vom allseits beliebten Tamilen an der Ecke.»
«Was das genau ist? Diese Frage habe ich befürchtet. Keine Ahnung. Es war toll, aber ich weiss nicht, wie das Essen heisst. Gekocht hat meine Freundin. Und sie hat auf meine verzweifelte Whatsapp-Nachricht noch nicht reagiert.»
«Kottu Roti vom Food-Truck.»
(Kottu Roti zum Zweiten also. Aber es kommt noch einer, wartet nur.)
«Salat mit Häcktätschli und ein paar Fritten vom Takeaway.»
«Albóndigas con arroz zum Mitnehmen aus dem Laden. Der Flan de Huevo wurde schon vorher gegessen. Alles zusammen 2,50 Euro. Schönen Gruss aus Alicante!»
(Server-Sven sondiert unsere Server zur Zeit von Spanien aus. Aus Gründen.)
«Salat, Fleischkäse und so ein Ei-Ding.»
«Danis obligater Tomaten-Mozzarella-Salat.»
«Kottu Roti. Wie bei Loro.»
(Jap, das ist der dritte Kottu Roti des Tages. Ich sag's ja immer wieder: Kottu Roti ist der neue Schweizer Standard-Streetfood – nebst Kebab, Pizza and Bratwurst.)
«Marokkanische Gemüsesuppe mit Muotathaler Rauchwürstli (auch Wätterschmöckerli genannt). Vom Suppelade (Ex-Limmatlädeli) im Riffraff-Bistro.»
«Salat-Schale von der Bäckerei.»
«Tomaten-Risotto-Resten von gestern.»
«Glutenfreies Knäckebrot mit Beilage halt ...»
«Thailändisches Mystery Meat mit Reis.»
«Breite Nudeln (nein, Baroni, ich weiss nicht genau welche) mit Kefen und an Tomatensauce gebackenen Pouletflügel. Von zuhause.»
«Sri-lankisches Lamm-Curry mit Daal und Auberginen und Reis vom Cornershop. Einmal die Woche muss das schon sein.»
Claudia Ecks These von der «heimischen Küche» beim Büro-Zmittag stimmt zumindest bei der watson-Redaktion so nicht (ausser dem feinen Muotathaler Rauchwürstli 😉): Von 20 Befragten assen fast die Hälfte asiatisch. Und wenn man Reste von zuhause zum Aufwärmen mitnimmt, dann sind das oftmals italienische Rezepte.
Weshalb das so ist? Vielleicht weil es in der Nähe der watson-Redaktion wenige Restaurants gibt, die klassische Schweizer Gerichte servieren. Oder zumindest keine solchen, bei denen der Preis- und Zeit-Aufwand mit einem normalen Arbeitstag vereinbar wäre. Und weil eine Portion Thai-Curry halt billiger ist. Weil asiatisches und mediterranes Essen einem weniger schwer im Magen liegt als die traditionelle Schweizer Butter-Rahm-Küche. Weil Kottu Roti nun mal uufein ist ... ach, dies sind selbstredend nur Vermutungen.
Aber genug über uns geschwafelt –