Sport
Analyse

5 Gründe, weshalb Shaqiri endlich auf dem Weg zur Weltklasse ist

Liverpool midfielder Xherdan Shaqiri, is brought down by Red Star's Marko Marin during the Champions League group C soccer match between Liverpool and Red Star at Anfield stadium in Liverpool, En ...
Xherdan Shaqiri konnte gegen Roter Stern nur mit unerlaubten Mitteln gestoppt werden.Bild: AP
Analyse

5 Gründe, weshalb Shaqiri endlich auf dem Weg zur Weltklasse ist

Xherdan Shaqiri bekommt beim FC Liverpool immer mehr Spielzeit und dankt es seinem Trainer Jürgen Klopp mit guten Leistungen. Dass der Schweizer seit seinem Wechsel zu den «Reds» völlig befreit aufspielt, kommt nicht ganz zufällig.
25.10.2018, 13:3726.10.2018, 06:44
Mehr «Sport»

Zum ersten Mal seit fast vier Jahren in einem Top-Team

Natürlich ist es einfacher, in einem starken statt in einem durchschnittlichen Team zu spielen. Shaqiri wechselte im Januar 2015 von Bayern München zu Inter Mailand und im Sommer darauf weiter zu Stoke City. Er hatte also seit fast vier Jahren nie eine starke, funktionierende Mannschaft um sich. Umso schwerer war es deshalb für ihn, regelmässig zu glänzen.

«Das Gefühl, dass selbst ein Ronaldinho wenig bewegen könnte, ist ernüchternd.»
Shaqiri während seiner Zeit bei Stoke

In Liverpool spielt Shaqiri jetzt in einem Team, das von hinten bis vorne mit Weltklasse-Akteuren ausgerüstet ist. Wenn Shaqiri wie gestern gegen Roter Stern einen Ball auf einen wie Mohamed Salah abtropfen lässt, zappelt das Runde anschliessend im Eckigen. Oft wurden Shaqiri bei seinen Ex-Vereinen Assists verwehrt, weil die Teamkollegen einfach zu selten gut genug waren, um die Vorlagen auch tatsächlich zu verwerten.

Shaqiri, Salah, Tor.Video: streamable

Die angemessene Erwartung

Spielt die Schweizer Nati schwach oder verliert sie, ist der Schuldige meist schnell gefunden: Xherdan Shaqiri. Weil er ja der Mann wäre, der halt etwas mehr könnte als die eidgenössischen Teamkollegen. Die Erwartungen an Shaqiri in der Nationalmannschaft sind so hoch, dass sie gar nicht immer erfüllt werden können. Und trotzdem zeigte Shaqiri regelmässig an grossen Turniere in wichtigen Momenten seine Klasse. 

Auch in Stoke war der Fokus oft auf Shaqiri gerichtet und wenn er mal keinen guten Match einzog, wurde nicht mit Kritik gespart. 

Stoke City's new signing Xherdan Shaqiri, right, attends a press conference with manager Mark Hughes at the Britannia Stadium, Stoke-on-Trent England Thursday Aug. 13, 2015. Stoke has completed t ...
Shaqiri bei seiner Präsentation in Stoke im August 2015.Bild: AP

In Liverpool waren die Erwartungen schon zu Beginn viel tiefer. Logisch, für einen Spieler, der läppische 14,7 Millionen Euro kostete. Das bezahlen englische Topklubs heutzutage aus der Portokasse. Zum Vergleich: Die Teamkollegen Alisson (62,5 Mio.), Keita (60 Mio.) und Fabinho (45 Mio.) kosteten den Verein deutlich mehr. Die Erwartungen an Shaqiri waren jene an einen Ergänzungsspieler. Ein Mann eher für die Quantität als für die Qualität. Im Schatten der Superstars ist Shaqiri bei Misserfolgen nicht automatisch der Hauptschuldige – das lässt ihn befreiter aufspielen.

Kloppo – mit Zuckerbrot und Peitsche

Mit Jürgen Klopp hat Xherdan Shaqiri den richtigen Fussball-Lehrer. Klopps offensiver, aggressiver Spielstil kommt dem Schweizer entgegen – «Kloppos» Fachkompetenz ist sowieso unumstritten.

Liverpool's manager Juergen Klopp, second right, congratulates Liverpool's Xherdan Shaqiri after the English Premier League soccer match between Chelsea and Liverpool which ended in a 1-1 dr ...
Xherdan Shaqiri und Jürgen Klopp.Bild: AP

Vor allem aber weiss Klopp, wie er mit Xherdan Shaqiri umgehen muss: mit Zuckerbrot und Peitsche. Klopp lobte Shaqiri schon nach den ersten Tagen in Liverpool öffentlich für dessen Spielverständnis.

Doch Klopp kann auch anders – so etwa nach der 1:2-Niederlage im Carabao-Cup gegen Chelsea. Da stauchte er Shaqiri nach der Partie wild gestikulierend zusammen, weil dieser in der Schlussphase einen Freistoss Henderson überlassen hatte, statt ihn selbst schnell auszuführen.

Zudem musste sich Shaqiri während des Spiels einiges vom Trainer anhören, weil er etwa das Pressing nicht forcierte oder nach einem Zweikampf einen Penalty forderte, statt Defensivarbeit zu verrichten.

Es ist genau dieser Mix aus Lob und Kritik, den Shaqiri braucht, um sein volles Potential auszuschöpfen. Während sich Shaqiri zudem langsam an die Mannschaft und den Klopp-Fussball gewöhnt, kommt er trotz grosser Konkurrenz kontinuierlich zu mehr Einsatzzeit. Und dieses Vertrauen weiss «Shaq» zurückzuzahlen.

Das beste Fussball-Alter

Shaqiri ist schon lange dabei, absolvierte seine erste Champions-League-Partie vor über acht Jahren und wechselte mit 21 zu Bayern München.

Shaqiris Erfolge mit Bayern München

1 / 10
Shaqiris Erfolge mit Bayern München
Einer der nicht zu unterschätzenden Siege: Im Schere-Stei-Papier Franck Ribéry einteilen.
quelle: ap / matthias schrader
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Deshalb geht oft vergessen, dass Shaqiri, der mit 18 Jahren in der Nati debütiert hatte und schon 75 Länderspiele absolvierte, erst gerade 27 Jahre alt geworden ist.

Er ist im besten Fussball-Alter. 

Er kann es seinen Kritikern zeigen

Xherdan Shaqiri wird überdurchschnittlich oft und hart kritisiert. Sei es von Fans oder Experten: Beim kleinen Schweizer sind die Ansprüche einfach höher. Gerade weil Shaqiri so viele Kritiker hat, muss es für ihn eine Extra-Motivation sein, es allen zu zeigen, die ihn immer kritisiert haben.

Dazu gehören auch die Gebrüder Gary und Phil Neville. Beides ehemalige englische Nationalspieler und heute TV-Experten.

«Ich denke, er war letzte Saison in Stoke eine Schande. Seine Einstellung war fürchterlich.»
Phil Neville
«Ich habe Mühe mit solchen Spielern.»
Gary Neville

Shaqiri ist drauf und dran, es seinen Kritikern zu zeigen. Er könnte in dieser Saison den Sprung zur Weltklasse, der ihm schon lange prophezeit wurde, endlich schaffen.

Wie gut ist Xherdan Shaqiri?

So würden die Nati-Stars in anderen Ländern heissen

Video: watson/Sandro Zappella, Lya Saxer

Die Nati-Rekordspieler

1 / 26
Die Rekordspieler der Schweizer Nati
1905 trug die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ihr erstes Spiel aus. Diese Akteure liefen 75 Mal oder öfter für die Schweiz auf.
quelle: keystone / laurent gillieron
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Skeletor82
25.10.2018 15:20registriert Juli 2017
„Shaqiri talentiert“, „Shaqiri in der Nati schwach“, blabla, sorry.

Das ist ein Jahrhundertfussballer für die Schweiz, ein Spieler, den man in Südamerika die Füsse küssen würde, in Zentralamerika vergöttern würde.

Ich bin dankbar, so einen Topfussballer in der Nati zu haben. Punkt. Nein, Ausrufezeichen!
24357
Melden
Zum Kommentar
avatar
VitoCorleone
25.10.2018 14:48registriert August 2016
Shaqiri ist ein talentierter Spieler, keine Frage. Ihm fehlt jedoch die Konstanz. Oft nach überzeugenden Auftritten, hapert es danach. Zuletzt nach dem Siegtreffer gegen Serbien. Danach fehlte es an der Magie.
Er spielt teils auf Weltklasseniveau (sofern er motiviert ist), kann aber auch untertauchen. Aber so einen Spieler muss man auch als 10ner spielen lassen, dann kann er sich entfalten.
13815
Melden
Zum Kommentar
avatar
Senji
25.10.2018 19:42registriert November 2015
Für mich kommt noch Punkt 5 hinzu: er ist seit längerem verletzungsfrei!
391
Melden
Zum Kommentar
29
Warum die NBA diesen 24-jährigen Basketballprofi lebenslang gesperrt hat
Die NBA greift hart gegen Jontay Porter durch. Der Profi hat sich an Wettbetrug beteiligt – und darf nun nie wieder in der US-Liga auflaufen.

Jontay Porter ist wegen Wettbetrugs lebenslänglich aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA verbannt worden. Der Spieler der Toronto Raptors habe vertrauliche Informationen an Wettende weitergegeben und selbst auf NBA-Spiele gesetzt. Das teilte die Liga, die eine Untersuchung gegen den 24-Jährigen eingeleitet hatte, am Mittwoch mit.

Zur Story