Nebel
DE | FR
Sport
Analyse

Warum der Wechsel von Jonas Omlin zum FC Basel auffällt

Luzerns Torhueter Jonas Omlin jubelt nach dem Einzug in die Europa-League beim Fussball Super-League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Luzern, am Mittwoch, 9. Mai 2018, im Kybunpark in St. G ...
Luzern? Das war einmal.Bild: KEYSTONE
Analyse

Omlins Wechsel und das FCL-«Leiterlispiel» – ein Transfer wie ein Schlag ins Gesicht

Ein talentierter Fussballspieler wechselt den Klub. So weit, so alltäglich. Doch der Transfer von Torhüter Jonas Omlin von Luzern nach Basel fällt aus der Reihe. Für Fussballromantiker fühlt er sich an wie ein Schlag ins Gesicht.
13.06.2018, 17:17
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

Es war einmal ein Fussballklub, bei dem immer der gleiche Mann zwischen den Pfosten stand, ob die Sonne schien oder ob es Katzen hagelte, 449 Mal. Bis sich die Winterpause im Februar 2017 zu Ende neigte und die Verantwortlichen entschieden: Ein neues, jüngeres Modell muss her. Seither ist der altgediente David Zibung nur noch die Nummer 2 beim FC Luzern. Abgelöst von Jonas Omlin. Wie der Nidwaldner Zibung einer aus der Region, nur ein paar Kilometer weiter im Kanton Obwalden aufgewachsen. Mit nunmehr 23 Jahren schien Omlin reif zu sein, um in der Super League als Stammgoalie bestehen zu können.

Luzerns Torhueter Jonas Omlin, Mitte, in Aktion im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Luzern im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 19. Mai 20 ...
Im letzten Saisonspiel war Basel noch Omlins Gegner, nun spielt er selber dort.Bild: KEYSTONE

Und das bewies er in den eineinhalb Jahren seither eindrücklich. Seit die Wahl getroffen war, stand Jonas Omlin im Luzerner Tor. Stolz waren sie in der Innerschweiz auf ihr Eigengewächs. Omlin hatte wesentlichen Anteil an Rang 3 in der abgelaufenen Saison, er stand jede Sekunde auf dem Platz, in der letzten Partie war er Captain des FCL.

Freiwillig nur noch Nummer 2

Ob Omlin da schon ahnte, dass es sein bis auf Weiteres letzter Einsatz für Luzern war? Dass er heute nicht zum Trainingsauftakt auf der Allmend erscheint, sondern seine Saison erst morgen beginnt, in Basel statt in Luzern? Zwischen 1.2 und 1.7 Millionen Franken soll der FCL erhalten, je nachdem, wie häufig und wie erfolgreich Omlin spielt. Für Luzern lohnt sich der Transfer wenigstens finanziell.

Von einem «grossen Schritt nach oben» spricht der Goalie, er sei «extrem glücklich», dass er beim FC Basel habe unterschreiben können. Dabei, das ist ihm und den anderen Beteiligten klar, wird er nur noch selten im Tor stehen können. Denn die Nummer 1 beim entthronten Serienmeister ist und bleibt Tomas Vaclik. Der 29-jährige Tscheche kokettiert zwar regelmässig mit seinem Abgang, soll aber nach den Plänen des FCB mindestens noch eine weitere Saison in Basel spielen. Im nächsten Sommer also könnte Omlin, für den Cup-Spiele und allenfalls internationale Einsätze vorgesehen sind, Vaclik als Stammkeeper ablösen.

Herber Verlust für den FC Luzern und seine Fans

Klar ist ein Wechsel zum Branchenprimus für jeden Schweizer Fussballer verlockend. Zumal der Lohn kaum tiefer sein dürfte. Doch die Position des Goalies ist eben besonders. Es kann immer nur einer spielen und dass rotiert wird, kommt selten vor. Jonas Omlin kümmert das offensichtlich nicht. Lieber steht er in der grossen Fussballstadt Basel in der zweiten Reihe, als in der Heimat der König zu sein. Sein Entscheid, Luzern zu verlassen, ist mutig und zeugt von einem grossen Selbstvertrauen.

Er ist aber auch ein weiteres Beispiel dafür, wie schwierig es für einen Klub der zweiten Reihe wie den FC Luzern ist, Konstanz ins Team zu bringen und gleichzeitig den Anspruch des Publikums zu erfüllen, mit Einheimischen anzutreten. Kaum ist einer gut genug, zieht er weiter. Für die FCL-Fans ist Omlins Abgang ein sehr herber Verlust, denn es geht nicht nur der Goalie Nummer 1.

Es geht auch die Hoffnung, ein weiteres Jahrzehnt mit einem «eigenen» Torhüter aus der Region spielen zu können. Stattdessen heisst es wie im «Leiterlispiel»: Zurück auf Start. Vielleicht erfüllt sich die Hoffnung mit dem zweiten Goalie, der noch im Kader verblieben ist, dem 19-jährigen Nicolas Staubli, auch er ist Zentralschweizer. In der vergangenen Saison war er zumeist Ersatzgoalie in der U21-Mannschaft. Vor der Sonne stand ihm der ein Jahr ältere Simon Enzler, nun ausgeliehen an den Challenge-League-Aufsteiger SC Kriens.

Luzerns Remo Arnold und David Zibung, von links, sitzen auf der Bank, beim Viertelfinal des Schweizer Cups zwischen dem FC Aarau und dem FC Luzern am Mittwoch, 1. Maerz 2017, im Stadion Bruegglifeld i ...
Sein Stammplatz war zuletzt die Ersatzbank: David Zibung. Bild: KEYSTONE

Omlins alter Klub hat wegen seines Weggangs ein weiteres Problem. Weil Trainer Gerardo Seone die Offerte von Meister YB annahm, steht Luzern nun ohne Chefcoach und ohne Goalie da. Der Mann zwischen den Pfosten ist deshalb zumindest vorübergehend wieder jener, der schon immer zwischen den Pfosten stand, egal ob die Sonne schien oder ob es Katzen hagelte: David Zibung.

Panini-Bildli? Das ist die Alternative aus Luzern

Video: srf

GC, Basel und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Meister

1 / 17
GC, Basel und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Meister
Grasshopper Club Zürich: 27-mal Meister, zuletzt 2003.
quelle: keystone / paolo foschini
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
33 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Brettspiel
13.06.2018 18:14registriert Oktober 2014
Was sich mir nicht erschliesst: Wieso hat die Vereinsführung nicht den Mumm sich quer zu stellen und ihn nicht ziehen zu lassen. Oder wenigstens nur gegen eine höhere Ablöse Summe. Omlins Marktwert wird kaum sinken und es bestand ein Vertrag bis 2021. Man wäre bei der Verhandlung am längeren Hebel. Für Omlin würde es sich nicht lohnen zu protestieren und bei Luzern auf der Tribüne zu sitzen. Ausserdem wäre es ein Zeichen an die Fans und ein bekenntnis zur Vision21.
12916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sloping
13.06.2018 17:58registriert Oktober 2014
Seltsam finde ich insbesondere den Zeitpunkt. Wenn Omlin als Ersatz für den abgewanderten Vaclik und als neue Nummer 1 gekommen wäre, hätte ich den Transfer aus Sicht Omlins besser verstehen können. So verliert er aber ein Jahr als Stammtorhüter, was für seine Entwicklung sicherlich nicht förderlich ist. Wollte der FCB mit der jetzigen Verpflichtung einen stark steigenden Marktwert Omlins antizipieren und verhindern, dass er in einem Jahr massiv teurer wäre und/oder sich nach einer weiteren starken Saison beim FCL auch Bundesligavereine für ihn interessieren?
866
Melden
Zum Kommentar
avatar
adif
13.06.2018 19:49registriert September 2016
Ich freue mich als FCL Fan für Omlin und Zibung. Nach seinem freiwilligen Zurückstehen für ein Talent werden wir ihm frenetisch zujubeln, wenn er wieder zwischen den Pfosten steht. Hopp Lozärn!!!
204
Melden
Zum Kommentar
33
Gut-Behrami für Beharrlichkeit belohnt: Grosse Kugel und Lieblings-Kugel auf einen Schlag
Lara Gut-Behrami holt beim Weltcup-Finale in Saalbach in dem von der Italienerin Federica Brignone gewonnenen Riesenslalom zum Doppelschlag aus. Die Tessinerin steht nach Rang 10 als Gewinnerin der Gesamt- und der Disziplinen-Wertung fest.

Zweite grosse Kugel, erste kleine Kugel im Riesenslalom, die erste für eine Schweizerin seit 22 Jahren und Sonja Nef, die ersten Belege herausragender Leistungen über den gesamten Winter – Gut-Behrami räumte im ersten Teil des Saisonabschlusses im Pinzgau wie erwartet gross ab.

Zur Story