Es war einmal ein Fussballklub, bei dem immer der gleiche Mann zwischen den Pfosten stand, ob die Sonne schien oder ob es Katzen hagelte, 449 Mal. Bis sich die Winterpause im Februar 2017 zu Ende neigte und die Verantwortlichen entschieden: Ein neues, jüngeres Modell muss her. Seither ist der altgediente David Zibung nur noch die Nummer 2 beim FC Luzern. Abgelöst von Jonas Omlin. Wie der Nidwaldner Zibung einer aus der Region, nur ein paar Kilometer weiter im Kanton Obwalden aufgewachsen. Mit nunmehr 23 Jahren schien Omlin reif zu sein, um in der Super League als Stammgoalie bestehen zu können.
Und das bewies er in den eineinhalb Jahren seither eindrücklich. Seit die Wahl getroffen war, stand Jonas Omlin im Luzerner Tor. Stolz waren sie in der Innerschweiz auf ihr Eigengewächs. Omlin hatte wesentlichen Anteil an Rang 3 in der abgelaufenen Saison, er stand jede Sekunde auf dem Platz, in der letzten Partie war er Captain des FCL.
Ob Omlin da schon ahnte, dass es sein bis auf Weiteres letzter Einsatz für Luzern war? Dass er heute nicht zum Trainingsauftakt auf der Allmend erscheint, sondern seine Saison erst morgen beginnt, in Basel statt in Luzern? Zwischen 1.2 und 1.7 Millionen Franken soll der FCL erhalten, je nachdem, wie häufig und wie erfolgreich Omlin spielt. Für Luzern lohnt sich der Transfer wenigstens finanziell.
Von einem «grossen Schritt nach oben» spricht der Goalie, er sei «extrem glücklich», dass er beim FC Basel habe unterschreiben können. Dabei, das ist ihm und den anderen Beteiligten klar, wird er nur noch selten im Tor stehen können. Denn die Nummer 1 beim entthronten Serienmeister ist und bleibt Tomas Vaclik. Der 29-jährige Tscheche kokettiert zwar regelmässig mit seinem Abgang, soll aber nach den Plänen des FCB mindestens noch eine weitere Saison in Basel spielen. Im nächsten Sommer also könnte Omlin, für den Cup-Spiele und allenfalls internationale Einsätze vorgesehen sind, Vaclik als Stammkeeper ablösen.
Klar ist ein Wechsel zum Branchenprimus für jeden Schweizer Fussballer verlockend. Zumal der Lohn kaum tiefer sein dürfte. Doch die Position des Goalies ist eben besonders. Es kann immer nur einer spielen und dass rotiert wird, kommt selten vor. Jonas Omlin kümmert das offensichtlich nicht. Lieber steht er in der grossen Fussballstadt Basel in der zweiten Reihe, als in der Heimat der König zu sein. Sein Entscheid, Luzern zu verlassen, ist mutig und zeugt von einem grossen Selbstvertrauen.
Er ist aber auch ein weiteres Beispiel dafür, wie schwierig es für einen Klub der zweiten Reihe wie den FC Luzern ist, Konstanz ins Team zu bringen und gleichzeitig den Anspruch des Publikums zu erfüllen, mit Einheimischen anzutreten. Kaum ist einer gut genug, zieht er weiter. Für die FCL-Fans ist Omlins Abgang ein sehr herber Verlust, denn es geht nicht nur der Goalie Nummer 1.
Es geht auch die Hoffnung, ein weiteres Jahrzehnt mit einem «eigenen» Torhüter aus der Region spielen zu können. Stattdessen heisst es wie im «Leiterlispiel»: Zurück auf Start. Vielleicht erfüllt sich die Hoffnung mit dem zweiten Goalie, der noch im Kader verblieben ist, dem 19-jährigen Nicolas Staubli, auch er ist Zentralschweizer. In der vergangenen Saison war er zumeist Ersatzgoalie in der U21-Mannschaft. Vor der Sonne stand ihm der ein Jahr ältere Simon Enzler, nun ausgeliehen an den Challenge-League-Aufsteiger SC Kriens.
Omlins alter Klub hat wegen seines Weggangs ein weiteres Problem. Weil Trainer Gerardo Seone die Offerte von Meister YB annahm, steht Luzern nun ohne Chefcoach und ohne Goalie da. Der Mann zwischen den Pfosten ist deshalb zumindest vorübergehend wieder jener, der schon immer zwischen den Pfosten stand, egal ob die Sonne schien oder ob es Katzen hagelte: David Zibung.