Manchmal schreibt man als Sportredaktor Sätze, die man selbst so kaum erwartet hätte. So auch diesen: Die Arizona Coyotes sind derzeit das heisseste Team in der NHL. Und das hat nichts damit zu tun, dass in Glendale, dem Spielort der Coyotes, auch im November noch 26 Grad erreicht werden. Nein, das Team aus dem Wüstenstaat hat seine letzten fünf Spiele allesamt gewonnen.
Und das, obwohl die «Yotes» miserabel in die Saison gestartet sind. In den ersten drei Heimspielen gewannen sie keinen Punkt. Ja nicht einmal ein Treffer ist ihnen gelungen. Viele befürchteten wieder einen ähnlich desaströsen Auftakt wie vor einem Jahr, als Arizona im Oktober von 13 Spielen nur eines gewann und die Saison einmal mehr als eines der schlechtesten Teams der Liga abschloss.
Doch obwohl auch im Sommer fast alles beim Alten geblieben ist, haben die Coyotes dieses Jahr, noch bevor der November begann, den Turnaround geschafft. So hat man unlängst Cup-Anwärter Tampa Bay mit 7:1 bezwungen und diesem Erfolg einen 5:1-Sieg bei den Ottawa Senators folgen lassen. Drei Dinge sind besonders zentral für die Wende.
Die Coyotes sind ein junges Team. Und junge Spieler brauchen manchmal ein oder zwei Saisons, bis sie ihr Potential ausschöpfen können. Der grösste Unterschied im Vergleich zu den ersten Saisonspielen in diesem Jahr ist, dass Arizona nun endlich Tore schiesst. Das gelingt, seit Alex Galchenyuk zurück im Team ist. Der Neuzugang von den Montreal Canadiens verpasste den Saisonstart verletzungsbedingt. Es ist aber nicht nur der 24-jährige Amerikaner mit weissrussischen Wurzeln, der den Tritt endlich gefunden hat.
Clayton Keller hat mit neun Punkten aus zwölf Spielen in seiner zweiten NHL-Saison mehr Schwung aufgenommen als im ersten Jahr. Derek Stepan und Christian Fischer überzeugen ebenfalls. Und der 24-jährige Neuzugang Vinnie Hinostroza überrascht als sechstbester Skorer des Teams.
Im Vergleich zur letzten Saison lassen die Coyotes weniger Schüsse auf das eigene Tor zu und geben selbst mehr Schüsse auf den gegnerischen Kasten ab. Sie haben also, allgemein gesagt, das Spiel besser im Griff. Der Corsi-Prozentsatz ist von 48 Prozent (2017/18 neuntschlechtester Wert der Liga) auf über 51 Prozent (neuntbester Wert der Liga) gestiegen.
Zudem leistet sich Arizona die zweitwenigsten Scheibenverluste der Liga (6,92 pro Spiel) und das Boxplay funktioniert hervorragend. Mit einer Erfolgsquote von 92,1 Prozent ist es das beste Unterzahlspiel der Liga und gleichzeitig auch das gefährlichste: Schon sieben Shorthander haben die «Yotes» erzielt.
Zu der verbesserten Spielkontrolle kommt, dass Arizona derzeit auf sehr starke Torhüter zählen kann. Stammtorhüter Antti Raanta macht dort weiter, wo er letzte Saison aufgehört hat. Mit 92,9 Prozent Fangquote und 2,1 Gegentoren pro Spiel gehört er zu den besten Keepern der Liga. Auch in der Advanced-Stats-Sparte «Goals Saved Above Average» (GSAA) spielt Raanta an der NHL-Spitze mit. Dank dem 29-jährigen Finnen haben die Coyotes bereits fünf Tore weniger erhalten, als sie mit einem durchschnittlichen Torhüter erhalten hätten.
Doch es ist nicht nur Raanta, der hervorragend spielt. Auch der Backup-Torhüter Darcy Kuemper hat bislang sehr gute Leistungen gezeigt. Der 28-Jährige stand bislang in drei Partien auf dem Eis und kam in diesen auf noch bessere Zahlen als Raanta.
Derzeit hat Arizona noch drei Punkte Rückstand auf den letzten Playoff-Platz in der Western Conference, der momentan von San Jose besetzt wird. Die Coyotes haben aber auch noch zwei Spiele weniger auf dem Konto als die Kalifornier. Wenn sie weiterhin so spielen wie in der zweiten Oktoberhälfte, ist die erste Playoff-Qualifikation seit 2012 aber durchaus in Reichweite.