Was für ein aussergewöhnliches Spiel gestern im Signal Iduna Park. Oder um es in den Worten von Kulttrainer Jürgen Klopp zu sagen. «Ich weiss nicht, ob heute jemand gesessen hat. In der Champions League gibt es ja nur Sitzplätze. Aber ich glaube, viele davon wurden nicht genutzt», so der 46-Jährige im Interview mit dem ZDF. Bei der gleichen Sendestation wurde er vor einer Woche nach der 0:3-Niederlage noch mit der Frage gepiesakt, ob das Ding schon gelaufen sei…
Nach einer Viertelstunde verpasste der argentinische Spieler Angel di Maria mit seinem feinen linken Fuss die Führung für die Gäste. Nach seinem schwach getretenen Elfmeter schöpften die Dortmunder Vertrauen und begannen, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken.
Reals Superstar und aktueller Weltfussballer Cristiano Ronaldo konnte an der Seitenlinie nur tatenlos zusehen, wie seine hochgelobten Kollegen in der ersten Halbzeit von Spielern wie CL-Startelfdebütant Milos Jojic oder von Manuel Friedrich – der 34-jährige Verteidiger war im letzten Sommer noch vereinslos und erst im November zu den Borussen gestossen – immer mehr unter Druck gesetzt wurden.
Der beste Spieler auf dem Platz war Wirbelwind Marco Reus, der den Königlichen ein ums andere Mal davonlief. Der blitzschnelle Stürmer war es dann auch, der mit seinen zwei Toren in der ersten Halbzeit die Hoffnung auf eine Reprise des letztjährigen Wunders gegen Malaga aufleben liess.
Aber wie wir wissen, hat es nicht sollen sein. Die gelb-schwarzen Spieler rasten zwar wie fleissige Bienen auf dem Rasen umher, konnten jedoch die Real-Legende Iker Casillas kein drittes Mal mehr bezwingen. Ein Spieler auf Dortmunder Seite wird in der ganzen Euphorie um das tolle Ausscheiden trotzdem als Pechvogel der Partie eingehen, trotz «überragender Leistung» (Klopp): Henrich Mchitarjan.
Klopp: "In Madrid war Madrid die bessere Mannschaft, heute waren wir es. Aber wir haben nur 2:0 gewonnen.“ #bvbrma
— Borussia Dortmund (@BVB) 8. April 2014
«Es wäre extrem cool, wenn man dieses Spiel als Ganzes betrachten würde – und nicht an vergebenen Torchancen festmacht», so der Dortmund-Coach. Wir wären keine Rebellen, wenn wir es nicht tun würden. Deshalb hier die ausgelassenen Möglichkeiten des Armeniers beim BVB, stellvertretend für das Unvermögen, den Madrilenen noch mehr Tore einzuschenken.
Mchitarjan der tragische Held, er hätte das entscheidende Tor machen müssen. Schade, hätte das Wunder des @BVB gern gesehen. #bvbrma
— Gabriel Dahl (@Gabriel_Dahl) 8. April 2014
Rückblickend hält Klopp fest, dass er weder die Schiedsrichterleistung vom Slowenen Damir Skomania (Xabi Alonso hätte als bereits verwarnter Spieler nach seinem taktischen Foul in der 52. Minute vom Feld gestellt werden müssen) noch die fehlende Effizienz von Mchitarjan für den entscheidenden Faktor hält, sondern das fehlende Tor im Hinspiel. «In einem nicht guten Spiel in Madrid hatten wir fünf Riesen-Chancen, um ein Tor zu erzielen. Mit einem Tor in Madrid und heute zwei wären wir durch. Chelsea hat diesen lässigen Weg gewählt»
Mats Hummels spart nach der Partie nicht mit Lob für die Fans und deren lautstarke Südkurve: «Die Fans waren aussergewöhnlich. Es war fast unmöglich, mit den Teamkollegen zu kommunizieren; so laut waren sie.»
Die Dortmunder Spieler werden nach Spielende minutenlang gefeiert. Auch für den bereits 30-jährigen Oliver Kirch, der gestern in einem Champions-League-Viertelfinale erstmals über die volle Distanz durchspielen durfte, bleibt es ein unvergessliches Erlebnis, wie er gegenüber dem eigenen Klubmedium erklärt:
«Es war eine Wahnsinnssituation nach dem Spiel, total niedergeschlagen zu sein, aber trotzdem gefeiert zu werden. Wir werden in den nächsten Tagen wahrscheinlich realisieren, dass wir hier eine richtig gute Leistung abgeliefert haben.»