«Kein Zweikampf, dem er aus dem Weg geht. Mit Behrami gewinnt der HSV an Klasse, keine Frage», freut sich die «Hamburger Morgenpost» vor Saisonbeginn über den Transfer von Valon Behrami zum HSV. Der Schweizer Nationalspieler ist ein Schnäppchen. Für nur 3,5 Millionen Euro stösst der 30-Jährige von Napoli zu den Hanseaten.
Auch das «Abendblatt» hält sich mit Lob damals nicht zurück: «Der Neuzugang aus Neapel tut dem Team richtig gut. An diesem Behrami wird der HSV noch viel Freude haben.»
Wie schnell die Zeiten im Fussball-Geschäft doch ändern können. 29 Spieltage später und fünf Runden vor Schluss liegt der HSV auf dem letzten Tabellenplatz. Dem Bundesliga-Dino droht der erste Abstieg der Vereinsgeschichte. Der Sündenbock: Valon Behrami.
Das ist nicht verwunderlich: Schliesslich sorgte der Tessiner bei den letzten beiden Spielen für die grossen Negativ-Schlagzeilen: Beim 0:2 gegen Wolfsburg zoffte er sich mit Nati-Kollege Johan Djourou in der Kabine, beim 0:1 gegen Werder Bremen verursachte Behrami mit einem dummen Foul den entscheidenden Penalty.
Seither ist Behramis Kredit aufgebraucht. Für die Morgenpost ist der einstige «aggressive Leader» einer, «der als Anführer nicht mehr taugt» und «eher ein Unruhestifter innerhalb des Klubs als eine Verstärkung».
Noch härter geht der Kolumnist von Focus mit Behrami ins Gericht. Valon Behrami sei letzten Sommer zum HSV gestossen, um die Mannschaft zu führen. Das mache der Schweizer auch: Auf den letzten Tabellenplatz. Mit übertriebener Härte lenke er den HSV zielstrebig in Richtung 2. Liga.
60 Fouls habe sich Behrami in 22 Bundesliga-Partien schon geleistet, rechnet der Kolumnist vor. Bei einem guten Zweikämpfer könne das passieren. Das Problem sei aber, dass Behrami als defensiver Mittelfeldspieler nicht mal die Hälfte seiner Zweikämpfe gewinne. Ausserdem lande bei ihm jeder fünfte Pass in den Beinen des Gegners.
Deshalb sei es vielleicht ganz gut, dass Behrami nach seinem Platzverweis gegen den FC Augsburg eine Zwangspause erhalte. Schliesslich liegen die beiden letzten Siege des HSV schon über elf Wochen zurück. Und damals fehlte Behrami verletzt.
Im letzten Spiel gegen Bremen hatte er nur 2 Fehlpässe und 80% gewonnene Zweikämpfe. Dann macht er halt einen "blöden" Fehler und ist der Buhmann. Für die Medien ist es jetzt einfach einen Sündenbock zu finden. Aber klar, viele Argumente hat Behrami aktuell nicht auf seiner Seite...