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Jetzt klingelt die Kasse von König Joel Wicki – was Schwinger verdienen

Joel Wicki, neuer Schwingerkoenig jubelt beim Festakt am Eidgenoessischen Schwing und Aelplerfest (ESAF), am Sonntag, 28. August 2022, in Pratteln. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Er regiert für mindestens drei Jahre: Schwingerkönig Joel Wicki.Bild: keystone

Jetzt klingelt die Kasse von König Wicki – was Schwinger verdienen

Das Schwingen gehört zur Schweiz wie die Tatsache, dass nicht über den Lohn gesprochen wird. Weil die Sägemehl-Kämpfer einen Teil ihrer Einnahmen dem Verband abliefern müssen, sind Schätzungen dennoch möglich.
30.08.2022, 11:2519.12.2022, 15:06
Ralf Meile
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Für Joel Wicki ist am Sonntag ein Bubentraum in Erfüllung gegangen. Schon als Schüler kündigte der 25-Jährige aus Sörenberg seinem Lehrer gegenüber keck an, er wolle eines Tages Schwingerkönig sein. Dank dem Triumph über Matthias Aeschbacher im Schlussgang von Pratteln gelang dies Wicki.

Mit 1,82 m ist der Entlebucher eher kleingewachsen für einen Schwinger. Doch finanziell steigt er mit dem Königstitel zu den ganz Grossen der Branche auf.

«Etwa fünf bis zehn Schwinger könnten eigentlich vom Sport leben», sagte Rolf Gasser jüngst bei Swissinfo. Wenn das einer weiss, dann ist es Gasser. Als Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV) hat er Einsicht in jeden einzelnen Werbevertrag, den ein Schwinger abgeschlossen hat.

Joel Wicki, oben, laesst sich nach seinem Sieg gegen Matthias Aeschbacher feiern nach dem Schlussgang des Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfestes ESAF in Pratteln, am Sonntag, 28. August 2022. (KE ...
Die Innerschweizer Kollegen feiern Wicki.Bild: keystone

Exakt 218'440.52 Franken hat der ESV im Jahr 2021 mit einer Reichensteuer eingenommen. Weil zehn Prozent der Werbeeinnahmen abgegeben werden müssen, heisst das: Alle Schwinger gemeinsam haben durch Sponsoring 2,184 Millionen Franken verdient. Damit wurde nach einer Corona-Delle schon beinahe wieder das Rekordniveau von 2019 erreicht, als die gemeinsamen Einnahmen 2,344 Millionen Franken betrugen.

Einnahmen ungleich verteilt

Insgesamt 73 Schwinger erhielten im vergangenen Oktober eine Rechnung vom ESV, um die Reichensteuer einzuzahlen. Sie teilen sich also diese 2,184 Millionen Franken auf – aber nicht zu gleichen Teilen. «Einige nehmen mit Sponsoring gerade mal 500 Franken ein», sagte Geschäftsführer Gasser. Demgegenüber wurde schon berichtet, dass die zehn besten Schwinger den Löwenanteil von 80 Prozent der Werbeeinnahmen unter sich aufteilen würden.

Joel Wicki nahm schon vor dem Gewinn des Königstitels mehr als 500 Franken ein. Nun dürften sich zu den bisherigen Sponsoren viele weitere bei seinem Manager melden. Michael Schiendorfer betreut unter anderem den Ski-Star Marco Odermatt und den Zehnkämpfer Simon Ehammer. Sein Telefon dürfte nun häufig klingeln. «Wenn Wicki jetzt den Schwung nutzen kann, dann kann er sehr viel Geld verdienen», sagte der Leiter Sportmanagement an der Universität St.Gallen, Christian Lang, dem «Blick».

Geld statt Muni gewählt

Mehrere hunderttausend Franken im Jahr kann ein Schwingerkönig verdienen. So wird Joel Wicki während seiner Regentschaft zum Millionär – wie Vorgänger Kilian Wenger, Matthias Sempach oder Christian Stucki. 20'000 Franken wurden Wenger, dem überraschenden König von 2010, schon für eine Autogrammstunde offeriert. Geld, das zum eigentlichen Einkommen dazu kommt, denn die Schwinger sind nicht Profis, sondern arbeiten auch als Topstars der Szene in der Regel zu 60 oder 80 Prozent.

Preisgeld gibt es beim Schwingen offiziell nicht und trotzdem verliess Wicki Pratteln nicht mit leeren Händen. Er verzichtete auf Siegermuni Magnus und entschied sich fürs Geld, das dieser wert ist: rund 30'000 Franken.

Geldsorgen muss sich der gelernte Baumaschinenmechaniker und angehende Landwirt vorderhand also keine machen. Dafür dürfte der erst zweite König aus der Innerschweiz künftig noch öfter erkannt werden. Im Interview mit CH Media erzählte Joel Wicki: «Manchmal, wenn ich einkaufen gehe, habe ich nach einer halben Stunde immer noch einen leeren Wagen, weil ich in Gespräche verwickelt wurde.» Er geniesse diese Popularität aber, betonte er. Schweizer Könige sind solche zum Anfassen – auch wenn ihr Portemonnaie prall gefüllt ist.

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Alle Schwingerkönige seit 1961
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2022 in Pratteln: Joel Wicki.
quelle: keystone / peter schneider
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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ohniznachtisbett
30.08.2022 11:47registriert August 2016
Der Königstitel bringt in etwa eine Million, vielleicht etwas mehr, über die ganze Karriere. Das sei ihnen zu gönnen und hilft dem Nachwuchs. Man darf aber nicht vergessen: Das Einkommen des Königs über drei Jahre ist weniger als ein CH-Leistungsträger eines Topvereins der NL (Eishockey) einfach um das etwas einzuordnen. Von Sphären der Top Fussballer oder gar Roger Federer sind sie soweit entfernt wie Kilchberg von Flushing Meadows.
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Dani S
30.08.2022 12:34registriert September 2017
Joel Wickis Explosivität beim Schwingen war schon immer Extraklasse. Wenn nun auch seine Kasse "explodiert", so sei ihm das gegönnt. Er hat es ja mit seinem Willen und seiner Kraft verdient, nicht mit einer Erbschaft oder in einer hoffnungslos überzahlten Hype-Sportart.
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Jacques #23
30.08.2022 12:01registriert Oktober 2018
Sie sind zwar zum anfassen, die Schwingerkönige, jedoch übertreiben damit würde ich nicht.
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Wir wünschen euch einen so guten Tag, wie ihn Pep damals beim Training hatte
Du hast schlechte Laune? Führ' dir mal dieses Video von Manchester-City-Coach Pep Guardiola zu Gemüte. Es geht dir dann besser, versprochen.

(Und Pep selbst sollte es vielleicht auch gleich schauen, nachdem er gestern Abend auf ziemlich bittere Art und Weise aus der Champions League ausgeschieden ist und sich emotional gerade in weniger berauschenden Dimensionen bewegen dürfte ...)

Liebe Community,
aktuell kann einem vieles auf die Stimmung schlagen (was soll dieser erneute Wintereinbruch, gopf?! Schnee??? Ernsthaft?
🤬). Aber jetzt bloss nicht den Kopf hängen lassen. Wir haben hier eventuell genau die Dopamin-Spritze, die ihr braucht. Toggi meinte jedenfalls, ihm sei es nach dem Video direkt wieder besser gegangen. «So fühl ich mich amis, und so rede ich zu den Kindern, wenn die mal selber das Zimmer aufgeräumt haben», gab er zu Protokoll.

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