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Was der Schweiz für den Davis-Cup-Titel noch fehlt

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Bild: EPA/KEYSTONE
Grosse Schwäche im Doppel

Was der Schweiz für den Davis-Cup-Titel noch fehlt

Das Schweizer Davis-Cup-Team steht erstmals seit 2003 im Halbfinal und darf sich sogar Chancen auf den Titel ausrechnen. Wenn da bloss nicht dieses verflixte Doppel wäre.
07.04.2014, 15:4507.04.2014, 16:39
Philipp Reich
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Das ging gerade noch einmal gut. Dank einem Kraftakt drehten Roger Federer und Stanislas Wawrinka den Davis-Cup-Viertelfinal gegen Kasachstan mit ihren zwei Einzelsiegen noch und machten aus dem 1:2 ein 3:2. Die Schweiz steht zum dritten Mal in der Geschichte im Halbfinal und darf weiterhin vom ganz grossen Coup – dem ersten Titel überhaupt – träumen.

Träumen, mehr aber auch nicht. Der Knorz gegen die Kasachen hat deutlich aufgezeigt, woran die Schweizer noch arbeiten müssen, wenn sie im November die hässlichste Salatschüssel der Welt in Empfang nehmen wollen.

Die hässlichste Salatschüssel der Welt.
Die hässlichste Salatschüssel der Welt.Bild: EPA

Auf dem Papier hat die Schweiz das momentan beste Davis-Cup-Team der Welt: Stanislas Wawrinka ist die Weltnummer 3, Roger Federer die 4. Im Doppel wurden Fedrinka 2008 in Peking gemeinsam Olympiasieger. Doch genau dort liegt die grosse Schwäche des Schweizer Teams. Zwar haben wir im Moment zwei Top-4-Spieler, ein eingespieltes Doppel sind die beiden aber nicht.

Seit der letzten Halbfinal-Teilnahme 2003, als man mit Roger Federer und Marc Rosset gegen Australien 2:3 unterlag, haben die Schweizer 14 von 23 Davis-Cup-Doppel verloren. Und nur drei der neun Siege errang man in der Weltgruppe gegen eines der 16 besten Teams, bei fünf Triumphen konnte man noch auf Doppelspezialist Ives Allegro zählen.

Nicht immer über alle Zweifel erhaben: Das Duo Federer/Wawrinka.Bild: Freshfocus

Federers Doppel-Bilanz im Davis Cup seit 2004 lautet 5:6, diejenige von Wawrinka sogar nur 3:11. Der Romand gilt trotz des Olympiasiegs an der Seite von Federer nicht gerade als Doppelspezialist. Dass er im Davis Cup mit ständig wechselnden Partner auskommen musste und er auf der ATP-Tour seit seinem Vorstoss in die Weltelite nur noch selten in der Doppelkonkurrenz antritt, hat sicherlich seinen Teil dazu beigetragen.

Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass nur Teams mit einem starken und eingespielten Doppel Chancen auf den Titel haben. Tschechien, zuletzt zweifacher Champion, tritt seit Jahren mit dem Gespann Tomas Berdych/Radek Stepanek an. Bei deren Halbfinal-Gegner Frankreich steht mit Julien Benneteau/Michael Llodra ebenfalls ein erfahrenes Duo im Einsatz. 

Auch wenn Halbfinal-Widersacher Italien wie die Schweiz über kein Stammdoppel verfügt, wäre das Team von Captain Severin Lüthi gut beraten, dem Doppel etwas mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Ein unerwartete Einzelniederlage könnte mit einem erfahrenen Duo einfacher wettgemacht werden. 

Genügend Zeit ein geeignetes Gespann zu finden, wäre vorhanden. Der Halbfinal gegen Italien findet vom 12. bis 14. September statt. Ein allfälliger Final vom 21. bis 23. November. Doch der Kalender der beiden Teamstützen Federer und Wawrinka ist voll. Bis zum Halbfinal stehen noch drei Grand-Slam-Turniere auf dem Programm, dreimal wird die Unterlage gewechselt. Trotz Halbfinal-Einzug im Davis Cup hat für Fedrinka die Einzel-Konkurrenz Vorrang.

Das Duo Chiudinelli/Lammer holte in Novi Sad den entscheidenden dritten Punkt gegen Serbien.
Das Duo Chiudinelli/Lammer holte in Novi Sad den entscheidenden dritten Punkt gegen Serbien.Bild: Freshfocus

Stellt sich die Frage, ob man zwingend auf das Duo Federer/Wawrinka setzen muss. Mit Marco Chiudinelli und Michael Lammer verfügt die Schweiz über zwei Spieler, die durchaus in die Bresche springen könnten. Wie im Februar dieses Jahres in Runde 1 gegen Serbien, als die beiden beim 5:0-Sieg im Doppel den entscheidenden dritten Punkt holten.

Doch sind die beiden Kumpel auch gegen die Topteams konkurrenzfähig? Wohl eher nicht. Deshalb bleibt wohl nur zu hoffen, dass sich Federer und Wawrinka bei ihrem nächsten gemeinsamen Auftritt wieder an ihre glorreichen Zeiten in Peking erinnern und an diesen Erfolg anknüpfen. Ansonsten dürfen sich die Schweizer wohl höchstens einen Patzer in den vier Einzel erlauben.

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