Sie wirken unzufrieden, fast ein wenig zornig. Dabei sind Sie ein grossartiges
Rennen gefahren.
Ja, ja, aber es ist schon bitter, so noch den Sieg und
einen Platz auf dem Podest zu verlieren. Ich bin enttäuscht.
Aber es war Ihr bestes Rennen seit dem Sieg auf dem Sachsenring vor gut
einem Jahr!
Ja und nein.
Wie soll ich das verstehen.
Ja, es war das beste Rennen seit dem Sachsenring, weil
ich um den Sieg fahren konnte. Nein, weil wir technisch noch lange nicht dort
sind, wo wir sein sollten.
Um den Sieg fahren und trotzdem technische Unzulänglichkeiten?
Ja so ist es. Im Rennen waren die Rundenzeiten wegen
der besonderen Verhältnisse hier langsamer als im Abschlusstraining. Wenn
die Besten wie üblich ihre Trainingszeiten hätten fahren können, dann hätte
ich irgendwo um Platz zehn gekämpft.
Trotz Kalex um den Sieg gefahren?
Das sagen Sie so. Aber ich finde die Sicherheit auf der
dieser Maschine nicht, die ich vor einem Jahr hatte.
Aber diese Sicherheit hatten Sie doch – sonst wären Sie ja nicht um den Sieg
gefahren.
Ich sagte doch gerade, dass es nur möglich war, weil die
Besten nicht wie üblich die gleichen Zeiten wie im Abschlusstraining fahren
konnten. Nur deshalb funktionierte es und nur deshalb hatte ich ein recht
gutes Gefühl. Wenn im Rennen wieder schneller gefahren wird, dann kann ich
nicht mehr mithalten und das ist schon am nächsten Sonntag in Brünn zu
befürchten. Es war hier nicht anders als während der ganzen Saison. Ich habe
im Training alles versucht und alles gegeben und hatte trotzdem keine Chance
auf einen Spitzenplatz. Es hat jetzt bloss ausnahmsweise gereicht um vorne mitzuhalten.
Es gibt also immer noch ein technisches Problem.
Ja, ja, ja.
Aber zumindest haben Sie bewiesen, dass es nicht an Ihrem fahrerischen
Können liegt.
Das hoffe ich doch. Und auch am Kampfgeist fehlte es
wohl nicht.
Johann Zarco ist Ihnen zweimal in die Maschine gefahren. In der
Anfangsphase des Rennens und dann nochmals in der zweitletzten Runde als
er Sie vom ersten Platz verdrängte. Hat er sich entschuldigt?
Entschuldigt? Wofür?
Für diese unfaire Attacke.
Das war nicht unfair. So ist der Rennsport. Ich bin auch
nicht zimperlich und fahre nicht anders. Aber wenn das passiert, wenn ich
hinten im Feld am Aufholen bin, dann sieht das keine TV-Kamera. Jetzt ging
es um den Sieg und da sieht man eben alles.
War es ein taktischer Fehler, in der Schlussphase die Führung zu
übernehmen? Auf dem Sachsenring haben Sie in der letzten Runde aus der
Verfolgerposition heraus gewonnen.
Ja, ja, hinterher ist man immer klüger. Auf dem
Sachsenring kamen damals nur noch Kallio und ich für den Sieg in Frage. Hier
war es anders. Ich habe nie zurückgeschaut. Aber ich wusste auch aufgrund
der Boxenanzeige, dass mehrere Fahrer gleich hinter mir sind. Wenn ich nun
einen vorbeigelassen hätte, dann wären wahrscheinlich zwei oder drei
durchgeschlüpft und ich hätte das Rennen sowieso verloren. Also versuchte
ich, vorne zu bleiben und den ersten Platz zu verteidigen. Ich war auf eine
harte Attacke gefasst.
Und trotzdem hat Sie Johann Zarco überrascht.
Er ist innen durch und wenn einer so auf der Innenseite
überholt, gibt es keine Möglichkeit mehr.
Sie hätten die Türe zumachen sollen wie man so schön sagt. Sie liessen innen
zu viel Platz offen.
Nein, so ist es nicht. Ich bin auf der Ideallinie gefahren.
Auf der Linie, auf der mich Zarco überholt hat, fährt eigentlich nie jemand und
so überholt auch niemand. Das war verrückt.
Er kam sozusagen aus dem Niemandsland.
So kann man es sagen. Und um ein Haar wäre ich
gestürzt. Er hat bei seiner Attacke auch den Bremshebel berührt und die
Vorderradbremse hat kurz angetippt. Ich hätte riesiges Glück, dass ich nicht
gestürzt bin.