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Ach, wenn Albert Anker, der grossartige Maler und Darsteller von Berner Charakterköpfen doch noch unter uns weilen würde. Der Töff-Star Dominique Aegerter (26) würde ihn zu einem Meisterwerk inspirieren. Titel: «Zorniger junger Mann.»
Dominique Aegerter sitzt in seinem Büro in Rohrbach und kocht vor Wut. Die Haare des sonst stets adrett frisierten jungen Mannes sind durcheinandergeraten. Immer wieder versucht er, seine Wut in Worte zu verwandeln. «Nein, das lasse ich mir nicht bieten!» - «Das können die nicht mit mir machen!» - «Das geht doch gar nicht!»
Vergeblich versuchen Kollegen, ihn zu beruhigen. «Reg Dich doch nicht auf. Nun hast Du Ferien und Zeit, wieder ganz fit zu werden. Und Deine Zukunft ist ja geregelt, Du hast für nächste Saison ein besseres Team, wieder eine Suter und die Welt steht Dir offen.» Von solchem Trost will er nichts wissen. Wie Rumpelstilzchen beharrt er auf seinem Standpunkt. «Ich will fahren! Ich muss fahren! Ich kann doch meine Fans und meine Sponsoren nicht im Stich lassen! Man muss mich fahren lassen!»
Auch der Einwand, dass ihn das Team bei diesen vier Rennen sowieso nicht mehr richtig betreuen würde und er bloss noch vier miserable Resultate hinnehmen müsste, kann ihn nicht von seiner Meinung abbringen. Nicht einmal der als Spass gemeinte Einwand, man finde vielleicht einen Sponsor, der ihm eine seiner zahlreichen Übersee-Verehrerinnen einfliegen lasse, vermag ihn zu erheitern. Trotzig sagt er: «Ich habe ja meine Flugtickets. Ich fliege zu den Überseerennen und warte im Fahrerlager, ob mich vielleicht ein anderes Team noch als Ersatzfahrer einsetzt.»
Soweit wird es natürlich nicht kommen. Dominique Aegerter fährt in dieser Saison keine Rennen mehr. Und ein wenig heitert sich seine Miene erst auf, als ihm ein Kollege sagt: «Aber Domi, wenn Du zu den Rennen fliegst, dann müsstest Du dann dem Tom Lüthi schön brav zu guten Leistungen gratulieren….» Ja gopf, das hätte gerade noch gefehlt.
Teamchef Fred Corminboeuf hat entschieden, Dominique Aegerter bei den letzten vier Saisonrennen nicht mehr einzusetzen. Weil der Rohrbacher nächste Saison beim deutschen Kiefer-Team fahren wird. Wenn es seine Absicht war, sich bei seinem Piloten für den Teamwechsel zu rächen, dann ist ihm das gelungen. Fred Corminboeuf ist nämlich auch zornig. Er ist vom Teamwechsel seines Fahrers völlig überrascht worden.
Der lange schwelende Konflikt zwischen Fred Corminboeuf, dem bauernschlauen Teamchef, und dem Aegerter-Clan ist nun zu einem vergnüglichen «Rosenkrieg» eskaliert. Nun sind Männer zu Schulbuben geworden. So ist das halt in einem Sport, der so viel Adrenalin fliessen lässt, wo es um Eitelkeiten und Egos, Sex und Kohle geht. Dominique Aegerter ist mitten ins Fegefeuer der Eitelkeiten geraten.
Was den Zorn noch befeuert: Dominique Aegerter hat den sofortigen Rauswurf nicht von seinem Teamchef erfahren. Sondern aus einem Rundschreiben an die Sponsoren. Denen muss Fred Corminboeuf ja erklären, dass ihr Fahrer diese Saison nicht mehr auf der grossen Töff-Weltbühne auftreten wird. Dummerweise stand auch Dominique Aegerters Mutter auf der Verteilerliste dieses Rundmails und vergeblich versuchte daraufhin Dominique Aegerter seinen Teamchef telefonisch zu erreichen.
Nun fährt also Dominique Aegerter diese Saison nicht mehr. Er kann nur zu Hause sitzen, die Rennen am Fernsehen schauen und zusehen, wie er in der zweitwichtigsten Töff-WM im Gesamtklassement vom 11. Rang nach und nach weiter abrutscht. Und sich ausrechnen, was er an Prämien verliert.
Ach, wir dürfen uns die Hände reiben und auf die nächste Saison freuen. 2017 wird die erbitterte Rivalität zwischen Dominique Aegerter und dem Clan von Tom Lüthi (der weiterhin im Team von Fred Corminboeuf fährt) für allerbeste Unterhaltung und hochklassigen Rennsport sorgen.
Noch braucht Dominique Aegerter ungefähr drei Tage und drei Nächte, um sich zu beruhigen. Aber dann kann er sich bis zum Start der Testsaison im nächsten Februar optimal vorbereiten, sich erholen, mit seinem neuen Team anfreunden, die Batterien neu laden, den Kopf frei zu bekommen und den heiligen Zorn in pure Motivation und Kampfgeist umwandeln. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass wir im Frühjahr 2017 den besten Dominique Aegerter aller Zeiten erleben werden.